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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damien Echols
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alles wird Tag für Tag gefördert und durchgesetzt. Die Gefängnismitarbeiter betrachten dich nicht als menschlich, und sie geben sich alle erdenkliche Mühe, es dich wissen zu lassen. Die Botschaft, dass du bedeutungslos und minderwertig bist, wird dir bei jeder Gelegenheit eingehämmert.
    Man betrachte zum Beispiel die Art, wie man uns ernährt. Mehr als einmal habe ich Insekten wie Grashüpfer und Grillen in meinem Broccoli oder den Bohnen gefunden. Das kommt daher, dass niemand sich die Mühe macht, das Gemüse nach dem Pflücken zu waschen. Wenn das Fleisch anfängt zu gammeln, kleistert man es mit irgendeiner namenlosen Barbecuesauce zu, um den Geschmack zu überdecken. Oft werden die Zutaten zu ungenießbaren Kombinationen zusammengerührt, weil niemand darauf achtet: Rote Bete liegt in einer Apfelsauce, oder ein durchweichtes Brötchen schwimmt im gekochten Kürbis. Das fette, sehnige Fleisch wird nie richtig gar gekocht, während das Gemüse so matschig ist, dass es fast zerfällt. Anständiges Essen kommt nur dann aus der Küche, wenn eine Besichtigung oder eine Inspektion von außen stattfindet, aber das passiert nur wenige Male im Jahr.
    Jedem Gefängnisinsassen wird ein Konto eröffnet, auf das Freunde und Verwandte ihm Geld für seine Grundbedürfnisse überweisen können. Alles im Gefängnis muss man bezahlen. Den größten Teil meines Essens kaufe ich mit dem Geld, das Unterstützer und Freunde mir spenden. Nur damit ist es mir oft möglich, der Gefängniskost zu entgehen. Aber die meisten haben nicht so viel Glück.
    Früher war Weihnachten die beste Zeit für die Gefangenen. Viele Kirchen in der Umgebung, katholische wie evangelische, wie auch das Buddhistische Zentrum, die Bürgerrechtsorganisation und viele unabhängige Spender verwandten Zeit und Geld darauf zusammenzustellen, was wir für gewöhnlich » Weihnachtssäcke « nannten. Diese Säcke enthielten frisches Obst (das man nur Weihnachten bekommt), Süßigkeiten, selbst gebackene Kekse, Socken, frankierte Briefumschläge und diverse andere Schätze. (In der Knastsprache heißen diese Säcke » Zoo-Zoos « oder » Wham - Wams « ). Schon wochenlang vorher redeten die Leute von diesen Säcken und freuten sich darauf. Spannung lag in der Luft. Es war das Einzige, wodurch Weihnachten sich von anderen Tagen unterschied. Bis zu dem Jahr, in dem die Gefängnisverwaltung entschied, den freiwilligen Helfern die Erlaubnis dazu nicht mehr zu erteilen. Sie durften nicht mehr hereinkommen, um Weihnachtslieder zu singen und frische Lebensmittel zu verteilen. Wir würden nichts mehr bekommen, und Weihnachten wäre ein Tag wie jeder andere – es sei denn, man betrachtete den spürbaren Gestank der Niedergeschlagenheit, der in der Luft hing, als Unterscheidungsmerkmal. Niemand weiß, warum diese Tradition plötzlich verboten wurde; unsere Aufseher erklärten lediglich arrogant: » Weil ich es sage. « Niemand ist minderwertigen Kreaturen Rechenschaft schuldig.
    Zu den Leuten, die jedes Jahr Weihnachtssäcke zusammenstellten, gehörte eine Lady namens Anna. Sie kam vom Buddhistischen Zentrum in der Nachbarschaft einmal in der Woche ins Gefängnis, um eine Meditationsstunde abzuhalten. Sie erzählte Geschichten, unterrichtete und brachte den Gefangenen alle möglichen tibetischen Meditationspraktiken bei. Die Zahl derer, die in den kleinen Raum passten, in dem ihre Kurse stattfanden, war stark begrenzt, und deshalb ging sie nachher immer noch von Zelle zu Zelle und redete mit denen, die nur plaudern oder auch ein Problem besprechen wollten. Sie gab ihren Segen und sprach Gebete, und niemals wies sie jemanden ab. Die Häftlinge behandelten sie, als wäre sie der Dalai Lama persönlich. Man wusste immer, wenn sie da war, denn die Nachricht verbreitete sich wie ein Buschfeuer durch Flure und Trakte: » Anna ist hier! Anna ist hier! « Buddhisten, Christen, Muslime, alle waren ihr willkommen. Sie zerteilte die Dunkelheit wie ein Scheinwerfer, und aus diesem Grund konnten die Wärter sie nicht ausstehen. Sie taten alles, was in ihrer Macht stand, um sie draußen zu halten, aber nichts funktionierte. Manchmal stand sie stundenlang geduldig vor der Tür, bis ihnen schließlich nichts anderes übrig blieb, als sie hereinzulassen.
    Leider wird ihr Leben stark durch ihre nachlassende Gesundheit beeinträchtigt, und wir bekommen sie nicht mehr zu sehen. Ich glaube, zum Teil liegt es daran, dass sie sich so sehr verausgabt hat. So tapfer der Versuch auch sein mag, kein

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