Mein Leben als Androidin
Zuschauerin zugewiesen, denn es mich mit seinem Herzliebsten treiben zu sehen, hatte für Blaine jeden Reiz verloren, seit er wußte, wer und was ich war. Doch nach und nach fand er sich bereit, dieses störende Detail zu übersehen, um seine sexuellen Phantasien zu befriedigen. Der Gesinnungswandel repräsentierte für ihn einen Meilenstein auf dem Gebiet der Fremdspeziestoleranz. So befahl er wieder einmal – wie in alten Zeiten – mich und Andro zum löblichen Werke, aber nicht ganz ohne rachsüchtige Hintergedanken, denn er wies seinen Stabschef an, besonders brutal vorzugehen und in einer Manier in mich einzudringen, die mir der Anstand zu erläutern verbietet. »Los, los, keine Bange«, pflegte er grinsend zu sagen. »Sie ist aus festerem Holz geschnitzt als Eva. Besorg's ihr, Junge!« Sobald er sich genügend erregt fühlte, bestieg er seien Ratgeber von hinten.
»O Blaine, das ist aber ganz und gar nicht, was ich erwartet habe«, sagte sie in der Nacht, als er sie das erste Mal auf diese Art gebrauchte. Trotz der Enttäuschung in ihren Worten klang ihre Stimme merkwürdig unbeteiligt. (Dabei war es die einzige Gelegenheit, bei der ich mit meinem Programm übereinstimmte, denn indem er sie fickte, fickte er mich. Es war eine Art doppelter Vergewaltigung und mißfiel mir sehr.)
»Du mußt wegen dieser Einheit etwas unternehmen, Andro«, murrte er. Die ungebetene Zwischenbemerkung seiner Frau hatte seine Konzentration gestört. »Jawohl«, erwiderte der treue Diener über die Schulter, da sein Gebieter in diesem Moment buchstäblich auf ihm ritt, während er seinerseits die verstörte Ehefrau niederdrückte. »Gib ihr eine Datapille zu schlucken, damit sie Spaß daran hat, sich aber außerhalb dieses Zimmers an nichts mehr erinnert.«
Sein Wunsch wurde erfüllt und mehr; man programmierte mich überdies mit einer Neigung zum Ehebruch. Initiator und Nutznießer dieser letzteren Maßnahme war niemand anders als der gehorsame Leibdiener. Offen gesagt, die Entwicklung überraschte mich nicht. Schon in Malibu hatte ich geahnt, daß sich hinter dieser kühlen, unerschütterlichen Fassade mehr verbarg, als er merken ließ, und seit meiner Ankunft in Frontera gab es neue, subtile Anzeichen für die Richtigkeit meiner Vermutung. Ein- oder zweimal während der Flitterwochen hatte ich sogar eine Spur von Verlangen in seinen Augen zu erkennen geglaubt.
So begann für mich eine neue Affäre, nicht weniger bizarr als die mit meinem Gebieter, aber zärtlicher, gefühlvoller – und nervenzermürbend. Sie nahm ihren Anfang zwei Monate nach den Flitterwochen, denn so lange dauerte es, bis Andro genügend Mut gesammelt hatte, um die Früchte seiner Intrigen zu ernten.
Kapitel vier
Nachdem der Spaß vorbei war und der Präsident sich für die Nacht zurückgezogen hatte, kehrte Andro gewöhnlich in sein Dienstbotenquartier zurück, während die First Lady sich in den Empfangsraum vor dem Schlafzimmer des Gebieters verfügte. (Blaine mochte sich nicht überwinden, das Bett mit ihr zu teilen, und getrennte Betten kamen für ihn nicht in Frage, denn er fürchtete Gerüchte über mögliche Zerwürfnisse in seiner Ehe.) Also waren sie und ich gezwungen, auf dem Sofa zu schlafen, ohne Laken und Bettdecke, was Andros Plänen entgegenkam, denn er konnte sicher sein, daß seine Manipulationen unentdeckt bleiben würden, weil niemand das Zimmer betreten durfte, während die First Lady ›schlief‹, nicht einmal die Dienstboten. Erst am nächsten Morgen, wenn sie aktiviert und in das Bett ihres Gebieters befohlen worden war, so daß jeder, auch sie selbst, glauben mußte, sie hätte die Nacht dort verbracht, wurden die Zofen hereingelassen, um ihr bei der Morgentoilette zur Hand zu gehen.
Das Arrangement verschaffte Andro die Gelegenheit, seinen Gebieter im eigenen Palast über eine lange Zeit hinweg zum Hahnrei zu machen. Er betrat das Zimmer, ging auf Zehenspitzen zum Sofa, aktivierte die First Lady zu Halbrelaxo und führte sie eine Treppe hinunter in sein eigenes, luxuriöses Zimmer, das im Vergleich zu den üblichen Dienstbotenquartieren ein Palast für sich war. Wie man noch sehen wird, erfüllte ihn diese Tatsache mit ungeheurem Stolz. Zu der extravaganten Ausstattung gehörten ein Marmorfußboden, ein goldfarbener Teppich, ein Himmelbett und kostbare Holodrucke an den Wänden. Blumen, Statuetten und Kuriositäten dekorierten das imitierte antike Mobiliar im Stil des achtzehnten Jahrhunderts – samt und sonders Beweise
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