Mein Herz tanzt Tango
Nur noch ein paar Minuten!“ Als Nächstes holte sie den silbernen Weinkühler, den ihre Großmutter ihr zur Hochzeit geschenkt hatte, aus dem Büro. Darin hatte sie schon vor Daltons Eintreffen eine Flasche Champagner auf Eis gestellt. Sie öffnete die Flasche und schlürfte den Schaum, der heraussprudelte.
„Ich hoffe, das Warten lohnt sich!“
„Kommt darauf an, was du für lohnend hältst.“ Rose eilte zurück ins Studio und gab ihm einen zärtlichen Kuss mit Champagnergeschmack. „Wie findest du zum Beispiel das?“, fragte sie neckend.
„Überwältigend!“, antwortete Dalton mit einem sexy Lächeln. „Was hast du nur vor?“
„Noch ein wenig Geduld, dann erfährst du es.“
Zurück im Empfangsbereich legte sie die CD Lo que ven drà in den CD-Player, den sie schon am Nachmittag eigens dort deponiert hatte. Lo que vendrà war einer ihrer liebsten temperamentvollen Tangos. John hatte ihn nicht besonders gemocht, daher war er für diesen Anlass besonders geeignet.
Nun musste sie nur noch in das knappe rote Kleid schlüpfen, das in ihrem Büro wartete. Danach rannte sie zurück in den Empfangsbereich, strich sich schnell das Haar zurecht und rief: „Komm her, wenn du dich traust.“
Dalton atmete tief durch. Hoffentlich war sein Herz stark genug für die Überraschung, die sich diese Frau ausgedacht hatte! Er entschloss sich, es zu riskieren. Er verließ das hell erleuchtete Tanzstudio und gelangte in eine völlig neue Welt.
„Bitte mach das Licht im Studio aus.“
Dalton drückte auf den Schalter und verwandelte so den Raum, in dem Rose auf ihn wartete, mit einem Schlag in einen dunklen Hinterhof in der Altstadt von Buenos Aires. Die Kerzen, die sie angezündet hatte, rochen nach Orchideen, doch die schönste Blume war Rose selbst. Sie trug ein Kleid, das ihre makellose Figur so einzigartig zur Geltung brachte, dass Dalton sprachlos war.
„Möchtest du etwas trinken?“ Sie kam auf ihn zu, zwei Champagnerflöten in der Hand. Zu mehr als einem Lächeln und einem Nicken war Dalton nicht in der Lage.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Rose mit einem Anflug von Besorgnis.
„Ja, ja, ich muss mich nur eine Sekunde sammeln. Das ist eine echte Überraschung.“
„Aber wirklich nur eine Sekunde“, bestimmte Rose lachend. „Ich habe den Abend nämlich schon komplett verplant.“
Dalton nahm das Glas, das sie ihm reichte, und versprach: „Ich bin ganz für dich da.“
„Schön.“ Rose hob ihr Glas. „Dann lass uns auf das Mondlicht, die Liebe und ganz besonders auf den Tango trinken!“
„Auf den Tango.“
Sie stießen miteinander an und tranken. Der Champagner war exzellent, leicht und fruchtig. Doch er reichte nicht, um Dalton von seinen Problemen abzulenken. Im Gegenteil. Er wurde sich ihrer noch stärker bewusst. Obwohl Rose es abstritt, hätte er schwören können, dass er sie nach ihrem Liebesspiel im Badezimmer weinen gehört hatte.
Und dann waren da noch seine eigenen Schwierigkeiten.
„Hey“, unterbrach Rose seine Gedankengänge. „Tiefe Sorgenfalten im Gesicht sind heute absolut verboten, klar?“ Sie berührte zärtlich seine Stirn.
Er streichelte ihre Wange. Dann strich er mit dem Zeigefinger über ihre Augenbrauen. „Du bist so schön.“
„Danke.“
„Ich habe noch nie eine Frau wie dich kennengelernt.“ Das stimmte. Zwischen Rose und Carly gab es nur eine Handvoll Gemeinsamkeiten, dafür hundert Unterschiede. Bei einem Vergleich stand Rose mit Abstand als Siegerin da. Doch reichte das, um eine langfristige, erfolgreiche Beziehung aufzubauen?
„Hoffentlich war das ein Kompliment“, sagte Rose kichernd.
„Das war es. Und zwar ein großes!“, bestätigte ihr Dalton. Er nahm ihr das Glas ab und stellte beide auf den Empfangstisch.
Obwohl die leise Hintergrundmusik, für die Rose gesorgt hatte, ein Tango war, zog er sie zum Tanzen eng an sich. Eigentlich war es gar kein Tanzen, mehr ein gemeinsames Wiegen im Takt der Musik, bei dem er ihre verführerischen Kurven ganz nah an seinem Körper spürte.
„So angenehm mir dieser Tanzstil mit dir auch ist“, erklärte Rose zwischen zwei Liedern, „aber eigentlich sollte ich dir neue Tangoschritte beibringen. Schließlich bezahlst du mir Tanzstunden.“
„Meinetwegen, wenn es unbedingt sein muss“, lenkte Dalton grinsend ein.
„Also“, begann Rose. „Heute beschäftigen wir uns mit der hohen Kunst des Blicks.“
Dalton sah sie verständnislos an. Deshalb erklärte sie ihm, was sie meinte: „Hier in
Weitere Kostenlose Bücher