Mein Katalonien
der P.O.U.M. und ihrer Schwesterparteien (der englischen I.L.P. der deutschen S.A.P. und so weiter). Dieses Treffen war versuchsweise irgendwann für den Juli festgelegt worden, also zwei Monate später, und noch nicht ein einziger Delegierter war bisher angekommen. Außerhalb der Seiten des Daily Worker gab es keine »deutschen und italienischen Agenten«. Jeder, der zu jener Zeit die Grenze überquerte, weiß, daß es nicht leicht war, nach Spanien hinein- oder herauszukommen.
3. Weder in Lerida, dem Hauptstützpunkt der P.O.U.M. noch an der Front ereignete sich irgend etwas. Hätten die Anführer der P.O.U.M. die Faschisten unterstützen wollen, so hätten sie natürlich ihrer Miliz befohlen, die Front zu verlassen, um die Faschisten durchzulassen. Aber nichts Derartiges ereignete sich oder wurde vorgeschlagen. Vorher wurden nicht einmal irgendwelche Soldaten von der Front zurückgebracht, obwohl es leicht gewesen wäre, sagen wir tausend oder zweitausend Leute unter verschiedenen Vorwänden nach Barcelona zurückzuschmuggeln. An der Front wurde nicht einmal der Versuch einer indirekten Sabotage unternommen. Der Transport von Nahrungsmitteln und Munition und so weiter ging wie üblich weiter. Ich fand das später durch Befragung bestätigt. Vor allem aber hätte eine vorausgeplante Revolution, so wie sie behauptet wurde, viele Monate zur Vorbereitung benötigt; zum Beispiel unterminierende Propaganda innerhalb der Miliz und so weiter. Aber dafür gab es weder ein äußeres Zeichen noch irgendein Gerücht. Die Tatsache, daß die Miliz an der Front mit dem Aufruhr nichts zu tun hatte, sollte die Frage eindeutig beantworten. Hätte die P.O.U.M. tatsächlich einen coup d’état geplant, ist es undenkbar, daß sie nicht die ungefähr zehntausend Soldaten eingesetzt haben würde, die ihre einzige bewaffnete Streitmacht darstellten.
Aus diesen Überlegungen geht eindeutig hervor, daß es für die kommunistische These von einem »Aufstand« der P.O.U.M. auf faschistischen Befehl auch nicht den geringsten Beweis gibt. Ich möchte noch einige Auszüge aus der kommunistischen Presse hinzufügen. Die kommunistischen Berichte über den ersten Zwischenfall, den Überfall auf das Telefonamt, sind sehr aufschlußreich. Sie stimmen einzig darin überein, daß sie alle Vorwürfe auf die gegnerische Seite abladen. Es ist bemerkenswert, daß sich die Vorwürfe in den englischen kommunistischen Zeitungen zunächst gegen die Anarchisten und erst später gegen die P.O.U.M. richteten. Dafür gibt es einen ziemlich einleuchtenden Grund. Nicht jeder Leser in England hat etwas von »Trotzkismus« gehört, aber jeder englischsprechende Mensch zittert, wenn er das Wort »Anarchist« hört. Hat sich einmal herumgesprochen, daß »Anarchisten« beteiligt sind, ist die richtige Atmosphäre für ein Vorurteil geschaffen. Dann kann man die Schuld später mit Sicherheit auf die »Trotzkisten« abwälzen. So beginnt der Daily Worker (am 6. Mai):
Eine in der Minderheit befindliche Bande der Anarchisten eroberte am Montag und Dienstag die Gebäude des Telefon- und Telegrafenamtes, versuchte sie zu verteidigen und begann eine Schießerei in den Straßen.
Nichts ist besser, als gleich zu Beginn die Rollen zu vertauschen. Die Zivilgardisten greifen ein Gebäude an, das von der C.N.T. besetzt ist. So geht man also hin und sagt, die C.N.T. habe ihr eigenes Gebäude, also sich selbst, angegriffen. Am 11. Mai hingegen erklärte der Daily Worker :
Der linksgerichtete katalanische Minister für öffentliche Sicherheit, Aiguade, und der den Vereinigten Sozialisten angehörende Generalkommissar für öffentliche Ordnung, Rodrigue Salas, schickten die bewaffnete republikanische Polizei in das Telefonica-Gebäude, um die Angestellten dort zu entwaffnen, die zum größten Teil Mitglieder der C.N.T.-Gewerkschaft waren.
Das scheint nicht sehr gut mit der ersten Erklärung übereinzustimmen. Trotzdem enthält der Daily Worker kein Eingeständnis, daß die erste Behauptung falsch war. Der Daily Worker vom 11. Mai erklärt, daß die Flugblätter der ›Freunde Durrutis‹, die von der C.N.T. abgelehnt wurden, während der Kämpfe am 4. und 5. Mai erschienen. Der Inprecor (vom 22. Mai) erklärt, daß sie am 3. Mai erschienen – also vor den Kämpfen –, und fügt dann hinzu, was »in Anbetracht dieser Tatsachen« (des Erscheinens verschiedener Flugblätter) geschah:
Die Polizei, die vom Polizeipräfekten persönlich geführt wurde, besetzte das zentrale
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