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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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tritt Jessamyn mit einem großen Glas Wasser ins Zimmer. Sie blickt von Oliver zu mir. »Delilah«, sagt sie. »Du hast meinen Sohn also schon kennengelernt.«
    Und in diesem Augenblick wird alles um mich schwarz.
    Ich falle nicht leicht in Ohnmacht. Der Anblick von Blut lässt mich kalt und Horrorfilme sehe ich mir an, ohne mit der Wimper zu zucken. Zugegeben, bei meinem Sturz gestern habe ich mir gewaltig den Kopf angeschlagen – und dann bin ich nur mit ein bisschen Suppe und ein paar Erdnussflips im Magen 370 Kilometer gefahren. Trotzdem finde ich es ziemlich peinlich, mit einem kalten, nassen Waschlappen auf der Stirn auf einer fremden Couch zu liegen, während ein Junge, der genauso aussieht wie Oliver, aber nicht Oliver ist, mit absolutem Abscheu auf mich herunterstiert. »Du sabberst«, sagt er.

    Beschämt fahre ich mir mit der Hand über den Mund.
    »Sie ist wach«, sagt Nicht-Oliver. »Kann ich jetzt gehen?«
    Er spricht mit Jessamyn, die eine Schüssel Suppe aus der Küche bringt. Warum füttern mich bloß alle mit Suppe?
    »Danke, dass du auf sie aufgepasst hast, Edgar«, sagt Jessamyn.
    »Passt schon«, erwidert Edgar. Er rollt die Augen und trottet aus dem Zimmer.
    »Also.« Jessamyn setzt sich auf die Sofakante. »Jetzt ist es Zeit, dass du mir die Wahrheit sagst. Steckst du in Schwierigkeiten, Delilah? Bist du von zu Hause abgehauen?«
    »Nein!«, antworte ich. »Ich meine, ich bin zwar abgehauen, aber nur vorübergehend. Um Sie zu finden.« Ich nehme die Schüssel entgegen, die sie mir hinhält. Brokkoli-Käse-Suppe. Riecht köstlich.
    »Und deine Mutter hat keine Ahnung, wo du bist?«
    Das Handy in meiner Tasche vibriert – schon wieder eine Nachricht. »Hm«, sage ich. »Ja.«
    Jessamyn reicht mir ein Telefon. »Ruf sie an.«
    Widerstrebend wähle ich die Nummer. Schon beim ersten Läuten hebt meine Mutter ab. »Hallo, Mom!«, sage ich so fröhlich wie möglich.
    Ich muss den Hörer von meinem Ohr weghalten, weil sie so schreit. Mit eingezogenem Kopf warte ich, bis ich ihren Redeschwall unterbrechen kann. »Es tut mir echt leid …«
    »Delilah Eve, weißt du überhaupt, was ich mir für Sorgen gemacht habe? Wo steckst du denn? Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Ich musste einfach was erledigen und wusste, dass du es nicht erlaubt hättest, wenn ich gefragt hätte.«
    »Sag mir, wo du bist, ich hole dich ab. Und dann kriegst du lebenslänglich Hausarrest.«
    »Ich bin auf Cape Cod.«
    Erneut prasselt ein wütender Wortschwall auf mich nieder. Wieder halte ich das Telefon von meinem Ohr weg.
    »Vielleicht kann ich helfen«, mischt Jessamyn sich ein und greift nach dem Telefon. »Hallo? Sind Sie Delilahs Mutter? Ich bin Jessamyn Jacobs.« Sie zögert. »Ja, stimmt, früher war ich jedenfalls Schriftstellerin. Oh, sehr freundlich von Ihnen. Freut mich, dass Sie meine Sachen gern gelesen haben.« Erneut eine Pause. »Glauben Sie mir, für mich war es auch eine echte Überraschung … Nein, nein, es ist viel zu spät, um so weit zu fahren. Am besten bleibt Delilah über Nacht hier und Sie kommen gleich morgen früh und holen sie ab. Sie kann in unserem Gästezimmer übernachten.«
    Ich höre Moms aufgeregtes Geschnatter, dann gibt Jessamyn ihr die Adresse. Als sie fertig ist, hält sie wieder mir den Hörer hin. »Sie will noch mal mit dir sprechen.«
    »Nur damit wir uns recht verstehen, du hast immer noch Hausarrest, bis du Oma bist«, wiederholt meine Mutter. »Aber wenigstens weiß ich, dass du die Nacht nicht irgendwo auf der Straße zubringst. Du hast dieser Frau sehr viele Unannehmlichkeiten bereitet, also wirst du ein mustergültiger Gast sein, verstanden?«
    »Ja, Mom«, murmle ich. »Bis morgen.«
    »Delilah?«
    »Ja?«
    »Ich hab dich lieb, weißt du.«
    Ich senke den Kopf. Ich habe meiner Mutter und Jessamyn Jacobs ganz schönen Ärger gemacht, alles in der Hoffnung, das Unmögliche möglich zu machen und eine erfundene Person real werden zu lassen. Plötzlich schäme ich mich für meinen Egoismus. »Ich hab dich auch lieb«, flüstere ich.
    Dann lege ich auf und gebe Jessamyn das Telefon zurück. »Danke. Dass ich hierbleiben darf.«
    »Kein Problem. Für Edgar ist es schön, wenn jemand in seinem Alter da ist. Er schließt nicht so schnell Freundschaft.«
    Ich setze mich auf. »Darf ich Sie was fragen? Wieso sieht Oliver genauso aus wie Ihr Sohn?«
    »Weil er mein Sohn ist .« Jessamyn sieht mich an. »Nachdem sein Vater gestorben war, hatte Edgar vor allem Angst. Ich wollte ein

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