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Mein Jahr als Mörder

Mein Jahr als Mörder

Titel: Mein Jahr als Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Kinder werden auch ohne mich aufwachsen, alle die mich lieben, werden auch helfen. Deswegen sterbe ich ganz ruhig.
    Sie rappeln schon mit den Schlüsseln! Grüße alle, die mir nahe standen, Grügers, Piete, die Fränze, Annelieschen, Frl. Adam, Martha, Krautwald, Lauer, den Chef Meyer, Bru-mund, Frau Last, Schwester Eva, Luise und die anderen. Auch Eva PL und die Leute. Auch Frl. Dr. Meyer sage, daß ich oft ihrer gedacht. Danke Hendler, Grüter und allen, die mir helfen wollten. Auch Frau Hilspach, Pfarrer Barth.
    Laß Dich umarmen. Denke daran, daß wir für eine bessere Zukunft sterben, für ein Leben ohne Menschenhaß. Ich habe die Menschen sehr geliebt und hätte sicher noch viel Gutes getan. Es hat nicht sollen sein. Ein Testament, daß ich alles Dir vermacht habe, habe ich bei meinen Papieren. Mein Rö.-Apparat ist bei Kölling und Nöhring. Frau Schumann bekommt noch 600,-
    Noch 5 Minuten!
    Jetzt kann ich also nicht mehr an die anderen der Familie schreiben. Dein lieber guter Vater und die Mammi, möge es ihnen immer gut gehen. Meine liebe gute treue Mutter, mach Dir keinen Kummer, ich sterbe stolz und ungebrochen. Du hattest einen guten Sohn. Wilhelm und Käte Groscurth in U-haun u. Hasel, Luise, Jacob, alle Wehrdaer, Paschkes, die immer so lieb zu mir waren, alle umarme ich.
    Ich küsse Dich, ich wünsche Dir ein Leben voll Freude mit den Kindern. Du wirst ihnen alles so erzählen, daß sie sich ihres Vaters nicht zu schämen brauchen. Gleich ists Schluß. Gute Du mit dem edlen lieben Herzen, Du wirst es richtig tragen. Verzage nie. Denke wie ich immer alles gemacht hätte. Ich umarme Dich und alle Lieben. Dein Georg.
    Um 15 Uhr kommen zwei Beamte, nehmen die Fesseln ab und befehlen: Ausziehen, Unterhose anlassen! Dann fesseln sie die Hände auf dem Rücken und führen ihn durch einen verborgenen Gang in den Hof vor den Garagenschuppen. Nach und nach werden zehn andere Männer in den Hof gebracht, alle nackt bis auf die kurze Unterhose. Stumme Blicke zwischen Georg, Paul und Herbert. Die Verurteilten stehen in einer Reihe und frieren. Die Fesseln werden abgenommen. Der Scharfrichter Röttger wartet mit seinen drei Gehilfen in der Garage. Die Pflichtanwälte sind nicht erschienen.
    Im Abstand von zwei Minuten werden die Verurteilten in die Garage geschickt. Der Staatsanwalt hält sich an die Ordnung des Alphabets, er fragt: Sind Sie der ...? Er liest, nach dem Nicken des Verurteilten, den zentralen Satz aus dem Urteil: ... mit dem Tode bestraft. Dann: Herr Scharfrichter, walten Sie Ihres Amtes! Hinter einem schwarzen Vorhang muss der Verurteilte die Unterhose ausziehen, gefaltet auf einen Stapel legen und nackt vor die Guillotine treten. Die Gehilfen packen ihn, legen ihn auf das Brett, schnallen ihn fest. Der Scharfrichter zieht an der Leine. Das Beil fällt. Ein dumpfer Schlag. Der Arzt stellt den Tod fest. Die Gehilfen spritzen die Guillotine sauber. Der Nächste ist bereits aufgerufen, zieht die Hose aus, legt sie gefaltet auf die anderen und wird zum Fallbeil gelenkt.
    Hinterher unterschreibt der Staatsanwalt die vorgedruckten Protokolle, die in Abschrift per Einschreiben an den Reichsminister der Justiz und die Anwälte geschickt werden: Nach Feststellung der Personengleichheit des Vorgeführten mit dem Verurteilten beauftragte der Vollstreckungsleiter den Scharfrichter mit der Vollstreckung. Der Verurteilte, der ruhig und gefaßt war, ließ sich ohne Widerstreben auf das Fallbeilgerät legen, worauf der Scharfrichter die Enthauptung mit dem Fallbeil ausführte und sodann meldete, daß das Urteil vollstreckt sei.
    Die Vollstreckung dauerte von der Vorführung bis zur Vollzugsmeldung - Sekunden. Für die Zahl ist eine Lücke gelassen, die der Staatsanwalt ausfüllt: 9.
Schmährede auf Berlin hinab
    Die Weltmeister im Morden waren auch Weltmeister im Recycling. Selbst im Zuchthaus, vor dem Fallbeil, sollte Spinnstoff nicht verschwendet und mit Blut bespritzt werden. So schlecht ging es dem Nazistaat, dass er auf keinen Fetzen Unterhose verzichten konnte. Das Ritual der montäglichen Hinrichtungen hat ein Häftling beobachtet aus einer Zelle nah der Todesgarage, der Grafiker Oscar Fischer.
    Er hatte für die E. U. Papiere gefälscht und den Stempel für die Flugblätter gefertigt, konnte aber in den Verhören monatelang alles leugnen. Er wurde entlassen, kehrte in seinen Verlag zurück und offenbarte sich der Kollegin Ruth Andreas-Friedrich, die seinen Bericht im Schattenmann überliefert hat, den ich

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