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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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denken, Jake, und gehen Sie jetzt.«
    »Sofort, Sir, aber hören Sie sich zuerst meinen Vorschlag an. Ich weiß zufällig, dass Dr. Sheridan, Dr. Fleischman und Gordon Amory immer noch im Glen-Ridge sind und dass Carter Stewart auf der anderen Seite der Stadt im Hudson Valley wohnt. Sie könnten sie doch zum Abendessen einladen und dafür sorgen, dass dabei ein paar Fotos gemacht werden. Das wäre eine Möglichkeit, Stonecroft wieder in ein besseres Licht zu rücken. Niemand wird die Leistungen dieser vier anzweifeln, und indem man sie hervorhebt, könnte man den negativen Effekt des Fehlverhaltens der beiden übrigen Ehrengäste etwas kompensieren.«
    Alfred Downes starrte Jake Perkins an. In seinen fünfunddreißig Berufsjahren als Lehrer war ihm noch nie ein dermaßen vorwitziger, unverschämter und mit allen Wassern gewaschener Schüler begegnet. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und wartete eine geraume Weile, bevor er antwortete. »Wann machen Sie Ihren Abschluss, Jake?«
    »Eigentlich hätte ich am Ende dieses Schuljahres alle Scheine beisammen, Sir. Wie Sie wissen, habe ich jedes Semester zusätzliche Kurse belegt. Aber meine lieben Eltern sind der Ansicht, dass ich noch nicht reif für das College bin, also freue ich mich darauf, noch ein Jahr hier zu bleiben und mit meiner Klasse zusammen zu graduieren.«
    Jake betrachtete Dr. Downes und registrierte, dass dieser seine Freude nicht zu teilen schien. »Ich habe noch eine Idee für einen Artikel, die Ihnen vielleicht gefallen wird«, sagte er. »Ich habe eine ganze Menge über Laura Wilcox recherchiert. Ich bin die alten Ausgaben der Gazette und der Cornwall
Times aus den Jahren, als sie hier war, durchgegangen. Sie war, wie die Times schrieb, immer die Ballkönigin. Ihre Familie hatte Geld, ihre Eltern liebten sie abgöttisch. Ich möchte einen längeren Artikel für die Gazette schreiben, in dem ich darlege, dass Laura Wilcox trotz aller Vorteile, die sie genossen hat, heute ein Mensch ist, dem es ziemlich dreckig geht.«
    Jake spürte, dass er gleich unterbrochen werden würde, und fuhr daher schnell fort: »Ich glaube, ein solcher Artikel wird zwei Dinge deutlich machen, Sir. Er wird den Schülern von Stonecroft zeigen, dass der Erfolg nicht garantiert ist, selbst wenn man alle Startvorteile genießt, und dass andererseits diejenigen Ehrengäste, die in ihrem Leben zu kämpfen hatten, am Ende mehr Erfolg hatten. Ich meine, in Stonecroft gibt es sowohl Schüler mit Stipendium als auch Schüler, die nebenbei jobben müssen, damit die Familie die Schulkosten aufbringen kann. Das könnte für sie ein Ansporn sein, und außerdem macht sich so was auch ganz gut. Die großen Medien sind gierig auf weitere Geschichten zum Thema Wilcox; das ist die Art von Geschichte, die sie vielleicht aufgreifen würden.«
    Alfred Downes starrte an Jakes Kopf vorbei auf sein fotografisches Ebenbild an der gegenüberliegenden Wand und dachte über das Gesagte nach. »Möglich wäre es«, gab er widerwillig zu.
    »Ich werde Aufnahmen von den Häusern machen, in denen Laura gelebt hat, als sie in Cornwall aufwuchs. Das Erste steht zurzeit leer, aber es wurde kürzlich renoviert und sieht richtig gut aus. Das zweite Haus in der Concord Avenue gehört zu der Sorte, die ich als ›Protzschuppen‹ bezeichnen würde.«
    »Protzschuppen?«, fragte Downes entgeistert.
    »Sie wissen schon, eines von diesen neu gebauten Häusern im Herrenhausstil, die viel zu groß oder zu protzig für die Wohngegend sind. Manche Leute sagen auch ›McMansion‹ dazu.«

    »Ich kenne weder den einen noch den anderen Ausdruck«, sagte Downes mehr zu sich selbst als zu Jake.
    Jake erhob sich. »Nicht so wichtig, Sir. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir die Idee mit dem Artikel über Laura – mit den Häusern im Hintergrund und Fotos von ihr als Schülerin von Stonecroft und später, als sie schon berühmt war. Jetzt werde ich Sie nicht länger aufhalten, Dr. Downes. Aber vielleicht sollte ich Ihnen noch einen letzten Rat geben. Falls Sie dieses Abendessen auf die Beine stellen, würde ich an Ihrer Stelle Mr Emerson nicht einladen. Ich hatte den Eindruck, dass keiner von den Ehrengästen ihn ausstehen kann.«

65
    UM ZEHN UHR ERHIELT Craig Michaelson den Anruf, auf den er gewartet hatte. »General Buckley ist am Telefon«, meldete seine Sekretärin.
    Craig nahm den Hörer auf. »Charles, wie geht es Ihnen?«
    »Gut, Craig«, antwortete eine besorgte Stimme. »Aber was hat es

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