Mein Herz und deine Krone
Königreich Calista die Chance, die gesamte Macht an sich zu reißen.
Und genau in dieser spannungsgeladenen Atmosphäre drohte Hollys bisher streng gehütetes Geheimnis zu platzen und öffentlich zu werden. Zum Glück schien wenigstens der erste Teil von Sebastians Plan geklappt zu haben. Das erfuhr Andreas in dem Moment, als er den Hörer ans Ohr nahm.
„Sie ist an Bord, und wir werden gleich landen“, unterrichtete ihn Georgiou knapp, und Andreas seufzte erleichtert auf. Er hatte mit mehr Schwierigkeiten gerechnet.
„Sie hat also tatsächlich eingewilligt, hierherzukommen?“ Am anderen Ende der Leitung blieb es ruhig, und der Prinz runzelte die Stirn. „Warum antwortest du nicht, Georgiou?“
„Unser Auftrag lautete, sie unter allen Umständen nach Aristo zu bringen.“
„Er lautete exakt, ihr die prekäre Situation zu erklären und sie um ihre Hilfe zu bitten“, korrigierte Andreas kühl. „Du hast sie doch sicher gefragt und …“
„Prinz Sebastian hat befohlen, mögliche Proteste zu ignorieren …“ Als Andreas stumm blieb, sprach Georgiou zögernd weiter. „Sie war allein auf der Ranch und hat offenbar auf den Grundstücksmakler gewartet. Wir haben uns dann entschieden, spontan und schnell zu handeln. Diskussionen hätten nur kostbare Zeit geraubt.“
„Und?“
„Und deshalb haben wir sie kurzerhand in den Helikopter verfrachtet und zum Flieger transportiert, der bereits auf uns wartete. Niemand hat uns kommen oder abfliegen sehen.“
Andreas schloss gepeinigt die Augen. „Mit anderen Worten, ihr habt sie entführt!“
„Wir hatten keine Wahl“, verteidigte Georgiou sich steif. „Sie wollte einfach nicht zuhören. Während des gesamten Fluges haben wir versucht, ihr klarzumachen, dass Sie nur mit ihr reden wollen, aber die Lady war zu verärgert, um zuzuhören. Sie hat Maris gebissen.“
„Es gab eine tätliche Auseinandersetzung?“
„Sie hat sich gesträubt, mitzukommen. Natürlich gab es daraufhin ein Handgemenge!“, Georgiou, der normalerweise Nerven wie Stahlseile hatte, hörte sich plötzlich regelrecht mitgenommen an.
Andreas stieß zischend den Atem aus. Was, zur Hölle, musste sie jetzt von ihm denken? Und wenn ein derartiger Zwischenfall der Presse zu Ohren käme … ein Prinz entführt eine Australierin und zwingt sie, gegen ihren Willen, ihr Land zu verlassen!
„Habt ihr sie verletzt?“, fragte er scharf.
„Nein, natürlich nicht“, brummte Georgiou defensiv. „Wir hatten schließlich unsere Order. Obwohl sie wie eine echte Wildkatze gekämpft hat!“
„Holly ist doch kaum mehr als ein junges Mädchen!“
„Sie ist eine Frau “, korrigierte Georgiou. „Gekreuzt mit einer Tigerin!“
Andreas dachte an die Holly von vor zehn Jahren zurück. Selbst mit siebzehn war sie mutig und temperamentvoll gewesen. Und hatte er sie nicht selbst manchmal liebevoll meine klei ne Wildkatze genannt …?
Damals.
Sechs herrliche, sorgenfreie Monate hatte er auf dem Anwesen ihrer Eltern verbracht – eine erbetene Auszeit, die König Aegeus seinem jüngsten Sohn nur sehr widerwillig gewährte, ehe der sich seinen königlichen Pflichten würde ergeben müssen.
Die Beziehung zu Holly war nicht geplant gewesen, hatte sich aber in kürzester Zeit von einem heißen Flirt zu einem wahren Buschbrand ausgeweitet. Andreas hätte alles darum gegeben, sie aufrechterhalten zu können, doch Holly erwies sich als stark genug für sie beide.
„Du gehörst ebenso wenig in meine Welt wie ich in deine“, hatte sie ihm unter Aufbringung all ihrer Kraft erklärt, als sie sich ein letztes Mal in den Armen lagen. „Du wirst zu Hause gebraucht. Dein Lebensmittelpunkt ist und bleibt Aristo. Und du hast versprochen, eine Prinzessin zu heiraten, Andreas. Mach es uns doch nicht schwerer, als es ohnehin schon ist …“ Ihre Stimme drohte zu brechen. „Geh einfach und schau nicht mehr zurück …“
Also war er gegangen und hatte verzweifelt versucht, irgendwelche Anzeichen von Reue in Hollys Gesicht zu sehen, als sie ihm zum Abschied zuwinkte, bevor sie sich abwandte und aus seinem Blickfeld verschwand.
Doch sosehr der Abschied auch schmerzte, Andreas wusste, dass sie recht hatte, und beschloss, die große Liebe seines Lebens für immer in seinem Herzen zu verschließen und nicht mehr daran zu rühren.
Er war ein Prinz und hatte bereits ein Heiratsversprechen abgegeben. Holly hingegen war die einzige Stütze ihrer Eltern und freute sich auf ihren zukünftigen Job als Lehrerin im Outback.
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