Mein Herz tanzt Tango
unserer Kultur kann ein Mann zu einer Frau gehen und sie um einen Tanz bitten. Aber in anderen Teilen der Welt müssen die Männer zu einer raffinierteren Methode greifen, wenn sie mit einer Frau tanzen wollen: Augenkontakt.“
„Sehr interessant. Ich bin ganz Ohr.“
„Gut. Dann stell dir vor, wir würden uns noch nicht kennen.“
„Das klingt nicht, als würde es Spaß machen.“
„Tu mir trotzdem den Gefallen“, bat Rose. Sie ging an das andere Ende des Raums, setzte sich auf den Empfangstisch und legte die Beine übereinander. Dabei zeigte sie aufreizend viel Haut. „Nun“, raunte sie verführerisch. „Willst du mich?“
„So sehr wie ein Verhungernder eine Lasagne.“
Sie unterdrückte ein Grinsen und versuchte, strafend den Kopf zu schütteln. „Mein lieber Dalton, was mache ich nur mit dir? Hier geht es nicht um Scherze, sondern um Leidenschaft! Sieh mich an! Nein nicht so, sieh mich richtig an! Lass mich fühlen, wie sehr du mich begehrst!“
Okay, das würde ihm nicht allzu schwer fallen. „Gilt das für alle Situationen? Was, wenn ich zum Beispiel bei einer geschäftlichen Konferenz in Lateinamerika mit der steinalten Frau eines Geschäftspartners tanzen muss? Soll ich sie auch fühlen lassen, wie sehr ich sie begehre?“
„Ich werde einfach so tun, als hättest du mir diese Frage nie gestellt. Natürlich wünscht sich jede Frau, unabhängig von ihrem Alter und ihrer Position, begehrt zu werden!“
Dalton grinste. „Übrigens habe ich vor ein paar Tagen die alte Witwe Baker erfolgreich bezirzt, damit sie uns die Verwaltung ihres Vermögens überlässt. Wer weiß, vielleicht kann ich mit dem, was du mir beibringst, auch noch ihre Bridge-Freundinnen einwickeln!“
„Was habe ich nur für ein Monster geschaffen!“, rief Rose mit gespielter Verzweiflung aus.
„Wenn du Glück hast, findest du es vielleicht heraus.“
„Also, zurück zu unserem Unterricht. Noch einmal: Du musst deiner Partnerin das Gefühl geben, dass sie für dich etwas ganz Besonderes ist. Sie soll …“
Während ihres Vortrags hatte Dalton den Raum durchquert. Rose wollte sich doch begehrt fühlen – schön, dafür konnte er sorgen. Er fixierte sie mit dem konzentrierten Blick, den sie verlangt hatte, und ließ seine Hand langsam ihre Schulter hinabgleiten. Als sie trotz der Wärme, die die Kerzen im Raum verbreiteten, erschauerte, wusste er, dass er auf dem richtigen Weg war.
„Das ist genau richtig“, lobte sie atemlos. „Du hast verstanden, worauf es ankommt. Aber versuch so etwas bitte nicht bei der armen Mrs. Baker. Ich glaube nicht, dass ihr Herz das aushält.“
„Solange es dein Herz aushält …“ Er neigte den Kopf, um sie zu küssen, doch gerade als ihre Lippen sich berührten, zog er sich zurück.
„Das ist nicht fair“, beschwerte sie sich.
„Und dieses Kleid, das du da trägst, hältst du das für fair?“ Die Musik wurde lauter. Dalton küsste ihr Dekolleté, dann ihren Hals.
„Wenn es dich so stört, kann ich ja ein weites T-Shirt darüber anziehen.“
„Mach dir keine Gedanken“, sagte er und knabberte an ihrem Ohrläppchen. „Mit dieser Art von Ungerechtigkeit kann ich leben.“
„Ja, aber …“ Sie atmete hörbar ein, als Dalton seine Hand innen an ihrem Oberschenkel hochgleiten ließ. „Was ist mit Fairness mir gegenüber?“
„Vertrau mir, Schatz. Keiner von uns verlässt diesen Raum, bevor wir nicht absolute Gerechtigkeit hergestellt haben“, versicherte Dalton. Um dieses Versprechen zu besiegeln, gab er ihr endlich den Kuss, um den er sie zuvor betrogen hatte. Er begann ganz sanft. Ihr Atem vermischte sich, bevor ihre Lippen sich trafen. Dalton schmeckte den Champagner auf ihrer Zunge und liebkoste ihre Unterlippe. Währenddessen strich er mit einer Hand durch Roses Haar.
Wenn er klug wäre, würde er jetzt gehen. Er würde sich daran erinnern, dass er morgen in aller Frühe topfit im Büro sein musste, auch wenn es Samstag war. Außerdem glaubte er nicht, dass Rose so stark war, wie sie vorgab. Sie hatte ihre Vergangenheit noch nicht bewältigt. Rose war ein wundervoller Mensch und verdiente viel mehr, als er ihr bieten konnte. Natürlich wollte er eines Tages heiraten. Er sehnte sich nach einer eigenen Familie.
Aber war jetzt der richtige Zeitpunkt? Und Rose die richtige Frau?
„Kommt nicht infrage!“, wütete Mona und warf eine Schachtel Herrenslipper neben die Kasse. „Diese Frau ist einfach unmöglich!“
Rose biss auf dem Nagel ihres linken
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