Mein letzter Tampon
kaufen wolltest. Du schmeißt Steaks, Selters, Salat und Spülmittel in die Ecke, dich selbst in den nächsten Sessel und heulst wie ein einsamer Wolf. Nein, meine Liebe, du hast nicht den Verstand verloren. Dein Kurzzeitgedächtnis lässt dich jetzt ab und an im Stich.
Stell dir dein Gehirn mal als Umspannwerk vor. Bisher warst du auf Wechselstrom mit monatlichen Hormonschüben. Der Wechselstrom wird in deinem Gehirn jetzt auf Gleichstrom umgepolt, ein ziemlich anstrengender Prozess, der mehr Energie braucht, als du gelegentlich hast. Also keine Angst, du verlierst nicht den Verstand, nur deine Brille, die du mit ziemlicher Sicherheit neben der Waschmaschine wieder finden wirst, weil du gestern in der Gebrauchsanweisung nachgeguckt hast, wie man das Flusensieb reinigt.
Also mache dir jeden Tag einen Plan und klebe dir wenn nötig kleine Zettelchen irgendwohin. Brille dabei? Geldbörse eingesteckt? Kaffeesahne!
Dem Glück eine Chance geben
Hast du mal nachgerechnet, wie viele Stunden Freizeit du in der Woche hast? Unsere Freizeitgesellschaft hat die Vierzig-Stunden-Woche noch nicht abgeschafft. Das ist die Zeit, die dir nach Abzug der notwendigen Versorgungsaufwendungen, wie zum Beispiel Waschen oder Essen kochen, bleibt, um dein persönliches Leben zu gestalten. Vierzig Stunden! Stunden, in denen du unternehmen kannst, was du willst. Allerdings kannst du dich auch nicht bei der Gewerkschaft beschweren, wenn du nichts unternimmst, sondern nur dem Leben anderer im Fernsehen zuschaust.
Wenn du dich das nächste Mal nach vier Wochen mit deiner Freundin triffst und du auf die Frage „Was gibt’s Neues?“ mit „Nichts“ antworten musst, dann solltest du ernsthaft darüber nachdenken, ob du entweder in das typische Tussiverhalten zurückgefallen bist (bloß nicht angeben, sie könnte neidisch werden) oder ob dein Kommentar genau das ausdrückt, was dein Leben ausmacht: nichts Neues. Wenn das Letztere zutrifft, dann solltest du darüber nachdenken, ob du so bis ans Ende deiner Tage vegetieren willst. Ich verweise hier nachdrücklich auf das Kapitel „Nutze die Nacht“.
Du kennst doch den alten Witz von Joschele, der Gott darum bittet, ihn zum Lottomillionär zu machen. Und Gott antwortet auf sein Gebet: „Joschele, gib mir eine Chance. Spiel Lotto!“
Freundschaften entrümpeln
Du schaust dich in deinem Freundeskreis um und hast keine Lust. Weder auf Ulrike noch auf Gabi. Immer wenn du mit Ulrike unterwegs warst, kommst du völlig entnervt nach Hause. Ulrike hat seit zwanzig Jahren das gleiche Problem und es wird jedes Mal wieder gedreht und gewendet. Wenn du sagst, dass es dir beschissen geht, dann schaut Ulrike dich an und erzählt dir, wie gut du es hast. Vielleicht stimmt das sogar, aber sie erzählt es dir vor allem, um dir nicht zuhören zu müssen. Deine Treffen mit Ulrike werden immer seltener. Hast du schon mal daran gedacht, die Freundschaft zu Ulrike einfach einschlafen zu lassen? Nein? Warum nicht? Kannst du dir diese Zeit- und Gute-Laune-Killer wirklich noch leisten?
Natürlich, du bist mit Ulrike seit zwanzig Jahren befreundet. Damals ward ihr in der gleichen Situation, nämlich auf der Suche nach einem Mann. Und? Was verbindet euch heute noch? Du bist inzwischen das zweite Mal verheiratet und Ulrike sucht immer noch.
Mit Gabi geht es dir ähnlich. Gabi hast du in der Krabbelgruppe deiner Ältesten kennen gelernt. Ihr habt zusammen mit den Kinderwagen lustige Ausflüge gemacht. Während du, seitdem deine Jüngste in die Schule kam, immer gearbeitet hast, lebt Gabi von ihrem geschiedenen Ehemann und das nicht schlecht. Die Treffen mit Gabi fangen immer ganz harmlos an, enden aber immer bei Gabis Selbstmitleid. Irgendwann schaust du verstohlen auf die Uhr und murmelst was von „mein Mann wartet“. Wenn du ehrlich mit dir selbst bist, gibt es vielleicht außer ein paar lustigen Erinnerungen an Kindergeburtstage bei McDonald’s und wie ihr sie überlebt habt, wirklich nichts, worüber du mit Gabi reden könntest. Warum also spielst du die treu sorgende Freundin?
Und dann ist da noch Stefanie, sie war früher in der Schule deine beste Freundin. Stefanie ist Professorin für ostasiatische Kunst und lebt mit einem Architekten zusammen. Wenn du bei den beiden eingeladen bist, ziehst du dich extra warm an, weil es in ihrem Haus so aussieht, als ob die kleine Eiszeit ausgebrochen ist. Beim Essen fragst du dich, ob das, was da auf dem Tisch steht, zum Verzehr oder zur Dekoration bestimmt ist.
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