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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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jedoch gewillt, mich damit abzufinden, denn ich sah diese ganze Farce als Mittel zu einem bestimmten Zweck.
    Nach Hakims Rückkehr wohnten wir beide sechs Wochen lang bei unserer Schwester. In dieser Zeit unterhielten wir uns unentwegt über den Islam. Hakim brachte mir bei, wie sich ein wahrer Muslim zu benehmen hatte – die richtige Art zu gehen, zu beten, sich zu kleiden. Ich lernte, mit gesenktem Blick zu gehen, stets mit demselben Blickwinkel, lernte, auf der Straße niemals Blickkontakt zu anderen Menschen aufzunehmen und eine Frau niemals oberhalb der Kinnlinie zu betrachten. Ich lernte, wie man sich kleidet: Niemals sollte ein Stück Stoff über meinen Knöchel hinabhängen, denn das ist ein Zeichen von Arroganz. Mein Kopf musste stets bedeckt sein, um den Teufel abzuwehren.
    Ich lernte auch die richtige Art zu beten. Dabei stand ich mit geschlossenen Füßen da und drückte die Schulter gegen den Bruder neben mir. Ich lernte, meine Füße nicht anzuschauen, wenn ich mich hinkniete. Stattdessen richtete ich meine Augen nach vorn und konzentrierte mich auf den Punkt, an dem ich mit der Stirn den Boden berührte, wenn ich mein Haupt vor Gott neigte.
    Hakim lehrte mich all dies. Er sprach mit mir auch über den Dschihad – den Kampf, den alle frommen Muslime ständig mit sich selbst ausfochten, um ihre Hingabe an Gott unter Beweis zu stellen. Er sagte mir, ich müsse Gott alles hingeben, ihm uneingeschränkt vertrauen und dürfe nichts für mich selbst behalten. Doch selbst wenn ich Gott alles gab, war das nach Hakims Unterweisung immer noch nicht genug – ich musste noch mehr aufbieten. Es reicht nicht aus, fünfmal am Tag das vorgeschriebene Gebet zu sprechen. Ich muss beständig beten und jederzeit Reue empfinden für das, was an mir selbst unrein ist.
    Jetzt bemerkte ich, dass sich Hakims Lippen ständig kaum wahrnehmbar bewegten. Das war schwer zu erkennen, mir fiel es erst auf, als ich begriff, was ich da sah.
     
    Hakim und ich verbrachten viel Zeit mit Gesprächen über Politik. Dabei ging es um die Ungerechtigkeiten, die in aller Welt gegen Muslime verübt wurden. Dies war Ende 1993, und der Krieg in Bosnien zog sich bereits seit fast zwei Jahren hin, ebenso wie der Bürgerkrieg in Algerien. Ich hatte schon lange vor Hakims Rückkehr nach Marokko um diese Dinge gewusst. Jeder Muslim wusste es.
    Am meisten wusste ich jedoch über den Krieg in Afghanistan. Wie jeder andere junge Mann in Marokko und in der gesamten muslimischen Welt hatte ich 1979 die Invasion der Roten Armee in Afghanistan im Fernsehen verfolgt. Und wie alle anderen auch hasste ich die Russen. Wir hätten sie ohnehin gehasst, denn sie hatten ein muslimisches Land besetzt, doch es war die Zeit, in der der Kalte Krieg zu Ende ging, und Marokko war ein Verbündeter der Vereinigten Staaten. Amerika kontrollierte mit Hilfe des marokkanischen Marionettenregimes das Fernsehen und Zeitungen und Zeitschriften, und all diese Medien waren voller antisowjetischer Propaganda. Sie putschten uns alle auf. Jeder junge Mann träumte davon, in Afghanistan Seite an Seite mit den Mudschahidin zu kämpfen.
    Nach dem Abzug der Russen Anfang der neunziger Jahre erfuhr ich jedoch noch sehr viel mehr über diesen Krieg. Mit einer jungen Frau, die ich in Marokko kennengelernt hatte, war ich für einige Monate nach Belgien zurückgegangen. Ich trennte mich jedoch schon bald von ihr und reiste nach Paris, um dort vor meiner Rückkehr in die Heimat noch einen kurzen Urlaub zu genießen. Es war Sommer, und ich verbrachte viel Zeit mit Spaziergängen in der Stadt. Eines Tages ging ich am Centre Pompidou vorbei. Ich hatte noch nie von dieser Einrichtung gehört und wusste nicht, was in diesem Gebäude untergebracht war. Aber ich sah eine lange Schlange von Menschen, die auf Einlass warteten, und aus lauter Neugier reihte ich mich ein.
    Mein Paris-Aufenthalt sollte schließlich volle drei Monate dauern, die ich zum größten Teil im Centre Pompidou verbrachte. Es besaß eine erstaunliche Bibliothek, und ich verschlang alles, was in mein Blickfeld geriet, beschäftigte mich mit Geschichte, Religion, Naturwissenschaften. Die meiste Zeit widmete ich jedoch dem Material über die sowjetische Invasion in Afghanistan. Das Haus besaß eine außergewöhnliche Sammlung von Filmen und Dokumentationen über die sowjetische Armee wie auch über die Mudschahidin.
    Das waren außergewöhnliche Männer, und niemals zuvor hatte ich solche Kämpfer zu sehen bekommen. Wieder und wieder

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