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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Moschee sei.
    Als ich durch deren Tür trat, war ich vollkommen perplex. In dieser Moschee gab es tatsächlich Gräber. Nur Christen haben Gräber in ihren Kirchen, im Islam ist das verboten. Die Moschee ist das Haus Gottes, kein Haus des Todes. Hakim hatte mich das schon in Marokko gelehrt.
    Als ich meinen anfänglichen Schock etwas überwunden hatte, wurde mir allmählich klar, wo ich mich hier befand. Auf dem Boden lagen Musikinstrumente. Das konnte nur eines bedeuten: Dies hier waren Sufis. Eigentlich hatte ich keine Ahnung vom Sufismus. Ich wusste nur, dass er nichts mit dem muslimischen Radikalismus zu tun hatte, den ich suchte. In Marokko hatte ich Sufis auf der Straße tanzen sehen – sogenannte tanzende Derwische. Aber der einzige Sufi, über den ich etwas wusste, war Cat Stevens. Er war zum Islam übergetreten, als ich ein Teenager war, was mich damals sehr stolz gemacht hatte. Aber als Hakim nach Marokko kam, hatte er mir beigebracht, dass Cat Stevens wie alle Sufis tahout sei. Muslime tanzen nicht und machen auch keine Musik in der Moschee. Das wusste ich natürlich bereits. Aber ich war überrascht, als mir Hakim erzählte, dass Cat Stevens, der für mich bisher ein richtiger Held gewesen war, tatsächlich ein Ungläubiger sei.
    Mir war jetzt also klar, dass ich auch in Konya nichts finden würde. Aber ich hatte auch nicht die leiseste Ahnung, wo ich diesen geheimnisvollen Weg zu meinem persönlichen Dschihad finden konnte. Also mietete ich mir ein Auto.
     
    Einen Monat lang fuhr ich durch die ganze Türkei – Ankara, Izmir, Adana, Eskisehir, Bursa, insgesamt über 3500 km – und sprach mit den Leuten auf der Straße, Imamen und jedem anderen, der mit mir reden wollte. Und doch fand ich nichts, was mich weitergebracht hätte.
    Dann hatte ich eines Tages einen Unfall. Ein Lastwagen drängte mich von der Straße, und mein Auto rollte einen Abhang hinunter in eine kleine, 25 Meter tiefe Schlucht. Ich hatte riesiges Glück und blieb fast ohne Schrammen, aber das Auto hatte einen Totalschaden.
    Der Lastwagen hatte nicht gestoppt, sondern war einfach weitergefahren. Deshalb erschien am nächsten Tag ein Repräsentant der Mietwagenfirma in meinem Hotel. Da der Lastwagen nicht auffindbar war, war jetzt der in der entsprechenden Versicherungspolice festgelegte Eigenbeitrag von immerhin 1200 US-DOLLAR fällig. Ich zahlte sofort und hatte danach kaum noch Geld übrig.
    Ich fuhr nach Istanbul zurück und tat dort das Einzige, was mir in dieser Lage noch übrig blieb – ich rief Gilles an. Ich hinterließ eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter, aber er rief nicht zurück. Zwei Tage später hinterließ ich eine weitere Nachricht. Immer noch keine Antwort. Am Ende dieser Woche war meine Botschaft an ihn schon dringender.
    „Gilles, rufe mich bitte an. Ich hatte einen Unfall, und das Auto wurde dabei völlig zerstört. Ich habe kein Geld mehr.“
    Wieder hörte ich nichts von ihm. Und so tat ich, was ich tun musste: Ich ging zum französischen Generalkonsulat. Als ich dort ankam, fragte mich ein Wächter nach meinem Anliegen. Ich sagte ihm, ich sei französischer Staatsbürger und hätte meinen Pass verloren. Er ließ mich ein und wies mir den Weg zu einem Büro im ersten Stock.
    Ich ging hinein und reihte mich in die Warteschlange ein. Als ich an der Reihe war, trat ich an die Frau heran, die hinter einer Schranke den Publikumsverkehr erledigte. Die Tür hinter ihr war offen und gab den Blick in ein weiteres Büro frei. Ich schaute hinein und sah ihn – den Mann, dem ich am ersten Tag mein Ticket übergeben hatte. Als auch er mich erkannte, weiteten sich seine Augen im Schock. Er hatte keine Ahnung, wer ich war, aber er wusste, dass ich ein Spion war. Und Spione lassen sich nicht so einfach in öffentlichen Gebäuden sehen.
    Er eilte auf mich zu und führte mich in eine Ecke des Büros. Mit leiser Stimme fragte er mich nach meiner Telefonnummer. Ich gab ihm eine Karte meines Hotels, und er versicherte mir, dass mich dort jemand in zwei Stunden anrufen werde.
    Tatsächlich rief mich zwei Stunden später jemand an, aber es war nicht Gilles. Der Mann am Telefon wollte mich treffen, aber ich musste ihm erst einmal durch halb Istanbul folgen, so wie ich es in Brüssel mit Gilles erlebt hatte. Dann gab er mir 1500 Dollar und teilte mir mit, dass Gilles sehr beschäftigt sei, mich aber in zwei Tagen anrufen werde.
    Als ich dann tatsächlich zur vereinbarten Zeit mit ihm sprechen konnte, entschuldigte er sich

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