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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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von Fremdspeziesbefruchtung mit einer Empfängnis zu rechnen war. Tad wäre ein Glücksfall gewesen, sagte er. Abgesehen davon bot mir diese Tätigkeit die einmalige Chance, selbst den Status einer Gebieterin zu erreichen, denn als professionelle ›Liebesberaterin‹ verhandelte ich als freie Unternehmerin mit den Kunden, und jeder Profit, den es mir zu erzielen gelang, spiegelte meinen tatsächlichen Wert. Ich konnte es kaum erwarten, endlich anzufangen.
     

Kapitel sieben
    Ich wurde einer seiner anderen Beraterinnen als Lehrling zugeteilt. Sie hieß Eva, und zu meinem großen Verdruß erkannte ich in ihr eine der biestigen Frauen, die mich davongejagt hatten, als ich in ihrem Hauseingang Zuflucht suchte. Wie hätte ich ihre heisere Stimme vergessen können, die üppigen Brüste, prallen Hüften und das ölige Reklameschönheitengesicht – eine billige Abziehmaske. Glücklicherweise erinnerte sie sich nicht an mich, wahrscheinlich sah ich zu verändert aus in meinem neuen Outfit, das Roland höchstpersönlich für mich ausgesucht hatte, zusammen mit einem neuen Namen, Candy. Eva hielt mich für eine Neue von auswärts, ohne zu ahnen, wie recht sie damit hatte.
    »Sie hat ein hübsches Gesicht. Wie kommt es, daß du mir nicht auch so ein hübsches Gesicht besorgst?« lautete ihr einziger Kommentar, als wir einander vorgestellt wurden. »Sei still und mach den Mund auf«, schnappte Roland. Sie gehorchte mit erstaunlicher Bereitwilligkeit, und er verabreichte ihr einen ›Dip‹, mitten auf der Straße und vor den Augen von Dutzenden von Pendlern, die zum Bahnhof hasteten oder aus den Türen auf die Straße drängten. Kaum daß sie die Pille geschluckt hatte, wurde sie bedeutend zugänglicher. »Danke, Baby«, schnurrte sie. Er gab ihr ein Röhrchen mit einer weiteren Ration der kostbaren Pillen, und im Gegenzug rückte sie mit den Tageseinnahmen heraus. Anschließend, nachdem Roland mit seinem Cadillac davongebraust war, plapperte sie in freundlicher Manier drauflos, nannte mich Liebchen statt Candy und nickte verständnisinnig, als ich erzählte, ich sei neu auf den Inseln und dies wäre mein erster Job hier. Nur daß mein Gesicht echt war, schien sie partout nicht glauben zu können. Ich ließ es zu, daß sie mit dem Daumen meine Nasenspitze nach oben drückte, um längs der Nasenlöcher nach Nahtstellen zu suchen. Schließlich war sie überzeugt und trat einen Schritt zurück, um mich von Kopf bis Fuß betrachten zu können, wobei sie eine Art von kehligem Schnurren ausstieß, das ich als Anerkennung interpretierte.
    »Wie um alles in der Welt bist du an Roland geraten? Eine Augenweide wie du gehört nach Malibu.«
    Ich war um eine Antwort verlegen, denn von dieser sagenhaften Insel kannte ich nichts als den Namen, und sagte schließlich: »Irgendwo muß man ja anfangen.« Sie lachte schallend, als hätte ich einen besonders guten Witz gemacht. Mit dieser Einstellung würde ich es weit bringen, sagte sie, und so geschah es. Ihre Prophezeiung erfüllte sich für uns beide.
    Von Anfang an kamen wir bestens miteinander aus. Für sie zeugten meine erschreckend naiven Fragen und Kommentare von einem besonders drolligen und subtilen Humor, der ihr eine gute Ergänzung zu ihrem eigenen angeborenen Sarkasmus zu sein schien. Ich wiederum lernte, meine Verblüffung über ihr glucksendes Lachen als Reaktion auf irgendeine meiner Bemerkungen hinter einem ironischen Lächeln zu verbergen, das sich bald zu einer permanenten Angewohnheit entwickelte.
    Unter ihrer fachmännischen Aufsicht wurde alles, was ich mit Roland im Bett gelernt hatte, bis zur reinen Substanz destilliert und dann in Kapital umgesetzt. Zu meiner praktischen Ausbildung gehörten auch Sitzungen nach dem Motto ›Zwei für den Preis von einer‹, die mir außerdem Gelegenheit boten, vorher die Kunst der Verhandlungstaktik zu studieren. Evas Preisgebaren richtete sich nach ihrem Eindruck von der Finanzkraft des Kunden. Sie verfügte über ein beträchtliches Geschick in dieser Beziehung, und unter ihrer Anleitung eignete auch ich mir eine gewisse Fertigkeit an. Es galt die Macker in ein Gespräch zu verwickeln, um herauszufinden, ob man es mit einem Hiesigen oder mit einem der besser betuchten Pendler zu tun hatte. Eva war eine strenge Lehrmeisterin und konnte ziemlich unangenehm werden, wenn ich etwas – wie sie es ausdrückte – vermasselte. Obwohl ich für meine Art, mit den Kunden anzubandeln und die pekuniären Dinge zu regeln, Lob und gute Noten

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