Mein Leben als Stuntboy
für sie selbst das Unmögliche möglich.) Ms Myers gewährt uns fünf Minuten.
Carly geht auf YouTube und tippt IDIOT BEIM LESEN ein. Ich beuge mich zum Bildschirm vor und bin total geschockt, als das Video abgespielt wird.
Da bin ich drauf, wie ich laut vorlese, langsam und bedächtig. Das Video wurde offenbar bewusst und vorsätzlich aufgenommen, von unserer Veranda aus, und zeigt Ronnie und mich am Küchentisch. Dies ist einer der demütigendsten Augenblicke meines Lebens.
vorsätzlich
»Ich höre mich ja echt an wie der letzte Idiot«, sage ich.
»Du bist nicht der Einzige, der sich beim Lesen schwertut, vielen anderen geht es genauso. Was meinst du, wer das Video reingestellt hat?«
Die Frage stellt sich mir gar nicht, ich kenne die Antwort nämlich schon längst: Mein bester Freund hatte ja neulich seine Kamera dabei.
Alles vorbei
Ich hetze in die Cafeteria und halte auf Matt zu. »Wie konntest du mir so was antun?«, frage ich.
»Hey, du bist doch derjenige, der ganz groß rauskommen will, mit deinem Film und deinem Artikel und allem. Ich wollte dir nur dabei behilflich sein.« Er nimmt einen großen Schluck aus seiner Milchtüte.
»Indem du mich Idiot nennst?«
»Das Video ist schon über fünftausend Mal angeklickt worden, also beschwer dich nicht. Ich helfe dir nur bei deinem Versuch, berühmt zu werden.«
Versuch
»Ich will aber gar nicht berühmt werden.«
»Komisch, sieht aber so aus.«
Mein Kopf fühlt sich an, als hätte sich mein Gehirn in ein Labyrinth verwandelt. Am liebsten würde ich mir jetzt Matts Teller mit dem ekelhaften Rindfleischeintopf schnappen und ihm alles ins Gesicht kippen.
»Allerdings glaube ich nicht, dass es fünftausend verschiedene Leute waren, die das Video angeklickt haben«, sagt Prompty. »Bestimmt gibt’s welche, die es sich immer und immer wieder anschauen.«
Ich ignoriere ihn und wende mich wieder Matt zu. »Wenn du schon ein Video von mir reinstellen musst, warum dann nicht das, wo ich fünf Treppenabsätze auf dem Geländer hochlaufe – was du dich nicht getraut hast?«
Prompty und Joe lachen und Matt geht in die Defensive. »Ich traue michsehr wohl, das zu machen. Du hast nur so ein Tamtam um dich und deine Leistungen gemacht, dass für mich keine Zeit mehr übrig war.«
Defensive
Joe tut so, als würde er aus einem Buch lesen, das in seiner Tasche liegt. »Ich … kann … ganz … viele … Stunts … machen«, stammelt er.
Mich stört nicht, dass Joe mich mit seiner Imitation schikaniert, sondern dass Matt lauthals darüber lacht.
Imitation
schikanieren
Ich drehe mich wieder zu meinem Ex-besten-Freund um. »Vielleicht hättest du genug Zeit gehabt, ein paar Stunts zu machen, wenn du nicht nach Hause gemusst hättest, um auf deinen dreiundzwanzigjährigen Bruder aufzupassen.« Normalerweise setze ich Jamie nie als Waffe gegen Matt ein, aber jetzt, wo unsere Freundschaft offenbar zu Ende ist, kommt es mir fast schon legitim vor, ihm eins unter die Gürtellinie zu verpassen.»Oder war das ein andermal? Als er eine Woche nicht heimgekommen ist und eure Eltern keine Ahnung hatten, wo er steckt?«
Prompty und Joe schauen Matt an, um an seinem Gesicht abzulesen, ob das alles stimmt. Matt wirkt ziemlich mitgenommen und kurzfristig tut es mir leid, das gesagt zu haben.
» Du bist hier der Versager, nicht Jamie!« Matt taucht unter dem Tisch durch und stürzt sich auf mich, sodass die zwei Mädchen, die auf der anderen Seite sitzen, erschrocken aufspringen.
»Hooo! Ganz ruhig!«, sagt Mr Walsh, der Sportlehrer, und greift sich Matt. »Heb dir deine Energie für die Sportstunde auf, oder willst du den Rest des Nachmittags in Mr Demetris Büro verbringen?«
»Er hat angefangen!« Matt zeigt anklagend auf mich.
»Ja, Derek war’s!«, steigen Prompty und Joe mit ein.
»Das stimmt nicht!«, widerspreche ich.
»Mir ist völlig egal, wer damit angefangen hat«, sagt Mr Walsh. »Jetzt ist es jedenfalls zu Ende .« Er drängt Matt wieder auf seinen Stuhl und stellt sich eine Weile dahinter. Matt, Prompty, Joe und ich sagen kein Wort, solange er da ist.
Dann trinkt Matt seine Milch aus und zerquetscht die Tüte. »Du solltest dich beeilen, ins Medienzimmer zu kommen, bevor der Unterricht anfängt«, sagt er. »Nicht dass dir jemand noch Meine allerersten Wörter vor der Nase wegschnappt.«
Als ich aus der Cafeteria stürme, kommt es mir vor, als würden alle hinter meinem Rücken lachen. Noch vor ein paar Tagen hatte ich Angst, ich
Weitere Kostenlose Bücher