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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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bereit, sich der versammelten Menschenmenge unten zu stellen. Er steckte seinen Zimmerschlüssel ein und öffnete die Tür. Ich habe fast alle in meiner Klasse entweder nicht gemocht oder gehasst, dachte er. Warum bin ich dann der Einladung gefolgt und in die Stadt zurückgekommen? Er drückte den Knopf an der Aufzugtür. Ich werde jede Menge neues Material für meine Show sammeln können, dachte er. Es gab noch einen weiteren Grund, aber er verdrängte ihn schnell wieder aus seinen Gedanken. Ich werde nicht dorthin gehen, dachte er, als sich die Aufzugtür öffnete.
    Zumindest nicht jetzt.

9
    JACK EMERSON, DER Vorsitzende des Organisationskomitees, forderte die einzeln auf der Cocktailparty eintreffenden Ehrengäste auf, sich in einer Raumnische am hinteren Ende der Hudson-Valley-Suite zu versammeln. Wegen des rosigen Gesichtes konnte man ihn für einen Trinker halten, worauf auch die verödeten Haargefäße auf Wangen und Nase deuteten. Als Einziger aus der Klasse lebte er immer noch in Cornwall, weshalb er dazu ausersehen worden war, die Planung des Wochenendes in die Hand zu nehmen. »Wenn wir die Klassenmitglieder einzeln vorstellen, möchte ich dich und die andern bis zuletzt aufheben«, erklärte er.
    Als Jean die Nische betrat, sagte Gordon Amory gerade: »Jack, ich vermute, wir haben es dir zu verdanken, dass wir eine Medaille kriegen sollen.«
    »Nun, es war meine Idee«, sagte Emerson mit munterer Stimme. »Und ihr habt es verdient, jeder von euch. Gordie, ich meine Gordon, du bist eine bedeutende Persönlichkeit des Kabelfernsehens. Mark hat als Psychotherapeut einen herausragenden Ruf als Experte für Probleme Jugendlicher. Robby ist ein großartiger Kabarettist und Imitator. Howie, ich meine Carter Stewart, ist einer der führenden Theaterautoren. Jean Sheridan – oh, da bist du ja, Jean, freut mich, dich zu sehen – ist Dekanin und Professorin für Geschichte an der Georgetown University und außerdem eine Bestsellerautorin.
Laura Wilcox war der Star in einer erfolgreichen Sitcom und Alison Kendall die Chefin einer bekannten Schauspieleragentur. Wie ihr wisst, wäre sie der siebte Ehrengast gewesen, der eine Medaille erhalten hätte. Wir werden sie ihren Eltern schicken. Sie sind sehr froh darüber, dass ihre ehemalige Klasse ihrer Tochter gesondert gedenken wird.«
    Die vom Pech verfolgte Klasse, dachte Jean mit einem schmerzlichen Stich, während sich Emerson beeilte, sie mit einem Kuss auf die Wange zu begrüßen. Das war der Ausdruck, den der Schulreporter, Jake Perkins, gebraucht hatte, als er sie um ein Interview gebeten hatte. Was er ihr erzählt hatte, war ein Schock gewesen. Bis auf Alison und Laura hatte sie nach dem Abschluss alle aus den Augen verloren. In dem Jahr, in dem Catherine verunglückte, war ich in Chicago, offiziell, um ein Jahr lang zu arbeiten, bevor ich ans College gehen würde. Dass Debby Parkers Flugzeug abgestürzt ist, habe ich gehört, aber ich wusste nichts von Cindy Lang und Gloria Martin. Und erst vor ein paar Wochen Alison. Mein Gott, wir haben mittags immer zusammengesessen …
    Und jetzt sind nur noch Laura und ich übrig, dachte sie. Welches Karma schwebt da unsichtbar über uns?
    Laura hatte vorhin angerufen, um ihr zu sagen, dass sie sich erst auf der Party treffen würden. »Jeannie, ich weiß, dass wir verabredet hatten, uns vorher zu sehen, aber ich bin noch nicht mal halb fertig. Ich muss einen großen Auftritt mit allem Drum und Dran hinlegen«, hatte sie erklärt. »Ich habe mir für das Wochenende fest vorgenommen, einen so großen Eindruck auf Gordie Amory zu machen, dass er mich in seiner neuen Serie die Hauptrolle spielen lässt.«
    Jean hatte festgestellt, dass sie nicht nur nicht enttäuscht, sondern sogar erleichtert gewesen war. So hatte sie genug Zeit gehabt, Alice Sommers anzurufen, die in Cornwall ihre Nachbarin gewesen war. Mrs Sommers wohnte inzwischen in einem Reihenhaus in der Nähe eines Parks. Die Familie
Sommers war etwa zwei Jahre, bevor ihre Tochter Karen ermordet wurde, nach Cornwall gezogen. Nie hatte Jean das eine Mal vergessen, als sie von Mrs Sommers von der Schule abgeholt worden war. »Jean, hast du nicht Lust, mit mir einkaufen zu gehen?«, hatte sie vorgeschlagen. »Ich glaube, es ist besser, wenn du nicht sofort nach Hause gehst.«
    An jenem Tag war ihr erspart geblieben, mit ansehen zu müssen, wie ein Streifenwagen vor ihrem Haus hielt und ihren Eltern Handschellen angelegt wurden. Sie hatte Karen Sommers nicht besonders

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