Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Durchgeknallten zu tun.
Außerdem muss ich dir sagen, dass heute Morgen im Radio durchgegeben wurde, das Verschwinden von Laura Wilcox sei nichts als ein Werbegag, den sie zusammen mit diesem Komiker Robby Brent ausgeheckt habe. Rich Stevens ist gar nicht glücklich darüber, dass wir so viel Zeit mit Wilcox verschwendet haben, wo er einen frei herumlaufenden psychotischen Mörder an der Backe hat. Also tu dir selbst einen Gefallen und erwähne auf keinen Fall ihren Namen.«

62
    ALS JEAN ERWACHTE, stellte sie erstaunt fest, dass es bereits neun Uhr war. Sie fröstelte, als sie aus dem Bett stieg. Das Fenster stand ein paar Zentimeter weit offen, und ein kalter Hauch wehte durch das Zimmer. Schnell lief sie hinüber und schloss das Fenster, dann zog sie den Rollladen hoch. Draußen brach die Sonne durch die Wolkendecke, eine Widerspiegelung ihres eigenen Gemütszustands, wie sie fand. In ihrem Leben war die Sonne auch durch die Wolken gebrochen, ein fast euphorisches Gefühl hatte sich ihrer bemächtigt. Es war Laura, die mir die Nachrichten geschickt hat, dachte sie, und ich bin mir ganz sicher, dass sie Lily niemals etwas antun könnte. Es dreht sich alles nur um ihre Geldsorgen.
    Dennoch hoffe ich, dass sie sich bald wieder bei mir meldet, dachte Jean. Eigentlich müsste ich ihr unendlich böse sein für das, was sie mich hat durchmachen lassen, aber ich begreife jetzt, wie verzweifelt sie gewesen sein muss. Ihr Benehmen am Samstagabend hatte etwas Überdrehtes. Zum Beispiel, wie sie reagierte, als ich vor dem großen Festdinner mit ihr reden wollte. Ich habe sie gefragt, ob ihr auf dem Friedhof jemand aufgefallen ist, der eine Rose in der Hand hielt. Sie hat die ganze Zeit versucht, mich schnell wieder loszuwerden, und am Ende hat sie mich praktisch aus dem Zimmer geworfen. War das vielleicht, weil sie gesehen hat, dass ich mir große Sorgen gemacht habe, und sie sich deswegen
schuldig fühlte? Ich bin sicher, dass sie die Rose am Grabstein niedergelegt hat. Sie muss gewusst haben, dass ich zu Reeds Grab gehen würde.
    Bevor sie gestern Nacht eingeschlafen war, hatte Jean noch daran gedacht, dass sie Craig Michaelson wegen Lauras Fax Bescheid sagen musste. Für den Fall, dass er auf eigene Faust Kontakt zu Lilys Adoptiveltern aufgenommen hatte, wäre es nicht recht, sie unnötig weiter zu beunruhigen.
    Sie schlüpfte in ihren Morgenmantel, ging zum Schreibtisch, suchte aus ihrer Handtasche Michaelsons Karte heraus und rief in seinem Büro an. Er ließ sie sofort durchstellen, doch seine Reaktion auf das, was sie ihm berichtete, ließ ihren Mut etwas sinken.
    »Dr. Sheridan«, sagte Craig Michaelson, »haben Sie überprüft, ob diese letzte Nachricht tatsächlich von Laura Wilcox stammt?«
    »Nein, und das kann ich auch nicht. Aber ich bin mir ganz sicher, dass sie von ihr kommt. Ich muss zugeben, dass mich die Tatsache schockiert hat, dass Laura die ganze Zeit über von Lily wusste und auch, dass ich mit Reed zusammen war. Sie hat sich absolut nichts anmerken lassen. Wie auch immer, wir wissen inzwischen auch, dass Robby Brent derjenige war, der mich angerufen hat und dabei Lauras Stimme imitierte. Ich glaube, wir haben es mit zwei Situationen zu tun. Zum einen Laura, die Lily kennt und sich in verzweifelter finanzieller Lage befindet. Zum andern Robby Brent, der Lauras Verschwinden inszeniert hat, weil er sie in seiner neuen Sitcom verwenden will und dafür ein bisschen öffentliche Aufmerksamkeit erzeugen wollte. Wenn Sie Robby kennen würden, dann wüssten Sie, dass so etwas genau die Art von Nummer ist, die er sich ausdenken könnte.«
    Wieder hoffte sie, dass Craig Michaelson ihr beipflichten würde.
    »Dr. Sheridan«, sagte er nach einer Pause, »ich kann Ihre Erleichterung gut verstehen. Wie Sie zu Recht vermutet
haben, als Sie gestern bei mir waren, war ich anfänglich überhaupt nicht davon überzeugt, dass Sie die ganze Geschichte nicht erfunden haben, weil Sie von dem Bedürfnis besessen sind, Ihre Tochter zu finden. Ehrlich gesagt war es Ihr Ausbruch, der mich von Ihrer Aufrichtigkeit überzeugt hat. Daher möchte ich jetzt auch ganz aufrichtig zu Ihnen sein.«
    Er hat mit der Adoption zu tun gehabt, dachte Jean. Er weiß, wer Lily ist und wo sie ist!
    »Ich hielt die potenzielle Gefahr für Ihre Tochter für groß genug, um ihren Adoptivvater zu verständigen. Er befindet sich zurzeit im Ausland, aber ich bin sicher, dass er sich sehr bald bei mir melden wird. Ich werde ihm alles erzählen, was Sie

Weitere Kostenlose Bücher