Mein letzter Tampon
und du kennst garantiert jede einzelne Falte mit Vornamen. Du vergleichst nur deine Oberfläche mit der von gestern und vorgestern. An diese Oberfläche hast du dich gewöhnt. Aber eigentlich hast du dich selbst längst verloren. Du bist auf der Strecke geblieben zwischen Kindern und Karriere, zwischen Partnern und Ex-Männern, zwischen Küche und Haushalt. Täglich erfüllst du die Erwartungen, die deine Umwelt an dich stellt. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass du herausfindest, was du von dir erwartest. Also, mach es dir zuerst vor dem Spiegel gemütlich und dann mach dir ein Bild von dir selbst.
Tageslicht ist perfekt. Je heller, desto besser. Das, was du siehst, bist du. Dein ganzes Leben. Jede Sünde, jedes Leid, aber auch jede Freude, jeder Lacher haben ihre Spuren in deinem Gesicht hinterlassen. Es sei denn, du hast jede Sünde, jedes Leid, aber auch jede Freude und jeden Lacher mit Essen kompensiert. Auch dann hat dein Leben seine Spuren in deinem Gesicht hinterlassen. Also, entweder Falten oder Fett (oder immer abwechselnd, wie bei Swinging Liz Taylor). Aber schau bitte nicht mit Argusaugen auf die Fältchen rund um die Augen, schau dir in die Augen, Kleines! Schau nicht auf die feinen Linien über deinen Lippen, lass einfach mal deinen Mund auf dich wirken.
Du siehst endlich nach etwas aus, bist eine Persönlichkeit. Wie, das findest du nicht? Na, dann setze dich einfach mal gerade hin, nicht immer die Schultern so hängen lassen. Das sieht traurig aus. So, und jetzt lächle mal. Nein, nicht den Mund verziehen. Richtig lächeln, mit den Augen. Siehst du, deine Mundwinkel, die eine verdächtige Tendenz nach unten haben, ziehen sich freundlich nach oben. Und deine Augen leuchten wie vor zwanzig Jahren. Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, gib nicht auf, schenke dir noch ein Glas Wein ein und versuche es noch mal. Ein Lächeln und strahlende Augen machen dich einfach anziehend. Egal wie viele Falten und wie viel Fett das Ausgangsmaterial gestylt haben.
Ballast abwerfen
Und wenn du schon dabei bist: Fahr ruhig mal den ganzen Pflegekram auf, den du hast. Also, die komplette, sündhaft teure Anti-Aging-Produktpalette, die Frau so im Allgemeinen – zumindest ab einem gewissen Alter meint, besitzen zu müssen. Und nun schmeiß mal die kleine Rechenmaschine in deinem Kopf an und addiere, was dich der Kram gekostet hat. Bist du verrückt?
Du darfst jetzt getrost aussortieren: Die Augencreme für zweiundachtzig Euro inklusive Mehrwertsteuer kommt auf die linke Seite, das ist die Seite für Produkte, die sich auch auf dem Hintern noch gut machen. Du wirst davon zwar genauso wenig einen Knackarsch bekommen, wie sie deine Krähenfüße beseitigt hätte, aber zumindest brennt sie dort nicht und gibt auch keinen Kaninchenblick.
Gleich in den Mülleimer gehören diese unglaublichen Liftingmasken, die zu ertragen du schon lange keine Lust mehr hast. Pfeife auf Vitamin-A-Produkte, es sei denn, du stehst auf geschälte Mohrrüben. Geholfen hat dir das alles sowieso nicht, nur der amerikanischen oder japanischen Wirtschaft.
Ebenfalls in den Müll kannst du diese adstringierenden Wässerchen werfen, die zwar chic aussehen im Bad, die aber bei großporiger Haut genauso wenig helfen wie frische grüne Gurken. So viel Zeit hast du einfach nicht mehr. Und die Tussi, die dir das in der Parfümerie angedreht hat, hatte jenen überheblichen Blick drauf, bei dem du sowieso immer gleich zuschlagen möchtest. (Faltenröcke, gnädige Frau, führen wir nicht!)
Auf der rechten Seite, du wirst sehen, landet außer deiner Reinigungsmilch, einer guten Feuchtigkeits- und einer Fettcreme (von mir aus auch mit Anti-Aging-Faktor) gar nichts. Denn mehr brauchst du wirklich nicht. Ein Ölbad, ein sanftes Duschgel, eine gute Körpermilch und du bist perfekt gepflegt.
Nachdem du schon mal mit dem Entrümpeln angefangen hast, nimm dir gleich auch noch dein Schminkzeug vor. Lieber Gott, bist du wahnsinnig, die Dinger halten ohne Allergien zu erzeugen nicht länger als ein Jahr. Also, alles, was älter ist: Mülleimer.
Ein Gesicht, das zu dir passt
Und nachdem du jetzt deine Produktpalette auf ein erträgliches Maß heruntergeschraubt hast, gehe frohgemut ans Werk: Du kennst das ja von der Kosmetikerin. Reinigen, pflegen, grundieren. Und dann machen wir mal den Lichttest. Ich wusste doch, dass dein Make-up zu dunkel ist. Das hast du dir nach den unendlich vielen Solarium-Stunden gekauft, die du im letzten Winter genommen hast. Hat dir keiner
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