Mein Leben als Stuntboy
dass alles, was man tut, Konsequenzen hat.«
Konsequenzen
Nicht mal an einem Tag mit so einem sensationellen Artikel über meine Wenigkeit kann sie darauf verzichten, mir einen pädagogischen Drops reinzuwürgen.
Sie spült ihre Kaffeetasse aus und sagt, ich soll das nicht so aufbauschen, das Pferd sähe gut aus nebenihrer Sammlung von Mini-Kakteen. Ich nehme sie beim Wort und wechsle das Thema.
Kakteen
Nach dem Frühstück fahren wir zu den Hollywood Hills, wo Bodi ohne Leine neben uns hertrotten kann. Ich wandere ein Stück vor meinen Eltern her, zu meinem Lieblingsort in den Bergen – den Höhlen. Manchmal sind Touristen da, die Fotos machen, hier wurde nämlich ein Teil der alten Batman -Fernsehserie gedreht. Ich stelle mir vor, wie vor vielen Jahren eine Filmcrew hier war und das Dynamische Duo auf dem Batmobil gefilmt hat, als es aus der Höhle gestürmt kam, um das Böse zu bekämpfen. Wahrscheinlich waren die Schauspieler nicht mal dabei, sondern die Stuntmen mussten die schweren Sachen machen.
Wir stapfen um die Pfützen herum, und als wir wieder aus der Höhle kommen, schauen wir in die andere Richtung. Wie riesige weiße Soldaten wachen die Buchstaben HOLLYWOOD über den Canyon. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht, aber ich finde es immer noch aufregend, so eine berühmte Sehenswürdigkeit ganz in der Nähe zu haben.
aufregend
Meine Mutter bückt sich, um Bodi Wasser zu geben. »Hast du das Gefühl, das Schild hätte jetzt mehr mit dir zu tun, da du bei einem Film mitmachst?«
Ich verziehe das Gesicht, als hätte ich noch nie was Blöderes gehört, aber insgeheim hab ich eben genau das gedacht. Zur Feier des Zeitungsartikels kehren wir im Tortenhaus ein und ich bestelle mir ein Riesenstück Schokosahnetorte. Meine Eltern teilen sich ein Stück Cremetorte und auf der Heimfahrt darf ich bestimmen, welche Musik wir hören.
Zu Hause setze ich mich mit Frank und Bodi aufs Sofa und schaue mireinen der Actionfilme an, die Tony meinen Eltern als Anschauungsmaterial geschickt hatte. In einer Szene springt er von einer Brücke und landet auf einem Schleppschiff voller Müllsäcke.
»Komm bloß nicht auf dumme Gedanken«, sagt Mom.
»Nicht mal ansatzweise!«, fügt Dad hinzu.
Es ist ein perfekter Tag, einer der besten seit dem Sommer – bis mir einfällt, dass morgen Montag ist und mit der neuen Schulwoche das ganze Elend wieder beginnt.
Du hast was getan??
Am nächsten Tag beglückwünscht Mr Demetri mich zu dem Artikel. Ich freue mich, aber es wäre mir lieber gewesen, er hätte es mir auf dem Flur unter vier Augen gesagt statt im Rahmen der morgendlichen Durchsage über die Sprechanlage.
Sprechanlage
Als er fertig ist, fängt Ms McCoddle an zu klatschen, und alle anderen machen mit, sogar Matt, was mich besonders freut.
Später geht Joe auf dem Weg zur Cafeteria an mir vorbei. Er hat ein Buch in der Hand und liest mit quälender Langsamkeit daraus vor. Ich willmeine Zähne behalten, um sie beim Mittagessen benutzen zu können, also sage ich nichts über seine Lesefähigkeiten, die offenbar noch schlimmer sind als meine.
quälend
Dann kommt Prompty dazu und fängt über Joes Schulter hinweg an zu lesen, wobei er über jedes zweite Wort stolpert.
»Was ist denn mit euch los?«, frage ich.
Sie lachen beide und rennen zur Schlange vor der Essensausgabe.
Ich schnappe mir Matt. »Was ist denn mit Joe und Prompty passiert? Die benehmen sich wie die letzten Idioten.«
»Genau, wie die letzten Idioten.« Er knufft mich freundschaftlich an den Arm und marschiert davon.
Anscheinend sehe ich ziemlich verwirrt aus, denn Carly kommt und fragt, ob mit mir alles okay ist. Ich sageihr, ich hab zwar keine Ahnung, was Prompty und Joe da so treiben, aber was auch immer es sein mag, es ist nicht witzig.
»Matt steckt auch mit drin«, sagt Carly. »Den darfst du nicht vergessen.«
»Wovon redest du eigentlich?«
»Wovon redest du eigentlich?« Sie hält inne. »Moment, soll das heißen, du hast das noch gar nicht gesehen?«
»Was gesehen?« In meinem Kopf nimmt ein schreckliches Bild Gestalt an: Prompty und Joe haben sich den Zeitungsartikel über mich besorgt, einen dicken Schnurrbart auf mein Foto gepinselt und das Ganze an die Klassenzimmertür gehängt.
»Komm mit.«
Ich folge Carly zum Medienraum, wo sie Ms Myers fragt, ob sie für ein paar Minuten die Internet-Sperre aufheben kann. (Ja, so ist das Leben fürMädchen, die in ihrer Freizeit freiwillig Bücher lesen – Lehrer machen
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