Mein letzter Tampon
Botschaften oft noch mitten in der Nacht im Netz. Wenn unsere Freundin eingeladen ist, was eher selten vorkommt, dann backt sie vorher einen Apfelkuchen und nimmt noch ein Glas von den wundervollen Oliven mit, die sie neulich bei Aldi gefunden hat. Das Leben jenseits ihrer Arbeit spielt sich in ihrer Küche ab und zwar das gesamte Unglück dieser Welt. Auf die meist nicht ehrlich gemeinte Frage, wie es ihr denn gehe, antwortet sie mit penetranter Ruhe: Ich bin zufrieden. Wirklich?
Nun stellen wir uns mal vor, diese liebenswerte Frau findet zufällig bei Aldi oder im Büro gegenüber einen netten Mann. Ich sehe dich jetzt lächeln. Der hätte den Himmel auf Erden, gell? Nee, hätte er nicht. Denn sie würde ihn nicht finden, bei all der Arbeit, die sie hat. Sie hätte einfach keine Zeit für einen netten Mann, wetten, dass es schon zur ersten Verabredung nicht kommt, weil ihre Enkelin Röteln hat und ihre Tochter zum Batikkurs muss? Beim zweiten Versuch muss sie wieder passen. Ihre Freundin hat einen kleinen Autounfall gehabt und deren Katze muss dringend zum Tierarzt, also da muss sie doch schnell mal helfen …
Bist du sicher, dass es einen dritten Versuch geben würde? Diese herzensgute Frau hat leider für alles ein Herz, nur nicht für sich selbst.
Was soll der von mir denken
Marion ist verzweifelt. Wirklich. Jetzt hat sie endlich einen netten Mann kennen gelernt. Hat ihn nach einer Veranstaltung nach Hause gefahren, ein Glas Champagner mit ihm getrunken, seine Visitenkarte eingesteckt und ist gegangen. (Schön blöd, Baby.) Und jetzt ruft er nicht an. Sie wartet schon eine Woche. Was sie denn bloß tun soll, fragt sie mich.
Marion ist nicht dreiundzwanzig, sondern einundfünfzig. Eine attraktive, schlanke Frau, mit wundervollen, braunen Mandelaugen. „Ruf ihn an“, sag ich, „du hast doch seine Visitenkarte.“ Also, nein, das könne sie doch wohl nicht machen. Denn schließlich, was soll er von ihr denken? Er hat gesagt, sie sollten mal zusammen essen gehen. Warum er denn jetzt zum Teufel nicht anruft.
„Ruf ihn an“, empfehle ich nochmals nachdrücklich. „Nee, denn wenn er wirklich Interesse hat, dann verprelle ich ihn. Oder er sagt gleich nein, und dann habe ich alles verloren.“ „Meine Güte“, gebe ich zu bedenken, „dann weißt du wenigstens, woran du bist.“ Kurzum, Marion traut sich nicht.
Also empfehle ich die Briefform. So was wie eine Karte, auf der steht:
0 Ich esse gern Italienisch.
0 Ich bevorzuge Spanisch.
0 Ich stehe auf Französisch.
0 Ich liebe deutsche Hausmannskost.
0 Ich brauche Haute Cuisine.
0 Egal, was, ich möchte mit dir essen gehen.
0 Mir schmeckt alles, aber bitte alleine.
0 Wozu essen, wir können gleich zum Wesentlichen kommen.
Bitte ankreuzen und ausgefüllt zurück an Marion.
Also, das sei ja nun wohl das Letzte, meint meine Freundin Marion. Was soll der denn von mir denken? Auch gut, spricht Monika und schlägt eine eher unverbindliche Karte vor, in Form von:
Es war ein bemerkenswerter Abend mit dir. Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Auf bald, Marion.
Nein, meiner lieben Marion ist nicht zu helfen. Sie wartet immer noch auf den Rückruf des netten, offensichtlich allein lebenden Mannes. Wahrscheinlich traut sich dieser nicht, weil er nicht weiß, was sie von ihm denkt. Wo sie so überstürzt seine Wohnung nach einem eindeutigen Champagner verlassen hat. Männer sind viel schüchterner, als wir Frauen denken. Also nur Mut, Mädels, andere Weiber sind schlauer.
12. Traumfrau mit fünfzig
Die Motive der Männer
„Das, was die Frauen wollen, können wir ihnen nicht geben.“ Das sagt ein Mann, den die Frauen lieben. Die sich immer wieder bei ihm ausheulen, Zuflucht suchen an seiner breiten Schulter, Zuspruch für ihre verletzte Seele. Aber die Frage, die sie ihm immer wieder stellen, diese eine, die ihnen allerwichtigste Frage kann er nicht beantworten: „Warum tut er das?“ Er nennt es die Standardfrage der alten Jungfer.
Frau, so scheint es, will immer verstehen, wie ein Mann funktioniert, was seine Motive sind. Um ihm dann (Anmerkung der Redaktion) seine Missetaten verzeihen zu können. Und weil Frau so ist, denkt sie, der Mann sei genauso. Deshalb erzählt sie ihm ihr Leben, legt ihm ihre Seele breitwürfig zu Füßen. Mit Erfolg. Denn er wird auf ihr rumtrampeln, wie der berühmte Elefant in der Meißner Porzellanmanufaktur.
Was also will der Mann? Was sind seine Motive? Warum verlässt er die eine Frau und sucht sich eine andere? Warum
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