Mein Leben als Stuntboy
dass jemand – ich sage aber nicht wer – hinter der Schule einen Slalomkurs ausgelegt hat, mit den orangefarbenen Hütchen vom Parkplatz. Aber der Direktor will was ganz anderes von mir.
Slalom
In seinem Büro warten zwei Leute, denen er mich nun vorstellt. Die Frau hat Jeans an und ein Notebook in der Hand.
»Derek, das ist Mary Souza. Sie ist Zeitungsreporterin und würde gerneinen Artikel über deine Arbeit als Junior-Stuntman verfassen.«
»Ich schreibe viel über Filme und so«, erklärt Mary. »Und ich dachte, dein Erlebnis könnte eine gute Geschichte für die Lokalausgabe abgeben.« Sie zeigt auf den Mann neben sich. »Das ist Bill Hernandez. Darf er ein paar Fotos von dir machen?«
Ich würde gern vorschlagen, dass er den Slalom-Kurs hinter der Schule fotografiert, aber ich hab heute mein Skateboard gar nicht dabei. Und Bill sagt sowieso, er will ganz normale Bilder von mir machen, wie ich am Schließfach stehe oder in der Cafeteria esse oder so. Mir fallen schier die Augen aus dem Kopf, als Mr Demetri mir dafür einen Passierschein ausstellt und sagt, ich soll Mary alles erzählen, was sie wissen will.
Augen fallen aus dem Kopf
Als Bill ein Foto von mir schießt, wie ich Bücher aus meinem Schließfachhole, sehe ich, wie alle aus meiner Klasse einen langen Hals machen, um durch das Fenster neben Ms McCoddles Tür zu mir herzuschauen. Carly winkt mir lächelnd zu, aber ich konzentriere mich mehr auf Matt. Er sitzt direkt hinter ihr und trägt zur Tarnung seines Widerwillens ein unechtes Grienen im Gesicht. Das war nicht meine Idee, würde ich ihm am liebsten zurufen. Mr Demetri hat gesagt, ich soll das machen.
Tarnung
Während Bill zu seinem Auto rausgeht, setzen Mary und ich uns vor dem Medienzimmer zusammen, um uns zu unterhalten. Sie fragt mich, wie ich zum Film gekommen bin und was mir am Set am besten gefällt und ob ich Tanya Billings kennengelernt habe. Dabei lässt sie ihr ständig klingelndes Handy links liegen und macht sich Notizen. Ich freue mich zwar über die Aufmerksamkeit, aber als unsereKlasse in den Kunstraum wechselt und alle mich im Vorbeigehen anstarren, ist mir das echt peinlich. Matt geht ganz hinten mit Prompty und Joe und alle drei schneiden die ganze Zeit Grimassen.
Als Mr Demetri mich gebeten hat, das mit dem Interview zu machen, bin ich mir ganz wichtig vorgekommen, als wäre ich was Besonderes. Aber jetzt fühle ich mich nur noch blöd und wünschte, Mary würde endlich Schluss machen.
»Eine letzte Frage noch«, sagt sie. »Würdest du das alles noch mal machen?«
»Das mit dem Film ist das Beste, was ich je erlebt habe«, lüge ich. »Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so viel Spaß gehabt.«
Hipp Hipp Hu-Hollywood!
Bodi scheint zu spüren, was Frank durchgemacht hat, denn seit der OP weicht er ihm nicht mehr von der Seite. Er sitzt wie ein Wachsoldat neben Franks Käfig. Der Arme, er begreift nicht, dass ich das Einzige bin, wovor man Frank beschützen müsste.
Wachsoldat
Meine Mutter schaut jeden Morgen in die Zeitung und am Sonntag ist sie dann auch die Erste, die den Artikel in der Lokal-Beilage entdeckt.
»Wie schön!« Sie lehnt sich an den Küchentresen und trinkt Kaffee, während sie liest. »Du klingst ja so erwachsen!« Dann breitet sie die Zeitung aufdem Tisch aus, damit Dad und ich sie auch lesen können.
Ich breche meinen Vorsatz, am Wochenende nie zu lesen, und stürze mich auf den Artikel. Fotos und Überschriften zuerst.
»Echt hübsches Zitat von Tony«, lobt mein Vater. »Er sagt, du wärst richtig gut vorbereitet gewesen, wie ein Profi.«
Ich frage, ob wir den Artikel einscannen und hundertfach vergrößert ausdrucken können, damit ich ihn in die Küche hängen und jedes Mal drauf verweisen kann, wenn sie mal wieder der Meinung sind, ich hätte was ausgefressen.
vergrößern
»Du kannst wirklich stolz auf dich sein.« Das ist zwar keine echte Antwort auf meine Frage, aber Mom sieht so glücklich aus, dass ich ihr im Moment wohl so ziemlich alles abschwatzen könnte.
Als ich mein Geschirr in die Spüle stelle, erschrecke ich – auf der Fensterbank steht das Spielzeugpferd, das Frank beinahe umgebracht hätte.
»Was soll das Ding denn hier? Ich hab’s doch weggeschmissen!«
»Ich hab es wieder aus dem Müll gefischt«, erklärt Mom. »Ich dachte, es macht sich vielleicht gut als Mahnmal.«
»Es soll uns ewig dran erinnern, dass Frank fast gestorben ist?«
Sie schüttelt den Kopf. »Nein. Es soll uns daran erinnern,
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