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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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arm. Der Fehler, vermutete ich, lag bei mir; irgend etwas in meiner Physis funktionierte nicht richtig. Ich war ziemlich sicher, daß Roland Bescheid wußte. Warum sagte er es mir nicht?
    Eva, die sich in hilfsbereiter Stimmung befand und meinen düsteren Gesichtsausdruck bemerkte, vergrößerte meine Verzweiflung durch die vertrauliche Frage, ob ich etwa auf eine Schwangerschaft anspielte, und zog schwungvoll ein Päckchen Abtreibungstabletten aus der Handtasche. Ich wehrte ab, nein, nein, das war es nicht. Als wahre Freundin bot sie mir daraufhin ihre Verhütungspillen an, denn wenn ich nicht schwanger war, blieb nur noch die Möglichkeit, daß ich mich wegen der Wirksamkeit meiner Pillen sorgte, andernfalls – so ihre Schlußfolgerung – hätte ich das Thema nicht aufs Tapet gebracht. »Nein, du verstehst mich falsch.« Trotzdem ließ sie die Packung auf den Tisch (und einen angebissenen Krapfen) fallen. »Orchidamin«, erläuterte sie. »Die besten auf dem Markt.« Und ich konnte sie haben, im Austausch für die gleiche Anzahl sauberer Orbs.
    Dieser Vorschlag verwirrte mich einigermaßen. Ich hatte nicht vorgehabt, sie durch mein Geschenk in ihrer Sucht zu bestärken, vielmehr in meiner Einfalt gehofft, sie ganz von dieser schlechten Angewohnheit abzubringen, sobald unser gutes Verhältnis erst wiederhergestellt war. Während ich nach einer diplomatischen Antwort suchte, lobte sie die Vorzüge von Orchidamin, denn nach ihrer Meinung zögerte ich, weil ich das Produkt nicht kannte. Orchidamin wäre erheblich zuverlässiger als die üblichen wie Annualis und Ovustar, sagte sie, und die Wirkung hielt fünfmal solange an. Da konnte man doch nichts falsch machen. Fünf Jahre garantierte Empfängnisverhütung. Das war unschlagbar.
    Etwas kam mir bekannt vor an dem Hologramm der ovalen, roten Pille, die über der Packung zu schweben schien. Mir drehte sich der Magen um. »Danke, aber wenn ich nicht irre, hatte ich bereits das Vergnügen.« Es war der ›Tranquilizer‹, den Annette mir auf Rolands Geheiß vor neuneinhalb Monaten verabreicht hatte. So war das also: Der Betrug hatte an dem Tag seinen Anfang genommen, als er mich mit in seine Wohnung nahm. Das Ungeheuer hatte mich für fünf Jahre sterilisiert. Er hatte mir ein Viertel meines Lebens gestohlen!
    »Eva, möchtest du gerne auf eigene Rechnung arbeiten?«
    Jetzt war es an ihr, verdutzt dreinzuschauen. »Klar«, erwiderte sie vorsichtig, im unklaren darüber, was ich meinte, und dann fragte sie, ob er mich geschlagen hätte. Das kannte sie von ihm, vertraute sie mir an, noch aus der Zeit, als sie sein Mädchen gewesen war. Das überraschte mich zu hören. Nicht daß er sie geschlagen hatte, sondern daß sie ein Paar gewesen waren. (Er würde es nicht wagen, mir gegenüber gewalttätig zu werden, dachte ich. Er weiß, daß ich ihn durch die Wand schmettern könnte, wenn er es versuchte.) »Alle sechs oder sieben Monate nimmt er sich eine neue Tussi ins Haus. Du bist nur die letzte in einer langen Reihe, Candy. He, ich und Rollo, das ist schon ewig her. Nachdem er mich auf Anschaffe geschickt hatte, warf er mich raus wegen Pauline, und dann sie wegen Sandy und Sandy wegen Christine. Und so weiter, und so weiter. Mit seinen beschissenen Dips hält er uns bei der Stange. So sind die Kerle alle. Aber Candy, was auch immer du vorhast, ich hoffe, es läuft nicht darauf hinaus, daß ich meine Quelle verliere. Wenn doch, dann bin ich nicht interessiert. Und da wir gerade von Dip sprechen, lieferst du Nachschub oder nicht? Ich meine, wenn zehn Pillen« – die Anzahl der Dragees in der Orchidaminpackung – »wenn das zuviel ist, gebe ich mich auch mit der Hälfte zufrieden.«
    »Zehn geht in Ordnung. Zehn Stück, Eva, täglich. Und das nur für den Anfang.«
    Sie war derart verblüfft, daß es ihr gelang, mich konzentriert anzuschauen.
    »Aber zuerst bringst du mir all die Pillen, die er dir gegeben hat.«
    Sie begriff sofort, daß ich einen Austausch plante. »Jawoll, Madame!« Wir trennten uns. Eva klapperte mit ihren Stöckelschuhen die Straße entlang, zu ihrer Mietwohnung fünf Blocks weiter, während ich schluckweise meinen Kaffee trank und Rachegedanken hegte. Wenn Betrug und Hinterlist der Name des Spiels waren, dann konnte ich mithalten, bestimmt ebensogut wie jeder Gebieter und besser als er, mein Herzblatt.
     

Kapitel acht
    Der erste Schritt meines kühnen Plans, Roland zu ruinieren und für mich und Eva die Freiheit zu gewinnen, bestand darin, jeden Tag

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