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Mein letzter Tampon

Mein letzter Tampon

Titel: Mein letzter Tampon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika von Ramin
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du dich, wo du kannst, vor unangenehmen Pflichten. Allerdings wären diese kleinen, unangenehmen Pflichten gerade jetzt das beste Heilmittel gegen depressive Anfälle. Denn kleine Aufgaben gut zu erledigen, würde dein Selbstwertgefühl auf der Richterskala um mindestens zehn Punkte nach oben katapultieren. Also, ran an den Speck. Komm, wir spielen das Listenspiel.
    Was hast du in den letzten Wochen liegen gelassen? Ärzterechnungen nicht an die Krankenkasse eingereicht, Falschparkzettel nicht bezahlt, keine Buntwäsche gewaschen, die Geschirrspülmaschine nicht entkalkt, die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung geschwänzt? Wie jetzt, du hast für solche Kleinigkeiten keine Zeit? Und warum sitzt du dann ständig in der Ecke und grübelst über deine Zukunft? Genau. Weil du deine gesamte private Zeit damit verplemperst, entweder miesen Gedanken nachzuhängen oder Vermeidungsstrategien zu erfinden.
    Und glaube bloß nicht, dass dir das alleine so geht. Ich verrate dir ein Geheimnis: Dreiviertel dieses Buches habe ich in einem Rutsch runtergeschrieben. Und es dann drei Jahre liegen lassen. Weil ich einfach nicht dazu gekommen bin, bei all dem schrecklichen Stress, den ich hatte. Dass ich in der Zwischenzeit neben meinem Job noch ungefähr zweihundert Romane und einhundert Sachbücher verschlungen, selber einen Kriminalroman geschrieben habe, jeden Tag in meiner Internet-Gemeinde ungefähr zehn E-Mails und jeden Monat mindestens eine Kurzgeschichte geschrieben habe, bleibt aber wirklich unter uns. Es musste erst einmal wieder Silvester werden, damit ich mich an gute Vorsätze erinnern und wieder neu anfangen konnte. Und das Einzige, was mir dabei geholfen hat, war eine Deadline. Ich habe mir nämlich gesagt, verdammt noch mal, du wirst bald fünfzig. Und wenn du bis dahin nicht wenigstens ein Buch veröffentlicht hast, dann bist du eine Flasche. Das hat nachhaltig geholfen.

Du verlierst nur deine Brille und nicht den Verstand
    Es gibt Tage, da bist du sicher, dass du jetzt wirklich reif für die Klapse bist. Schon beim Verlassen des Hauses denkst du, ich muss unbedingt Kaffeesahne kaufen. Im Auto fällt dir auf, dass du deine Lesebrille hast liegen gelassen. Da du natürlich zu faul bist, die paar Schritte nach oben zu gehen, muss es eben ohne Brille gehen. Du hast ja auch nicht viel auf deinem Einkaufszettel, Kaffeesahne, Salat, Selters, Steaks und Spülmittel. Wo war jetzt nur die Brille zum Autofahren? Nachdem dir dein Augenarzt zartfühlend mitgeteilt hat, dass du jetzt altersschwachsichtig bist, suchst du ständig nach irgendeiner Brille. Der zum Lesen und der zum Fernsehen und der zum Autofahren und der Gleitsichtbrille, wenn es hart auf hart kommt. Die Gleitsicht liegt natürlich irgendwo im Büro in der Schublade, glaubst du wenigstens. Wird also gehen im Büro, wenn auch mit Kopfschmerzen. Im Büro stellst du natürlich fest, dass die Gleitsicht sich nicht da befindet, wo du sie vermutet hast, sprich, du sitzt den ganzen Tag mit zusammengekniffenen Augen über einer Excel-Tabelle oder einer Rechnung in neun Punkt. Deine Vermutung, dass das nur jemand unter dreißig geschrieben haben kann, könnte hinkommen.
    Auf die Frage deiner jüngeren Kollegin, ob du den Brief an Herrn Meier geschrieben hast, fragst du, welchen Brief an Herrn Meier. Sie sieht dich ein bisschen komisch an und du argwöhnst, dass dir etwas ganz Wichtiges durchgerutscht sei. Wenn du jetzt antwortest: „Ach so, ja, Herrn Meier, natürlich“, dann begibst du dich in eine Zwickmühle. Denn in der nächsten halben Stunde wirst du grübeln, wer zum Teufel Herr Meier ist, an den du einen Brief schicken wolltest, nur um dann eine dezente Frage zu stellen, die dich imagemäßig in die Nähe der Nervenheilanstalt bringen wird. Wenn deine Unterlagen also nicht absolut topfit sind, könntest du ziemliche Schwierigkeiten bekommen. Jetzt heißt es improvisieren.
    Du schaust deine junge Kollegin streng an und sagst: „Sie meinen sicher Herrn Müller?“ Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit wird sie sagen: „Nee, ich meine Herrn Meier von den städtischen Verkehrsbetrieben.“ Bums, alles wieder da. Du schiebst ein „Ach so, ich dachte, Sie sprechen von Herrn Müller von der Deutschen Bundesbahn“ nach und die Situation ist gerettet.
    Nachdem du dich also weiter durch den Tag gezwinkert hast, stürmst du den Supermarkt und kaufst Steaks, Selters, Salat und Spülmittel. Kaum hast du zu Hause die Tür aufgeschlossen, fällt dir ein, dass du Kaffeesahne

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