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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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Armen und versuche mich zu einer kleinen Kugel zusammenzurollen, damit ich mir beim Aufkommen nicht wehtue.
    »Rummmms!« Mit einem Aufprall, der mir den Atem raubt, lande ich unsanft auf etwas Hartem. Ein Stapel Bücher fällt um und wirbelt eine Staubwolke auf. Vorsichtig rapple ich mich hoch und betaste meine Knochen, um sicherzugehen, dass nichts gebrochen ist. Aus dem Augenwinkel nehme ich eine Bewegung wahr und wirble herum, die Arme in Karatestellung, um einen möglichen Angreifer einzuschüchtern.
    Der Angreifer macht genau dieselbe Bewegung.
    Als ich einen Schritt vortrete, merke ich, dass ich in einen Spiegel schaue. Zumindest denke ich, dass es ein Spiegel ist, obwohl ich mich nicht recht wiedererkenne.
    Meine Mutter ist einmal mit mir nach Montreal gefahren. Wir sind über einen Platz spaziert, der am Abend von Straßenkünstlern und Buden bevölkert war. Maler saßen unter Schirmen und zeichneten zappelnde Kinder. Zum Spaß ließ Mutter ein Porträt von mir malen. Zwar war die Ähnlichkeit unverkennbar, aber ehrlich gesagt fand ich das Bild irgendwie unheimlich. Diese flache, zweidimensionale Darstellung hatte überhaupt nichts mit mir zu tun.
    Bei dem Bild, das mir aus dem Spiegel entgegenstarrt, ist es genauso.
    Langsam strecke ich den Finger zu dem merkwürdigen Mädchen aus, das ich sein könnte oder auch nicht – als zu meiner Linken ein schrilles Kreischen ertönt. Ein narbenbedeckter, ziegenbärtiger Mann, den ich überall wiedererkannt hätte, holt mich von den Beinen und hält mich am Boden fest.
    »Du Diebin!«, schreit Rapscullio. »Du bist genauso hässlich, wie der Prinz gesagt hat. Noch ehe die Nacht hereinbricht, wirst du Drachenfutter sein.«
    Ich denke mir das alles nur aus. Das ist die einzige Erklärung, die ich dafür habe, dass ich von einer fiktiven Figur durch den Zauberwald geschleppt werde. Aber wenn ich mir das alles nur ausdenke, wie kommt es dann, dass mir das Seil, mit dem mich Rapscullio gefesselt hat, die Handgelenke aufscheuert? Wie kommt es, dass ich den Holzfeuerrauch aus Orvilles Hütte rieche und spüre, wie die Feen – sie sind so groß wie Mücken auf Anabolika – an meinen Haaren und meinen Kleidern zupfen?
    Ich weiß, ich müsste eigentlich panische Angst haben, aber ich bin zu sehr damit beschäftigt, mich in dieser Welt umzusehen, von der ich so lange geträumt habe. Über mir, wo sich der Himmel befinden sollte, baumeln in weiter Ferne Teile von Buchstaben. Dahinter kann ich nur Farben und Umrisse ausmachen, als würde ich vom Grund eines Teiches aus in die Sonne blicken.
    »Ach du meine Güte«, keuche ich, »ist das etwa das königliche Schloss?«

    »Nein, das ist ein Laib Brot«, brummt Rapscullio. »Oliver hat mir erzählt, dass du stiehlst, aber er hat nicht erwähnt, dass du schwachsinnig bist …«
    Wenn das das Schloss ist, dann werde ich gleich Oliver sehen.
    Ihn wirklich sehen, zum ersten Mal.
    Ich bleibe ruckartig stehen, sodass Rapscullio ebenfalls anhalten muss. Mit meinen gefesselten Händen versuche ich meine Haare zu glätten und mein T-Shirt zu richten, damit man den durch das J entstandenen Riss nicht bemerkt. »Sehe ich passabel aus?«, frage ich meinen Kidnapper.
    »Ich denke schon, wenn man diesen ausgezehrten, androgynen, abgerissenen Look mag.« Er zerrt mich weiter und wie durch Zauberhand hebt sich das metallene Fallgitter, und vier Herolde verkünden trompetend meine Ankunft. Rapscullio löst meine Fesseln und schubst mich nach vorne, sodass ich auf allen vieren zwischen lauter Adeligen und Hofdamen lande.
    »Was haben wir denn da, Rapscullio?«
    Als ich aufsehe, stelle ich fest, dass Königin Maureens Blick auf mir ruht. Die funkelnden Diamanten, Saphire und Rubine ihrer Krone blenden mich. Ihre Robe ist mit Goldborten durchwirkt und ihr majestätischer purpurroter Umhang hat ein Futter aus weichem Hermelin. All die kleinen Details, die ich hier aus nächster Nähe sehe, sind nicht mit einer Buchillustration zu vergleichen. Alles sieht so echt aus … weil es echt ist .

    Ich fühle mich wie in einem Traum. Habt ihr nicht auch schon einmal so lebhaft geträumt, dass ihr hundertprozentig davon überzeugt wart, ihr würdet es wirklich erleben? So intensiv, dass ihr alles aus dem Gedächtnis hättet malen können? So plastisch, als wäre der Traum real?
    Königin Maureen schnappt nach Luft. »Bringt dem armen Mädchen eine Decke. Sie ist ja praktisch in Unterwäsche!«
    Ein Edelmann wirft eine Pferdedecke über mich, und ich

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