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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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keine Rolle, die Hauptsache ist, man bleibt in den Schlagzeilen präsent. Vielleicht geht es ihr darum. Geheimnisvolles Verschwinden. Geheimnisvoller Anruf. Ehrlich gesagt, ich glaube, wir verschwenden unsere Zeit, wenn wir uns Sorgen um sie machen.«
    »Ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass du dir Sorgen um sie machst, Carter«, kommentierte Robby Brent. »Ich glaube, abgesehen von Jean ist der einzige Mensch, der um sie besorgt sein könnte, unser verehrter Vorsitzender, Jack Emerson. Stimmt’s, Jack?«
    »Was soll jetzt das?«, fragte Sam laut.
    Robby lächelte unschuldig. »Jack und ich waren heute Morgen verabredet, um uns ein paar Immobilien anzusehen, für die ich mich interessieren sollte und für die ich mich vielleicht auch interessiert hätte, wenn sie nicht so maßlos überteuert gewesen wären. Jack musste noch telefonieren, als ich zu ihm kam, und während ich darauf gewartet habe, dass er seine Gespräche mit ein paar anderen Trotteln, die ihm auf den Leim gehen sollten, beendet, habe ich mir die Sammlung von Fotos in seinem Arbeitszimmer angesehen. Darunter war eines von Laura mit einer ganz schön sentimentalen
Widmung, und es war genau zwei Wochen alt. ›Meinem lieben Klassenfreund, mit herzlichen Umarmungen und Küssen‹. Das bringt mich auf die Frage: Wie viele Umarmungen und Küsse hast du übers Wochenende von ihr bekommen, Jack, und bekommst du sie vielleicht immer noch?«
    Für einen Augenblick dachte Jean, dass Jack Emerson Robby Brent körperlich angreifen würde. Er sprang auf, knallte beide Fäuste auf den Tisch und starrte den ihm gegenübersitzenden Robby an. Unter großer Anstrengung gelang es ihm jedoch, sich zu beherrschen. Er biss die Zähne zusammen und sank langsam auf seinen Stuhl zurück. »Eine Dame ist anwesend«, sagte er leise. »Sonst hätte ich dir die passende Antwort gegeben, du miese kleine Kröte. Mag sein, dass du gut daran verdienst, dich über Leute lustig zu machen, die etwas erreicht haben in ihrem Leben, aber für mich bist du immer noch derselbe schwachsinnige Idiot, der in Stonecroft nicht mal allein den Weg zur Toilette finden konnte.«
    Entsetzt über diesen offenen Austausch von Feindseligkeiten, blickte Jean im Raum umher, um sich zu vergewissern, dass keiner der Kellner Emersons Ausbruch mitbekommen hatte. Als ihr Blick über die Tür glitt, sah sie, dass sie leicht geöffnet war. Es war keine Frage, wer dahinter stand und die Ohren spitzte, um mitzuhören, was in dem Raum gesagt wurde. Sie wechselte einen Blick mit Sam Deegan.
    Sam erhob sich. »Bitte entschuldigen Sie mich, aber ich werde den Kaffee auslassen«, sagte er. »Ich muss mich noch darum kümmern, dass der Telefonanruf zurückverfolgt wird.«

51
    PEGGY KIMBALL WAR EINE etwas korpulente Frau von etwa sechzig Jahren, die Wärme und Intelligenz ausstrahlte. Ihre noch nicht vollständig ergrauten Haare waren von Natur aus gewellt, ihr Gesicht glatt bis auf die feinen Falten um Mund und Augen. Jean hatte sofort den Eindruck, dass Peggy ein vernünftig denkender Mensch war, den so leicht nichts aus der Fassung brachte.
    Sie lehnten die Menükarte dankend ab und bestellten Kaffee. »Meine Tochter hat die Kinder vor einer Stunde abgeholt«, sagte Peggy. »Ich habe schon um sieben Uhr – oder war es halb sieben? – mit ihnen gefrühstückt, Cornflakes und Kakao.« Sie lächelte. »Als Sie gestern Abend angerufen haben, müssen Sie gedacht haben, bei uns ist das komplette Chaos ausgebrochen.«
    »Ich unterrichte eine Klasse von Studenten im ersten Jahr«, erwiderte Jean. »Manchmal denke ich, diese Studenten führen sich schlimmer auf als kleine Kinder, und mit Sicherheit können sie lauter sein.«
    Der Kellner schenkte den Kaffee ein. Peggy Kimball musterte Jean, ihre Miene war ernst geworden. »Ich erinnere mich genau an Sie, Jean«, sagte sie. »Dr. Connors hat viele Adoptionen für junge Mädchen in Ihrer Situation organisiert. Ich hatte Mitleid mit Ihnen, weil Sie eine der ganz wenigen waren, die allein in der Praxis auftauchten. Die meisten
Mädchen kamen in Begleitung eines Elternteils oder eines anderen betroffenen Erwachsenen, manchmal war sogar der Vater des Kindes dabei, der normalerweise auch ein Teenager war und ebenso verängstigt wie die Mutter.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Jean, »ich sitze hier mit Ihnen, weil ich eine betroffene Erwachsene bin, die sich Sorgen um ein neunzehnjähriges Mädchen macht, das meine Tochter ist und vielleicht Hilfe braucht.«
    Sam Deegan hatte die

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