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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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aller Gebieter. Micki Dee ist mein Mann. Du wirst sehen.«
    Vorläufig sah ich nichts weiter, als daß unsere Rücklagen sich dem Nullpunkt näherten und er sich naßforsch darauf verlegte, den zum Verkauf bestimmten Pillenvorrat mit Talkumpuder zu strecken. Gleichzeitig erhöhte er drastisch den Preis für die minderwertige Ware. Nur ein vorübergehender Notbehelf, beschwichtigte er mich, bis eine unserer Investitionen Gewinn abzuwerfen begann, dann würden wir uns vom Geschäft zurückziehen und eine ausgedehnte Vergnügungsreise durch das Sonnensystem unternehmen können: ein Zwischenstop in Armstrong, dem lunaren Las Vegas, um Ski zu laufen, unser Glück am Spieltisch zu versuchen, die großen Shows anzusehen und Micki Dee zu einem Drink einzuladen; anschließend ein Besuch auf dem Mars, dann eine Stippvisite in Kommerz, der hektischen und gewalttätigen Hauptstadt von Frontera, als nächstes an den Ringen des Saturn vorbei nach Io und Ganymed – allerdings nicht zu der dort befindlichen Strafkolonie – und zu guter Letzt Kurs auf Jupiter. Er begann, mir wirklich Sorgen zu machen.
    Als ich Eva gegenüber seinen sich rapide verschlechternden Zustand erwähnte, reagierte sie mit unverhohlener Genugtuung, sagte, ihm geschähe nur recht, und bat mich um den Gefallen, ihr ein oder zwei Pillen aus seinem persönlichen Vorrat zukommen zu lassen, als Entschädigung für die miesen Orbs, die er ihr andrehte. »Aber Eva, ist das moralisch?« Sie grinste, verdrehte die Augen und verbrachte die nächste Stunde damit, mir auseinanderzusetzen, daß wir durchaus das moralische Recht hätten, Roland bei jeder sich bietenden Gelegenheit eins auszuwischen, denn ließ er sich etwa von irgendwelchen moralischen Erwägungen daran hindern, uns nach Kräften auszubeuten? Doch ich beharrte auf meinem Standpunkt, daß man Gleiches nicht mit Gleichem vergelten durfte, und erreichte damit, daß wir im Streit auseinandergingen. Ich empfand diesen Bruch als besonders schmerzlich, denn Eva war meine einzige Freundin, und ich hatte mittlerweile Gefallen an ihrer Gesellschaft gefunden, an ihrem weisen Rat und ihrem trockenen Humor. All das wurde mir nun entzogen, als Strafe für meine angebliche Verbrüderung mit ›diesem kapitalistischen Nigger‹, wie sie ihn abfällig nannte, als ich ihrer Bitte nicht willfahren wollte. Einige Tage später gab sie mir Gelegenheit zur Wiedergutmachung, gesellte sich auf der Straße zu mir und wollte wissen, ob ich meine Meinung geändert hätte. Ich ließ sie nicht im unklaren darüber, daß ich nach wie vor nicht geneigt war, meinen Beschützer zu hintergehen, aber sie gab nicht auf und bedrängte mich mit Bemerkungen wie: »Komm schon, Candy, ich kann einen Jux vertragen, aber einmal muß Schluß sein« und »Das hätte ich nicht von dir gedacht«, und schließlich versprach sie mir sogar, mich mitzunehmen, wenn sie denn eines schönen Tages auszog, um Malibu zu erobern, falls ich ihr nur diesen einen klitzekleinen Gefallen tat. Ich blieb fest. »Tu mir das nicht an«, sagte sie. Worauf ich erwiderte: »Ich tue dir gar nichts an. Du formatierst deine eigene Realität.« Die Hände in die Hüften gestemmt, gab sie zurück: »Ja, da wett' ich darauf, daß du das tust, Schätzchen. Du klemmst den guten Stoff für dich selbst und bist zu schofel, mir und den anderen Mädchen was abzugeben. Biest!« Mir lag die Antwort auf der Zunge, daß ich nichts weniger nötig hatte, als noch mehr P9-Programme zu schlucken, legal oder illegal, pur oder verschnitten. Statt dessen wandte ich ihr den Rücken zu und ließ sie stehen, worüber sie derart in Rage geriet, daß sie mich mehrere Blocks weit verfolgte und mir lautstarke Beleidigungen und Schimpfnamen an den Kopf schleuderte. Vielleicht wäre es sogar zu einer Prügelei gekommen, aber sie wußte, ich war Rolands Favoritin, und hielt sich zurück.
    Der Chef, wie schon gesagt, war keine Hilfe. Sein nächstes Kommunique, das ich einen Monat später erhielt, während meiner gewöhnlichen Runde um den Busbahnhof, beinhaltete die deprimierende Information, daß die Zahl der noch in Freiheit befindlichen Einheiten auf fünf Prozent gefallen war und daß Pirouet auf Anweisung von United Systems begonnen hatte, alle aufgegriffenen und rehabilitierten Einheiten mit Internen Zensoren auszustatten. (Interne Zensoren? Wie furchtbar. Ich schauderte bei dem Gedanken.) Diese Entwicklung war von nicht zu unterschätzender Bedeutung, sagte Er, denn aus der Maßnahme ließe sich

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