Mein ist die Stunde der Nacht
ging zum Schreibtisch, auf dem ein dicker Stapel Manuskripte lag. Er blätterte einige Seiten durch. »Na bitte«, sagte er. »Wie ich Ihnen erklärt habe und wie Sie selbst sehen können, sind dies die Drehbücher, die Mr Brent bearbeitet hat und die die Produktionsfirma so dringend benötigt. Ich werde sie nicht anrühren, nicht einmal für eine Sekunde.« Er deutete auf Justin Lewis. »Sie nehmen sie.« Er zeigte auf Jerome Warren. »Und Sie halten den Express-Umschlag auf, in den sie gesteckt werden. Dann können Sie unter sich ausmachen, wer die Adresse draufschreibt. Sind Sie jetzt zufrieden?«
»Selbstverständlich, Sir«, antwortete Lewis nervös. »Ich hoffe, Sie haben Verständnis für unsere Haltung und weshalb wir so vorsichtig sein müssen.«
Carter Stewart antwortete nicht. Er starrte auf einen gelben Zettel, den Robby Brent an das Telefon geklebt hatte: »Treffen mit Howie wegen der Drehbücher Dienstag 15.00«.
Der Manager hatte ihn auch bemerkt. »Mr Stewart«, sagte er, »soweit ich verstanden habe, waren Sie mit Mr Brent verabredet, um sich die Drehbücher anzuschauen.«
»Das ist richtig.«
»Darf ich dann fragen, wer Howie ist?«
»Damit hat Mr Brent mich gemeint. Es soll ein Witz sein.«
»Ach so, ich verstehe.«
»Ja, ganz bestimmt verstehen Sie. Mr Lewis, haben Sie schon mal das Sprichwort gehört: Wer zuletzt lacht, lacht am besten?«
»Ja,« sagte Justin Lewis, eifrig nickend.
»Gut.« Carter Stewart kicherte. »Es passt ganz gut zu dieser Situation. Und jetzt gebe ich Ihnen die Adresse.«
72
NACHDEM SAM RICH STEVENS’ BÜRO verlassen hatte, ging er die Treppe hinunter in die Cafeteria des Gerichtsgebäudes und bestellte Kaffee und ein Schinken-Emmentaler-Sandwich zum Mitnehmen.
»Das ist ungesund«, sagte der neue Angestellte hinter der Theke fröhlich. Als Sam ihn verständnislos anstarrte, erklärte er: »Sie sollten sich zum Essen Zeit nehmen und eine Pause machen.«
Das zu erfahren hat mein Leben jetzt auch nicht besonders bereichert, dachte Sam, während er in sein Arbeitszimmer zurückkehrte und das Sandwich aus der Tüte nahm.
Er stellte seinen Imbiss auf den Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Eine Stunde später war das Sandwich aufgegessen, der letzte Schluck Kaffee im Pappbecher erkaltet, und Sam beschäftigte sich mit den Informationen, die er über Laura Wilcox gesammelt hatte.
Ich muss zugeben, dass man eine Menge im Internet finden kann, dachte er, aber man kann dabei auch eine Menge Zeit verplempern. Er war auf der Suche nach der Art von Hintergrundinformationen, die in offiziellen Biografien nicht auftauchten, aber bisher war ihm nichts von Bedeutung untergekommen.
Weil die Liste der Suchergebnisse für das Stichwort »Laura Wilcox« entmutigend lang war, begann er, nur diejenigen
Webseiten zu öffnen, die ihm viel versprechend erschienen. In erster Ehe war Laura mit Dominic Rubirosa verheiratet gewesen, einem plastischen Chirurgen aus Hollywood. »Laura ist so wunderschön, dass meine Fähigkeiten bei uns zu Hause wohl nie zum Einsatz kommen werden«, wurde Rubirosa nach der Hochzeit zitiert.
Sam schnitt eine Grimasse. Ist ja rührend, vor allem wenn man bedenkt, dass die Ehe exakt elf Monate gedauert hat. Ich frage mich, was aus Rubirosa geworden ist. Vielleicht hat er immer noch Kontakt zu Laura. Er beschloss, unter seinem Namen zu suchen, und fand einen Artikel mit einem Hochzeitsfoto von ihm und seiner zweiten Frau. »Monica ist so wunderschön, dass sie wohl nie meine professionellen Dienste in Anspruch nehmen muss«, lautete der Spruch, mit dem Rubirosa bei diesem Anlass zitiert wurde.
»Was Neues ist ihm nicht eingefallen. So ein Idiot«, sagte Sam laut, als er wieder auf die Seite mit Lauras erster Heirat zurückklickte.
Es gab auch ein Foto von ihren Eltern auf der Hochzeitsfeier – William und Evelyn Wilcox aus Palm Beach. Als Laura am Montag nicht wieder aufgetaucht war, hatte Eddie Zarro bei den Eltern telefonisch eine Nachricht mit der Bitte um Rückruf hinterlassen. Da sie nicht anriefen, veranlasste er, dass ein Polizeibeamter in Palm Beach zu ihrem Haus fuhr. Eine neugierige Nachbarin sagte ihm, dass sie auf Kreuzfahrt seien, aber sie wisse nicht, wo. Bereitwillig erzählte sie, dass sie zurückgezogen lebten, »ein bisschen griesgrämige alte Leute« seien und dass sie den Eindruck habe, sie hätten sich über manche üblen Geschichten geärgert, die bei Lauras zweiter Scheidung herausgekommen seien.
Auch auf
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