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Mein letzter Tampon

Mein letzter Tampon

Titel: Mein letzter Tampon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika von Ramin
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deine Wohnung zu renovieren, dir neue Möbel zu kaufen oder umzuziehen. Alleine die Suche nach einer Wohnung, nach neuen Möbeln, Vorhängen, Tapeten befriedigt dich über Monate hinweg. Vor allem, wenn du feststellst, dass das, was du hast, eigentlich viel schöner ist als alles andere.

Vom Picknick zum Cabrio
    Ach so, du bist so frustriert, dass dir überhaupt nichts mehr Spaß macht. Also, dann hilft wieder nur noch: Papier und Bleistift. Leg beides zurecht und dann überlege, was du eigentlich schon immer mal machen wolltest. Du wirst dich wundern, nach den ersten Minuten mit der Angst vor dem weißen Papier füllt sich deine Liste wie von selbst. Und du wirst immer verrückter: Wenn du z. B. mit so einfachen Sachen wie „Picknick machen“ anfängst, landest du irgendwann vielleicht bei „Cabrio fahren“ oder „Karneval in Venedig“. Also, lass die Fantasie schweifen. Und dann arbeite deine Liste ganz diszipliniert ab, so wie du es gewohnt bist. Punkt für Punkt. Wenn du das nicht tust, dann endest du wie Lucy Jordan. Du weißt doch, das ist die, die im zarten Alter von siebenunddreißig festgestellt hat, dass sie nie in einem Cabrio mit dem warmen Wind in ihren Haaren durch Paris fahren wird. Daraufhin musste sich die Arme das Leben nehmen.
    Natürlich wirst du dir nicht alles leisten können, was du dir so erträumst. Aber du musst das Cabrio ja nicht gleich kaufen. Leihe dir doch mal eins. Und mit Kleingeld ein Sparschwein zu füttern, auf dem „Karneval in Venedig“ steht, ist schon die halbe Miete.
    Selbst wenn du keinen Frust schiebst, tue dir etwas Gutes. Und zwar jeden Tag. Behandle dich einfach so wie einen Menschen, den du liebst. Ständig bringst du deinem Mann etwas mit, deine Kinder bekommen immer was zugesteckt und du bleibst auf der Strecke. Schluss damit, du weißt doch, was dir droht. Herabhängende Mundwinkel und Schultern.

Die Seele bügeln
    Erinnerst du dich noch, wie du als Kind warst? Stundenlang hast du mit leuchtenden Augen von deiner neuen Puppe, von einem neuen Spiel, von deiner neuen Freundin geschwärmt. Und jetzt? Irgendwie begeistert dich nichts mehr so richtig. Das ist ein untrügliches Zeichen für Anhedonie (volkstümlich: Totenstarre). Als ich an diesem Punkt angelangt war, bin ich durch Zufall auf etwas gestoßen, was mich begeistert.
    Wenn meine Nachbarn mich an einem gewöhnlichen Wochentag auf der Straße treffen, müssen sie zweimal hingucken, bevor sie mich erkennen. Denn normalerweise sehen sie mich nur am Wochenende. Und da trage ich Tarnfarbe. Egal welches Wetter es ist, am Wochenende hält mich nichts im Bett. Während ich montags bis freitags morgens Mühe habe, den Federn zu entsteigen, am Wochenende bin ich um Punkt acht wach. Und scharre mit den Füßen. Wenn mein Mann noch schläft, zapple ich so lange im Bett herum, bis er aufwacht. Und wenn das nichts hilft, schicke ich ihm meine zwei Perserkatzen auf den Bauch. Das hilft immer. Schnell frühstücken und dann sieht mein Liebster nur noch eine Staubwolke.
    Denn ich bin im Gartencenter. Dort kaufe ich mir Pflanzen, von denen ich bis vor drei Jahren noch nicht mal wusste, dass es sie gibt. Und danach liege ich in meiner Mixed Border (für Nichtgartenfans: das ist ein bunt gemischtes Staudenbeet) und buddele ein, aus und um. Vor lauter Begeisterung beschmiere ich mich natürlich mit Erde, hauptsächlich im Gesicht. Wenn draußen auf dem Radweg die Pferde vorbeihoppeln, dann renne ich mit Eimer und Schippe hinaus und sammle Pferdeäppel als Naturdünger ein. Wenn es heiß ist, klatschen meine Haare an, wenn es regnet auch. So kennen mich meine Nachbarn.
    Mein Mann erkennt mich nach so einem Gartentag nicht wieder. Ich mich übrigens auch nicht, wenn ich in den Spiegel gucke. Ich bin zwar völlig verdreckt, aber meine Augen leuchten, mein Gesicht hat sich geglättet, wie keine Anti-Aging-Super-Trooper-Creme es je schaffen würde. Und ich schneide glücklich Sträuße, mit denen ich jeden beglücke, der nicht schnell genug weglaufen kann. Wenn wir an so einem Abend nicht gerade Gäste haben oder irgendwo eingeladen sind (was sich wegen des zu erwartenden Hexenschusses sowieso nicht anbietet), dann quatsche ich ohne Punkt und Komma meinen Mann mit meinen neuen Gartenplänen voll. Komisch, dass er mir meistens an solchen Tagen sagt, dass er mich liebt.
    Du hast keinen Garten. Und Arbeit ist für dich am Wochenende nichts? Aber es gibt bestimmt irgendetwas, was dich begeistert. Segeln, Reiten, Fischen, Malen,

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