Mein ist die Stunde der Nacht
Cornwall und Umgebung ab, die so was verkaufen. Natürlich wurde es wieder abgeschaltet, genau wie das, das Wilcox am Sonntagabend benutzt hat, um im Glen-Ridge anzurufen.«
Der Bezirksstaatsanwalt drehte einen Kugelschreiber zwischen den Fingern. »Jean Sheridan ist nicht hundertprozentig sicher, dass es Laura Wilcox war.«
»Nein, Sir, ist sie nicht.«
»Und die Sprechstundenhilfe – wie war ihr Name, Peggy Kimball? – hat Sheridan erzählt, Dr. Connors habe möglicherweise eine ungesetzliche private Adoption für ihr Baby arrangiert?«
»Das zumindest glaubt Mrs Kimball.«
»Haben Sie etwas von dem Pfarrer von St. Thomas gehört wegen des Taufregisters?«
»Bis jetzt ist nichts dabei rausgekommen. Sie haben eine ganze Menge von den Leuten telefonisch erreicht, deren Kind damals getauft wurde, aber keiner von denen hat angegeben, dass sein Kind adoptiert ist. Der Pfarrer, Monsignore Dillon, ist auf den klugen Gedanken gekommen, einige der altgedienten Gemeinderatsmitglieder, die schon vor zwanzig Jahren hier waren, zu befragen. Manche wussten von Familien, die Kinder adoptiert hatten, aber es war niemand mit einer neunzehneinhalbjährigen Tochter darunter.«
»Arbeitet Monsignore Dillon noch daran?«
Sam fuhr sich mit der Hand über den Kopf und musste wieder an Kate denken, die immer behauptet hatte, das schwäche die Haarwurzeln. Er schrieb es seiner Müdigkeit zu, dass seine Gedanken flugs von Kate zu Alice Sommers gesprungen waren. Es kam ihm vor, als wären eher zwei Wochen als zwei Tage vergangen, seit er sie zuletzt gesehen hatte. Aber seit dem frühen Samstagmorgen, als Helen Whelan vermisst gemeldet worden war, war alles ein bisschen außer Kontrolle geraten.
»Arbeitet Monsignore Dillon noch an den Taufakten, Sam?«, fragte Rich Stevens erneut.
»Entschuldigung, Rich. Ich glaube, ich bin ein paar Sekunden eingedämmert. Die Antwort ist Ja, und er hat auch einige der benachbarten Pfarreien angerufen und sie gebeten, diskret in deren Register nachzuschauen. Wenn sie glauben, etwas gefunden zu haben, wird uns Monsignore Dillon Bescheid geben, damit wir uns eine richterliche Ermächtigung holen.«
»Und kümmert sich Jean Sheridan um Craig Michaelson, diesen Anwalt, der einige Adoptionen für Dr. Connors erledigt haben soll?«
»Sie hat um zwei Uhr einen Termin bei ihm.«
»Was werden Sie als Nächstes tun, Sam?«
Sie wurden unterbrochen, weil Sams Handy klingelte. Er holte es aus der Tasche, warf einen Blick auf das Display, und plötzlich wich der müde Ausdruck aus seinem Gesicht. »Es ist Eddie Zarro«, sagte er und drückte auf eine Taste. »Was gibt’s, Eddie?«
Der Bezirksstaatsanwalt beobachtete, wie Sam den Mund verzog. »Das darf doch nicht wahr sein! Gott, bin ich blöd. Wieso hab ich nicht daran gedacht? Und was bezweckt der Kerl eigentlich damit? Okay. Ich seh dich im Glen-Ridge. Hoffen wir, dass er nicht beschlossen hat, heute abzudampfen.«
Sam klappte das Handy zu und schaute seinen Boss an. »Ein Handy mit hundert Minuten drauf wurde gestern Abend kurz nach sieben im Drugstore in der Main Street in Cornwall gekauft. Der Angestellte erinnert sich genau an den Käufer, weil er ihn vom Fernsehen her kennt. Es war Robby Brent.«
»Der Komiker? Glauben Sie, dass er und Laura zusammen sind?«
»Nein, Sir, das glaube ich nicht. Der Angestellte im Drugstore hat Brent nachgeschaut, als er aus dem Laden ging. Brent blieb auf dem Bürgersteig stehen und rief jemanden an. Nach seinen Angaben muss das genau zu dem Zeitpunkt gewesen sein, als Jean Sheridan den angeblichen Anruf von Laura Wilcox erhielt.«
»Das heißt, Sie glauben …«
Sam unterbrach ihn. »Ob Robby Brent ein guter Komiker ist, darüber kann man geteilter Meinung sein, aber unbestritten ist, dass er ein erstklassiger Imitator ist. Ich vermute, dass der Kerl bei diesem ominösen Anruf Lauras Stimme nachgemacht hat. Ich fahre sofort ins Glen-Ridge und nehme mir diesen Irren vor. Er soll mir mal erklären, was er damit bezweckt hat.«
»Tun Sie das«, knurrte Rich Stevens. »Und ich kann nur hoffen, dass er eine verdammt gute Erklärung hat, sonst ist er wegen Behinderung der Polizeiermittlungen dran.«
53
WIE LANGE WAR ES HER? Laura hatte das Gefühl, sie fiele immer wieder in einen Zustand, der mehr einer Ohnmacht als bloßem Schlaf glich. Wie lange war es her, seit die Eule das letzte Mal hier gewesen war? Sie war sich nicht sicher. Gestern Nacht, als sie das Gefühl hatte, er müsste bald zurückkommen, war
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