Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
führte.
Maaroufi rekrutierte in Belgien zwei Selbstmordattentäter und stattete sie mit gefälschten Pässen aus. Sie gaben sich als Journalisten aus und trafen sich mit Massoud und seinem Pressesprecher. Dabei jagten sie sich selbst in die Luft und rissen dabei den Sprecher und Massoud mit in den Tod. Bin Laden hatte nun in Afghanistan freie Hand. Zwei Tage später rasten die Flugzeuge in die Zwillingstürme des New Yorker World Trade Centers.
AUF ZU NEUEN ABENTEUERN
Am nächsten Tag traf ich mich mit Gilles in Brüssel. Das Ganze war sorgfältig geplant. Er hatte mir mitgeteilt, in welches Zugabteil ich mich setzen und welchen Bahnhofsausgang ich nehmen sollte. Der ganze Bahnhof war voller verdeckter Ermittler, die ich allerdings wie üblich sofort erkannte.
Auf dem Vorplatz wartete Gilles auf mich, und wir gingen zusammen zum nächsten McDonald’s-Restaurant. Ich war immer noch äußerst wütend, was er allerdings wohl erwartet hatte.
„Du hast mich angelogen“, fuhr ich ihn an. „Du hast mir versprochen, du würdest mich warnen, wenn es Verhaftungen geben sollte.“Ich schrie ihn beinahe an. „Und du hast mir versprochen, dass Nabil nicht verhaftet werden würde.“
Gilles blieb sehr gelassen, so wie es seine Art war. Aber dieses Mal sprach er sogar noch ruhiger als sonst und rutschte auf seinem Stuhl noch weiter nach unten.
„Es war nicht mein Fehler“, erklärte er. „Ein paar Verkehrspolizisten überprüften zufällig Amins Wagen und fanden dabei eine Menge Waffen. Sie nahmen ihn sofort fest. Und danach mussten wir einfach tätig werden.“
Ich glaubte ihm kein Wort.
„Wir haben auch Nabil verhaftet“, fuhr er fort. „Aber uns blieb keine Wahl. Er war im Haus zusammen mit all den anderen. Aber wir haben ihn nur ein paar Stunden festgehalten und ihn dann wieder gehen lassen.“
Ich war erleichtert, dies zu hören. Ich freute mich, dass es Nabil gutging und meine Mutter nicht mehr allein war.
Trotzdem hatte ich mit Gilles ein weiteres Hühnchen zu rupfen: „Du wolltest auch mich verhaften lassen.“
Er nickte. „Ja, das stimmt. Wir wollten dich festnehmen lassen, damit du ihnen noch mehr Informationen hättest entlocken können. Wir hätten dich aber bald wieder freigelassen.“Er musste allerdings zugeben, dass sie überrascht waren, mich nicht dort vorzufinden, da die Razzia ja früh am Morgen stattfand. Sie hätten dann den ganzen Tag vor dem Haus auf mich gewartet, um mich sofort festzunehmen, wenn ich heimkam. Aber sie hatten mich nicht gesehen, da ich den Hintereingang benutzt hatte.
Gilles machte eine Pause und schaute mir in die Augen. „Wir hätten es immer noch gerne, wenn du eine Zeitlang mit ihnen einsitzen würdest. Du könntest uns dann wertvolle Informationen beschaffen.“Vor der Tür würden immer noch Beamte des belgischen Geheimdienstes warten. Er versuchte mich erneut davon zu überzeugen, dass ich mich von ihnen verhaften lassen sollte.
„Natürlich musst du nicht lange in Haft bleiben. Wir hätten nur gerne mehr von diesen Leuten gewusst. Und du bist der Einzige, der uns diese Informationen liefern kann.“
Äußerlich blieb ich zwar gefasst, aber innerlich widerte mich sein Verhalten an. Was für ein Bastard, musste ich denken. Ich hatte ihm und der DGSE so viel gegeben. Nur durch mich waren diese Razzien überhaupt erst möglich geworden. Andernfalls hätten sie damit ja nicht warten müssen, bis ich aus Marokko zurück war. Sie hätten mich ja einfach nur dort lassen können. Und jetzt wollten sie mich loswerden. Ich hatte meine Schuldigkeit getan. Das alles lag ganz klar auf der Hand. Und er glaubte, ich sei dumm genug, seinem Geschwätz zu glauben.
Ich lehnte mich über den Tisch und schaute ihm in die Augen.
„Du sagtest mir einmal, dass wir dieselben Ziele verfolgen würden.“Ich konnte den Zorn in meiner Stimme hören. Es war, als ob ich gleichzeitig flüstern und schreien würde. „Nach der Flugzeugentführung haben wir darüber gesprochen. Ich versicherte dir damals, dass du dich voll auf mich verlassen könntest. Und ich dachte, dass das umgekehrt ebenso sei. Aber du hast mich verraten.“
Gilles’ Augen weiteten sich mit jedem meiner Worte. Ab jetzt würde ich mich ihm gegenüber genauso skrupellos verhalten, wie er es mir gegenüber getan hatte. Aber im Augenblick brauchte ich ihn noch.
„Ich sage dir, was ich tun werde. Ich gehe überallhin, und ich mache alles, um diese Terroristen zu bekämpfen. Übertrage mir eine Aufgabe und ich
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