Mein ist die Stunde der Nacht
mir erzählt haben, auch, wer Sie sind. Wie Sie wissen, sind Sie und ich nicht durch ein Anwalt-Klient-Verhältnis verbunden, und ich fühle mich ihm und seiner Frau gegenüber verpflichtet, sie darauf aufmerksam zu machen, dass ich Sie für glaubwürdig und verantwortungsbewusst halte.«
»Ich habe nicht das Geringste dagegen einzuwenden«, sagte Jean. »Aber ich möchte vermeiden, dass diese Leute dieselbe Hölle durchmachen müssen, die ich in den letzten Tagen durchgemacht habe. Ich möchte nicht, dass sie den Eindruck bekommen, Lily befände sich in Gefahr. Denn ich glaube nicht mehr, dass sie in Gefahr ist.«
»Ich hoffe das auch, Dr. Sheridan, aber ich bin der Ansicht, solange Miss Wilcox nicht wieder aufgetaucht ist, sollten wir nicht allzu leichtfertig über die Möglichkeit hinweggehen, dass doch noch ein ernstes Problem besteht. Haben Sie dieses Fax dem Ermittlungsbeamten gezeigt, von dem Sie mir erzählt haben?«
»Sam Deegan? Ja, das habe ich. Genauer gesagt, ich habe es ihm gegeben.«
»Könnte ich seine Telefonnummer haben?«
»Natürlich.« Jean hatte sich Sams Nummer gemerkt, aber die immer noch besorgt klingende Stimme Craig Michaelsons hatte sie so verwirrt, dass sie nicht sicher war, sich korrekt
an sie zu erinnern. Sie suchte sie heraus, gab sie durch und sagte dann: »Mr Michaelson, es scheint, dass wir unterschiedlicher Meinung sind. Warum sind Sie immer noch so besorgt, wenn ich so erleichtert bin?«
»Wegen der Haarbürste, Dr. Sheridan. Wenn Ihre Tochter sich an irgendwelche Details erinnert – wo sie sich befand, mit wem sie zusammen war, als sie sie zuletzt gesehen hat –, dann könnte das einen direkten Hinweis auf den Absender liefern. Falls sie sich daran erinnert, mit Laura Wilcox zusammen gewesen zu sein, können wir davon ausgehen, dass dieses Fax wirklich von ihr stammt. Auf der anderen Seite kenne ich die Adoptiveltern Ihrer Tochter, und ich kenne auch Miss Wilcox’ relativ gut dokumentierten Lebensstil, und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Ihre Tochter in diesen Kreisen verkehrt haben könnte.«
»Ich verstehe«, sagte Jean langsam. Sie spürte einen kalten Schauder durch ihren Körper gehen angesichts der Logik seiner Argumente. Sie vereinbarten, sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten, und beendeten das Gespräch. Sofort wählte sie die Nummer von Sams Handy, der jedoch nicht zu erreichen war.
Ihr nächster Anruf galt Alice Sommers. »Alice«, sagte sie und holte tief Luft, »bitte antworte mir aufrichtig. Glaubst du, das Fax von Laura – oder besser das Fax, das angeblich von Laura stammt – könnte eine Finte sein, um Zeit zu gewinnen und uns davon abzuhalten, mit Lilys Adoptiveltern Kontakt aufzunehmen und sie nach der Haarbürste zu fragen?«
Die Antwort war diejenige, die sie befürchtet und instinktiv erwartet hatte. »Ich habe von Anfang an kein Wort davon geglaubt, Jeannie«, sagte Alice zögernd. »Frag mich nicht, warum, aber es klang für mich nicht echt, und ich habe gemerkt, dass es Sam genauso ging.«
63
WIE EDDIE ZARRO VORAUSGESAGT HATTE, war Bezirksstaatsanwalt Rich Stevens ziemlich aufgebracht. »Diese hirnrissigen Schmierenkomödianten bilden sich ein, sie könnten hier Werbegags inszenieren und uns von der Arbeit abhalten, und das, wo wir immer noch einen gefährlichen Psychopathen frei herumlaufen haben«, bellte er. »Ich werde eine Presseerklärung abgeben, in der ich ankündigen werde, dass sowohl Robby Brent als auch Laura Wilcox wegen dieser Lügengeschichte mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen müssen. Laura Wilcox hat zugegeben, dass sie die Faxe mit den Drohungen gegen Dr. Sheridans Tochter geschrieben hat. Es ist mir völlig egal, ob Dr. Sheridan bereit ist, ihr zu vergeben oder nicht – ich bin es jedenfalls nicht. Es ist ein Verbrechen, jemandem Drohbriefe zu schicken, und Laura Wilcox wird sich dafür verantworten müssen.«
Sam war zusammengezuckt und beeilte sich, Stevens zu beruhigen: »Warten Sie, Rich«, sagte er. »Die Presse weiß nichts von Dr. Sheridans Tochter und den Drohungen gegen sie. Wir können das jetzt nicht bekannt geben.«
»Das ist mir auch klar, Sam«, knurrte Rich Stevens zurück. »Wir werden uns nur auf den Werbegag beziehen, den Wilcox in ihrem letzten Fax zugegeben hat.« Er reichte Sam die Akte, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Fotos vom Tatort«, erläuterte er. »Schauen Sie sich das an. Joy war die
Erste von unseren Leuten, die dort war, nachdem der Anruf kam. Ich
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