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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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wird die Hölle werden, aber es wäre schön gewesen zu wissen, dass es hier jemanden gibt, dem es leidtut, dass ich dahin muss.«
    Ich spüre, wie mir heiß wird. Ich bin von Oliver so besessen gewesen, dass ich für Jules keine Zeit mehr hatte. Und die Tatsache, dass sie ihn nicht hören kann, macht die Kluft zwischen uns noch größer.
    Das wird sich ändern, wenn Oliver erst einmal hier ist. Dann kann ich ihn Jules vorstellen und sie kann ihn kennenlernen und sich für mich freuen, weil ich endlich einen Freund habe. Diese kleinen Nervereien zwischen uns sind nur unbedeutende Hindernisse, die wir irgendwann aus dem Weg räumen werden. »Ich hab einfach gerade ziemlich viel auf dem Zettel.«
    Jules steht auf. »Ich stand früher auch auf deinem ›Zettel‹. Ich war dir wichtig.«
    »Jules, sag so was nicht. Du bist immer noch meine beste Freundin …«
    »Weißt du, was? Darüber entscheidest nicht du. Zu einer Freundschaft gehören immer zwei und in letzter Zeit habe ich mehr als meinen Anteil beigetragen.«
    »Jules«, beschwichtige ich sie. »Komm schon.« Ich strecke die Hand nach ihr aus, doch sie weicht zurück.
    Sie sieht mir ins Gesicht. »Merk dir eins – ich habe hinter dir gestanden, als dich die ganze Welt gehasst hat. Ich dachte, das wäre etwas wert.«
    Daraufhin marschiert sie aus dem Zimmer und knallt die Tür hinter sich zu. Ich seufze resigniert. Das werde ich wieder in Ordnung bringen, ich schwöre es, aber erst muss ich zu Ende führen, was Oliver und ich angefangen haben.
    Meine Mutter steckt den Kopf durch die Tür. »Ist mit Jules alles in Ordnung?
    »Ja …«
    »Komisch, sie hat aber nicht so ausgesehen, als sie hinausgerannt ist.«
    Mir treten Tränen in die Augen. »Ich möchte nicht darüber reden«, antworte ich. Ich habe an einem einzigen Tag zwei Freunde verloren.
    Meine Mutter setzt sich zu mir aufs Bett. »Weißt du, was es auch ist, das wird schon wieder. Und wenn du darüber sprechen willst, bin ich für dich da.«
    Es tut gut zu spüren, wie sie die Arme um mich legt, und sich eine Weile vorzumachen, es wäre wirklich so einfach. Daran zu glauben, dass sich das Ganze irgendwie von selbst regeln wird. Sie drückt mir einen Kuss auf den Scheitel. »Ich habe eine Idee«, sagt sie. »Sollen wir uns zusammen einen Film ansehen?«
    Ich schaue hoch zu ihr. »Wie in alten Zeiten?«
    »Ich mache Popcorn«, sagt meine Mutter. »Und du holst Arielle, die Meerjungfrau .«
    Falls es mir zu denken gibt, warum meine Mutter ein existenzielles Problem damit hat, dass ich ein Märchen lese, aber ohne mit der Wimper zu zucken mit mir einen Disney-Zeichentrickfilm guckt, dann wird das durch die Vorfreude auf einen Abend überlagert, an dem ich mich der Illusion hingebe, dass Träume wahr werden können. »Okay«, sage ich leise, und sie drückt mich ein bisschen fester.
    Als sie fort ist, gehe ich zum Bücherregal, um das Märchenbuch herauszuholen. Ich will nur kurz Seite 43 aufschlagen, damit ich Oliver von meiner brillanten Idee erzählen kann. Aber dann denke ich an meine Mutter unten, wie sehr sie sich bemüht, mich glücklich zu machen. Fürs Erste muss Oliver noch warten.

    Die Disney-Filme liegen in einem Pappkarton in meinem Schrank, im obersten Fach. Weil ich nicht ganz herankomme, ziehe ich meinen Wäschekorb näher, stülpe ihn um und benutze ihn als Hocker. Ich strecke die Hand aus und bekomme den Rand der Schachtel zu fassen. Aber auf einmal wird alles um mich herum hell und silbrig, so ähnlich, wie wenn es über Nacht geschneit hat. Ich muss blinzeln, weil das Licht so blendet, und plötzlich falle ich, purzle kopfüber durch ein großes, weites, leeres Nichts.
    Ich fange zu schreien an. Ich falle so schnell, dass mir der Wind in den Ohren rauscht und mir die Augen tränen. Es ist, als hätte mich jemand aus einem Düsenjet gestoßen. Vage mache ich schwarze Umrisse aus, an denen ich vorbeistürze. Dann werde ich abrupt gestoppt. Mein T-Shirt hat sich an einem Haken verfangen, an dem ich nun baumle, der Stoff bauscht sich um meine Schultern.
    Nur dass es kein Haken ist. Als ich mich umsehe, erkenne ich, dass ich an einem gigantischen J hänge.
    Bis der Schwung des J unter meinem Gewicht abbricht und ich mich wieder im freien Fall befinde.
    Während ich mich überschlage, beginnt sich der Raum um mich herum mit Farbe zu füllen – zuerst nur schwach, dann dunkler und stärker pigmentiert, bis ich glaube, jeden Moment auf den Boden zu knallen. Ich schütze mein Gesicht mit den

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