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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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musste
er an dem allgegenwärtigen Jake Perkins vorbei, der in einem der Sessel in der Eingangshalle lümmelte. Perkins sprang sofort auf die Füße. »Irgendetwas Neues, Sir?«, fragte er erfreut.
    Du wärst der Letzte, dem ich das sagen würde, dachte Sam, doch er unterdrückte seinen aufkommenden Ärger. »Nichts von Bedeutung, Jake. Warum gehen Sie nicht nach Hause?«
    »Ich mache mich bald auf den Weg. Oh, da kommt Dr. Sheridan. Die wollte ich auch noch kurz sprechen.«
    Jean trat gerade aus dem Aufzug. Sogar aus der Entfernung bemerkte Sam, dass sie etwas erschüttert zu haben schien. Es war die Art, wie sie mit raschen Schritten durch die Eingangshalle auf das Speisezimmer zuging. Das Gefühl, dass etwas passiert war, ließ ihn seine Schritte ebenfalls beschleunigen, um sie einzuholen.
    Er erreichte sie an der Tür zum Speisezimmer. Jean sprudelte los: »Sam, sie hat wieder angerufen. Sie …« In diesem Augenblick bemerkte sie Perkins und brach den Satz ab.
    Perkins hatte alles gehört. »Wer hat angerufen, Dr. Sheridan? War es vielleicht Laura Wilcox?«
    »Gehen Sie«, sagte Sam. Er fasste Jean am Arm, schob sie durch die Tür und schloss diese hinter sich.
    Carter Stewart, Gordon Amory, Mark Fleischman, Jack Emerson und Robby Brent waren bereits da. Eine kleine Bar war aufgestellt worden, und die fünf Männer standen davor und hielten Gläser in der Hand. Beim Geräusch der sich schließenden Tür drehten sich alle um, doch als sie Jeans Miene sahen, erstarb ihnen die Begrüßung auf den Lippen.
    »Laura hat mich gerade angerufen«, sagte sie. »Laura hat angerufen.«
    Während des Essens wich die Erleichterung, die sie zunächst empfunden hatten, einer zunehmenden Unsicherheit. »Ich war schockiert, als ich Lauras Stimme hörte«, sagte Jean. »Aber sie hat aufgelegt, bevor ich sie etwas fragen konnte.«

    »Klang sie nicht nervös oder verzweifelt?«, fragte Jack Emerson.
    »Nein. Wenn, dann klang sie aufgekratzt. Aber sie gab mir nicht die Chance, ihr auch nur eine einzige Frage zu stellen.«
    »Bist du ganz sicher, dass du mit Laura gesprochen hast?« Gordon Amory stellte die Frage, die jedem der Anwesenden durch den Kopf ging.
    »Ich glaube, dass sie es war«, erwiderte Jean langsam. »Aber ich könnte keinen Eid darauf schwören. Es klang wie ihre Stimme, aber …« Sie zögerte. »Ich habe Freunde in Virginia, ein Ehepaar, die am Telefon genau gleich klingen. Sie sind seit fünfzig Jahren verheiratet, und das Timbre ihrer Stimmen ist zum Verwechseln ähnlich. Oft sage ich: ›Hallo, Jane‹, dann lacht David am anderen Ende und sagt: ›Falsch geraten‹. Wenn wir eine Weile geredet haben, kann ich die unterschiedlichen Nuancen natürlich heraushören. So ähnlich war es auch beim Anruf von Laura. Die Stimme war dieselbe, aber vielleicht nicht exakt dieselbe. Das Gespräch war zu kurz, als dass ich ganz sicher sein könnte.«
    »Der Punkt ist doch: Wenn der Anruf wirklich von Laura kam und ihr bewusst ist, dass sie als vermisst gilt und gesucht wird, warum hat sie dann nicht etwas deutlicher gesagt, was los ist?«, fragte Gordon Amory. »Ich könnte mir vorstellen, dass jemand wie dieser Perkins so etwas ausheckt, um seine heiße Story am Köcheln zu halten. Laura war jahrelang im Fernsehen in dieser Serie zu sehen. Sie hat eine unverkennbare Stimme. Vielleicht hat irgendein Schauspielschüler, den Perkins kennt, sie imitiert.«
    »Was meinen Sie, Sam?«, fragte Mark Fleischman.
    »Wenn Sie die Antwort eines Polizisten hören wollen: Ob es nun wirklich Laura Wilcox war oder nicht, die Sache gefällt mir nicht.«
    Fleischman nickte. »Das ist genau, was ich auch denke.«
    Carter Stewart zerschnitt sein Steak mit energischen Bewegungen. »Es gibt noch einen Umstand, den man berücksichtigen
sollte. Als Schauspielerin ist Laura auf dem absteigenden Ast. Ich weiß zufällig, dass sie knapp davor steht, ihr Haus zu verlieren.«
    Er schaute in die Runde und blickte selbstgefällig in die erstaunten Gesichter der anderen. »Mein Agent hat vorhin angerufen. Heute stand eine pikante kleine Meldung im Wirtschaftsteil der L. A. Times . Das Finanzamt hat eine Zwangsvollstreckung für Lauras Haus erwirkt – wegen Steuerschulden.«
    Er machte eine Pause, um einen Bissen zum Mund zu führen, und fuhr dann fort: »Das bedeutet, dass Laura in einer verzweifelten Stimmung sein könnte. Öffentliche Aufmerksamkeit ist das A und O für eine Schauspielerin. Ob gute Presse oder schlechte Presse, das spielt eigentlich

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