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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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werde sie erledigen. Aber ich werde niemals ins Gefängnis für dich gehen. Du hast keine Macht über mich, und ich traue dir auch nicht.“
    Gilles zuckte ganz leicht zusammen.
    „O.k., o.k.“, sagte er und seufzte. „Dann müssen wir uns eben etwas anderes ausdenken.“Er machte eine kleine Pause, und es war zu sehen, dass er intensiv nachdachte.
    Dann sagte er: „Wir müssen dich aus Belgien herausbringen. Wir haben deinen Namen gestern Abend Interpol übermittelt. Wenn er einmal im System ist, dauert es eine ganze Zeit, bis man ihn wieder da rausbekommt.“Er zog einige Geldscheine aus der Brieftasche und gab sie mir. „Morgen bringen wir dich nach Frankreich. Du musst dich neu einkleiden. Fahre nicht mit dem Bus oder der U-Bahn. Und verhalte dich möglichst unauffällig.“
    Ich steckte das Geld ein. Er fragte mich, wo ich übernachten würde.
    „Ich finde schon eine Prostituierte“, gab ich zur Antwort. Ich wusste, dass ich ihm nicht erzählen durfte, zu welchen Freunden ich jetzt gehen würde, da sonst die Gefahr bestand, dass er auch diese verhaften ließ.
     
    Am nächsten Tag traf ich Gilles am Bahnhof. Er wies mich an, ein Taxi nach Antoing zu nehmen, einem Dorf, das in der Nähe der französischen Grenze lag. Dort trafen wir uns wieder, und er forderte mich auf, mich von einem anderen Taxi nach Rumes bringen zu lassen. Dort sollte ich erneut das Taxi wechseln und nach Orchies, einem kleinen Dorf kurz hinter der französischen Grenze, weiterfahren.
    Als ich in Orchies ankam, warteten dort neben der Kirche zwei Agenten in einem Auto auf mich. Einige Minuten später traf auch Gilles ein. Er kam plötzlich zu Fuß um die Ecke. Offensichtlich war er mir mit einem anderen Taxi hinterhergefahren.
    Als er mich sah, salutierte er. Sofort kam der Fahrer aus dem Wagen und öffnete ihm die Tür. Er, ich und die beiden anderen Agenten stiegen ein.
    Bevor wir losfuhren, schaute er mich an und zitierte mit einem leichten Lächeln die in Belgien zu einem geflügelten Wort gewordene Zeile aus Tim und Struppi:
    „Auf geht’s zu neuen Abenteuern.“

DOLMABAHÇE
    Als wir in Paris ankamen, setzte mich Gilles in einem billigen Hotel ab, das so heruntergekommen und hässlich war, dass ich mich bei seinem nächsten Besuch bei ihm beschwerte. Ich sagte ihm, ich verdiente wohl etwas Besseres nach allem, was ich für sie getan hätte. Murrend verschaffte er mir eine bessere Unterkunft.
    Ich hatte in Paris nicht viel zu tun, aber Gilles kam alle paar Tage vorbei und brachte mir etwas Geld. Eines Tages bat er mich allerdings, meine Familie anzurufen. Er wollte wissen, ob sie herausgefunden hatten, dass ich hinter ihrer Verhaftung steckte. Dieser Wunsch alarmierte mich. Nabil war zusammen mit den anderen verhaftet worden. Obwohl er nur zwei Stunden festgehalten worden war, war es durchaus möglich, dass Hakim oder einer der anderen ihm von meinem Geständnis am Tag zuvor erzählt hatte. Wenn Gilles das herausbekam, würde er wissen, dass ich ihn verraten hatte, und er würde mich auf der Stelle festnehmen lassen. Aber da war im Moment nichts, was ich tun konnte, also wählte ich die Nummer meines Bruders.
    Nabil selbst hob ab. Als er merkte, dass ich das war, wurde er ausgesprochen wütend.
    „Wo bist du?“, schrie er ins Telefon. „Schau nur, was du angerichtet hast. Das ist alles deine Schuld. Alle sitzen jetzt im Gefängnis. Maman ist am Boden zerstört. Wenn du ein Mann wärst, würdest du zurückkommen und hier für dein Handeln geradestehen.“
    Ich war erleichtert. Natürlich war er sauer auf mich. Schon recht früh hatte ich ihm ja versprochen, dass ich etwas unternehmen würde, um Tarek, Amin und Yasin aus dem Haus zu bekommen. Also konnte er sich wohl denken, dass deren Verhaftung damit zusammenhing. Aber es war wichtig, dass er die DGSE nicht erwähnt hatte. Gilles wusste ja bereits, dass ich Nabil vage versprochen hatte, ihn zu beschützen, da er neben mir stand, als ich diesen nach unserem ersten Treffen anrief. Nachdem ich ihn daran erinnert hatte, war dieses Thema endgültig erledigt.
    Allerdings war uns nach diesem Telefongespräch endgültig klar, dass ich nicht länger in Europa tätig sein konnte.
     
    Tatsächlich wollte ich auch nicht länger in Europa bleiben. Ich wollte nach Afghanistan, um dort eines dieser Ausbildungslager zu besuchen. In unserem Haus hatte ich viele junge Männer kennengelernt, die auf dem Weg nach Afghanistan waren, und ich hatte sie immer beneidet. Ich wurde neidisch, wenn ich

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