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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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wollte ich ja eigentlich gar keine Kinder.
    Es erstaunte mich immer wieder, wie grausam er zu Zeiten sein konnte. Was er sagte, tat weh, auch wenn ich es nicht zeigte, weil ich wußte, Tränen reizten ihn noch mehr, doch er merkte es trotzdem, und nach etlichen gemurmelten Vorwürfen, ich hätte ihm den Abend verdorben, rang er sich zu dem tröstenden Vorschlag durch: Wenn mein Herz immer noch daran hing, der P9-Sache zu dienen, dann sollte ich meine Arbeitszeit am Busbahnhof verlängern und kritischer bei der Auswahl der Kunden sein. Ich war nicht anspruchsvoll gewesen – so lautete seine fachmännische Diagnose. Abhilfe ließ sich dadurch schaffen, daß ich mich auf die Pendler von den im All stationierten Büroorbitern konzentrierte und alle anderen Bewerber abwies. Wenn ich diesen Rat befolgte, stiegen die Chancen für eine Empfängnis direkt proportional zu der Größe meines neuen Kundenkreises, denn – so behauptete er – es bestand ein unauflöslicher Zusammenhang zwischen sexueller Potenz und dem Platz auf der Karriereleiter. Bestimmt wäre es ihm gelungen, mich hinters Licht zu führen, hätte ich nicht das unbestimmte Gefühl gehabt, daß er etwas verschwieg und heimlich über mich lachte. Deshalb – während er das Gespräch wieder auf die Vergnügungsreise nach Armstrong, Ganymed, Saturn und Mars lenkte – beschloß ich, von Eva eine zweite Meinung einzuholen. Unsere Freundschaft, dachte ich mir, würde sich mit einem unverfälschten Zeichen meiner Wertschätzung leicht wiederbeleben lassen.
    Ich sollte recht behalten. »Ich dachte, deine moralischen Formate hätten dich voll im Griff«, meinte sie und schluckte drei Dips auf einmal. »Oh, ich mache mir nicht mehr viel aus diesen Formaten«, erwiderte ich. Sie lachte und sagte: »Jetzt sind wir wieder Schwestern« und lud mich zu Kaffee und Krapfen in den Bahnhof ein. Unterwegs lobte sie in den höchsten Tönen die Wirkung und Reinheit meines überraschenden Geschenks, während ihre Augen wahre Saltos schlugen. Voller Enthusiasmus verkündete sie, nun würde es bestimmt nicht mehr lange dauern, bis sie ihr Versprechen wahrmachen könne und mit mir zusammen nach Malibu gehen – »wo das große Geld ist« –, als wäre sie bereit, hier und jetzt auf die nächste Luftfähre zu springen. Ich wußte genau, solange es ihr nicht gelang, sich von Roland freizumachen, würde es bei den großen Worten bleiben. Er war ihr Lude und Dealer und hatte sie unter der Knute, und sie mußte sich mit Kroppzeug zufriedengeben, wie sie sich ausdrückte, denn jeder Versuch, auf eigene Faust anzuschaffen, bedeutete Gefahr für Leib und Leben. Wie auch immer, der unbefriedigte Ehrgeiz beflügelte ihre Träume von einem Job als Callgirl und jener nahen und ach so exklusiven Insel, besonders als Schützling von Miss Pristine, der Inhaberin des renommiertesten ›Rosengartens‹ auf der Erde. Dank der Pillen lebte sie mehr in diesen Illusionen als im Dodger District, obwohl sie manchmal, wenn die Wirkung nachließ, die Wahrheit erkannte – »Wir sind nicht mehr als Droiden für ihn« – und damit, ohne es zu wissen, meine zaghafte Hoffnung zunichte machte, daß über den Status einer Unternehmerin der Aufstieg vom Sklaven zum Gebieter zu bewerkstelligen sei – eins von Rolands beliebtesten Märchen.
    Sei dem, wie es sei, bei der Gelegenheit, von der hier die Rede sein soll, sprühte sie vor grenzenlosem Optimismus (dank der von mir spendierten kleinen Helfer) und schwatzte davon, in Malibu fünfmal soviel Mel pro Kunde zu verdienen und ein Deluxe-Kondo am Strand zu kaufen und einen Schrank voll schöner Kleider und Gesichter. Außerdem würden wir zwei, so erklärte sie weiter, bei den Typen dort kräftig absahnen. »Und ich rede nicht von den Jungs aus den Orbitern«, belehrte sie mich über eine weitere Abstufung in der gesellschaftlichen Hierarchie. »Ich rede von den Leuten, denen die gottverdammten Orbiter wie auch alles andere gehören: den Japanern.« Dieser Punkt schien mir geeignet, das Gespräch unauffällig auf mein kleines Problem zu lenken (o wäre es doch nur klein gewesen!). Ich erkundigte mich beiläufig, ob eventuell diese Klientel an Zeugungskraft ebenso überragend sei wie an Macht und Einfluß.
    Eva lachte herzhaft. Diese Reaktion war die eindeutigste Antwort, die ich mir nur wünschen konnte, und genügte, um Rolands Theorie als Lüge zu entlarven. Jetzt war ich aller Hoffnung beraubt, jemals von irgendeinem Mann geschwängert zu werden, ob reich oder

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