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Mein Leben ohne Limits

Mein Leben ohne Limits

Titel: Mein Leben ohne Limits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Vujicic
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wohlmeinende Eindringling doch nicht überzeugen lassen und an sich das Sicherheitspersonal im Hotel gewandt. Dieses hatte bei dem Koordinator Krach geschlagen und der war per Telefon angetreten, um Bryan Dampf zu machen.
    Vielleicht verstehst du jetzt, warum ich normalerweise drei Pfleger habe, die sich die Woche über abwechseln. Heute können Bryan und ich über unsere Nacht des Grauens in Transsilvanien lachen, aber wir brauchten mehrere ruhige Nächte in kühlen Räumen ohne Mücken, um darüber hinwegzukommen.
    Ich musste schon im Kindesalter lernen, dass es in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten. Übrigens ist es egal, ob dein Körper die Standardausführung hat oder nicht: Keiner von uns schafft alles allein. Also gehört auch Demut zu den „Soft Skills“ dazu.
    Wer andere um Hilfe bitten will, muss von seinem hohen Ross herunter. Interessanterweise belohnen die meisten Menschen das mit ihrer Zeit und Unterstützung. Wer dagegen so tut, als wisse er bereits alles und brauche niemanden, der darf sich nicht über mangelnde Hilfe beklagen.
    OHNE HOSE, OHNE WORTE
    Als Kind hat man mir beigebracht, dass Gott alle Ehre gebührt. Mittlerweile bin ich auch davon überzeugt, dass er hinter allem Guten steckt, das ich bewirken kann. Trotzdem scheine ich ab und zu eine Lektion in Sachen Demut zu brauchen, damit ich nicht abhebe. So eine Lektion kann sehr hart sein. Oder auch zum Schießen komisch.
    Einmal begleitete mich mein Cousin Nathan Poljak zu einem Kirchenzeltlager in die Vereinigten Staaten. Damals, im Jahr 2002, wohnten wir noch in Australien. Am Abend vor meinem Auftritt kamen wir an und hatten beide mächtig Jetlag. Natürlich verschliefen wir.
    Früh am Morgen sollte ich eigentlich eine Andacht halten, aber niemand traute sich, mich zu wecken. Also wachte ich eine Viertelstunde vor der Veranstaltung aus dem Komaschlaf auf. Unser Quartier war zum Glück nicht so weit vom Versammlungsort entfernt und wir hofften, es gerade so noch zu schaffen. Eilig machten wir uns auf den Weg. Dort angekommen, spürte ich plötzlich ein menschliches Bedürfnis. Ob du es glaubst oder nicht, ich bewältige den Toilettengang normalerweise ganz allein. Meine Tricks verrate ich natürlich nicht, Klettverschlüsse anstelle von Reißverschlüssen haben sich aber als große Hilfe erwiesen. Nathan bot mir seine Hilfe an, weil wir so spät dran waren. Er trug mich in eine Toilettenkabine.
    Als ich mein Geschäft erledigt hatte, kam er wieder herein und wollte mir helfen, den Hosenstall zuzumachen. Aber dabei rutschte ihm die Hose aus der Hand und fiel mitten ins Toilettenbecken! Wie gelähmt starrten wir darauf, wie das kleine Stück Stoff langsam kreisend versank. Da war ich nun – ohne Hosen und zu spät für meine Andacht. Entsetzt blickte ich meinen Cousin an. Sein Gesichtsausdruck spiegelte meinen. Und dann bekamen wir einen Lachkrampf wie zwei Verrückte. Wir konnten vor Lachen noch nicht einmal die Hose aus dem Wasser ziehen und unser Unvermögen machte es nur noch schlimmer. Nathans Lachen ist unwahrscheinlich ansteckend, und wenn er einmal damit anfängt, kann ich gar nicht anders, als mitzumachen. Bestimmt fragten sich die Leute vor der Toilette, was wohl in Kabine drei so witzig war.
    Meine Cousins und Geschwister haben mir geholfen, über mich lachen zu können, vor allem in den absurden Situationen des Lebens. Und das war eine davon. Ich habe auch von ihnen gelernt, keine Scheu zu haben, wenn ich Hilfe brauche. Auch dafür bin ich dankbar.
    DIE ÜBERGABE
    Im Lauf der Jahre habe ich viele gute Pflegekräfte gehabt. Sie sind heute noch meine Freunde, obwohl viele längst andere Wege gehen. Fast alle davon haben mich zunächst irgendwo reden gehört und sind dann auf mich zugekommen. Es dauert immer ein bisschen, bis jemand Neues eingearbeitet ist, und dabei kommt es oft zu lustigen Situationen.
    Leute, die viel Zeit mit mir verbringen, sagen oft, dass sie gar nicht mehr merken, dass mir das eine oder andere Körperteil fehlt. Mein Handicap tritt in den Hintergrund. Das freut mich, wirklich, außer wenn es sich dabei um meinen Pfleger handelt. Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon einen Neuling um etwas zu trinken gebeten habe und er versucht hat, mir ein Glas zu geben! Dann kommt immer dieser lang gezogene Augenblick, seine Hand mit dem Glas ausgestreckt, wenn er darauf wartet, dass ich es ihm abnehme. Und dann wird er plötzlich rot, weil ihm klar wird, was er da gerade tut: O nein! Er hat doch keine Arme! Was habe ich mir

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