Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
Vom Netzwerk:
zu behelligen. Wir hätten uns in diesem Dorf sonst nur Sorgen gemacht und der Besuch der beiden wäre nun echte Routine gewesen. Die hatten den A8 in der Garage flüchtig bestaunt, sich das Armaturenbrett aus echtem Wurzelholz recht genau angesehen als ob das Auskunft über eine Fahrt geben könnte - und schon wären sie wieder verschwunden gewesen.
    Nachdem Lisa ihre Geschichten losgeworden war, verließ sie mein Büro, und ich hing meinen Gedanken nach, als sich die Tür leise und ohne Vorwarnung öffnete. Es war Knut Meiser, den ich diesmal sogar auf Anhieb erkannte.
    Lisa lugte Meiser über die Schulter und deutete ein paar Gesten des Bedauerns an. Sie hatte ihn offenbar nicht aufhalten können.
    Knut Meiser trug einen braunen, bayrischen Filzhut auf dem Kopf, dunkelgrüne Cordhosen, einen rotbraunen Janker, der an den Kanten mit einer Lederpaspel verziert war, sowie ein beiges Wollhemd. Unter der breiten Krempe seines Hutes grinste er mir gut gelaunt entgegen.
    »Sie müssen entschuldigen. Aber als ich gestern von Ihrer Sekretärin erfuhr, dass Sie ab heute wieder hier zu erreichen sind, beschloss ich vorbeizukommen. Ich musste Sie einfach sehen.«
    »Wie bitte?« Ich dachte, ich höre nicht richtig.
    »Nein, nein, so meine ich es nicht«, hob Meiser an und lachte glucksend aus den Tiefen seines durchtrainierten Bauches. »Ich denke nur, ich hab da eine Geschichte für Sie, die ich Ihnen persönlich erzählen möchte und die Sie sicherlich brennend interessieren wird.«
    Neugierig bat ich ihn in meine Plauderecke, in der drei gemütliche Louis-Corbusier-Sessel um einen rund dreißig Zentimeter hohen afrikanischen Teakholztisch standen, der mich ein Vermögen gekostet hatte, allerdings mit seinen kunstvollen Intarsien auch eine Augenweide war. Auf dem Tisch stand eine zirka achtzig Zentimeter hohe Vase aus mattem, dunkelgrünem Glas, in der sich zehn weiße Lilien nicht so recht entscheiden konnten, ob sie aufrecht stehen bleiben oder sich der Tischplatte zuneigen sollten. Das Ergebnis der pflanzlichen Unentschlossenheit war ein bizarres Gebilde aus gebogenen Stielen, sich neigenden Blütenköpfen und herabhängenden Blättern.
    »Schön«, sagte Meiser und deutete auf die Blumen, während er in einem der Sessel Platz nahm.
    Ich orderte bei Lisa noch schnell einen Tee, den Meiser, wie er sagte, lieber trank als Kaffee, und nahm ihm gegenüber Platz.
    »Worum geht es denn nun?«
    Meiser nahm mit zarter Geste eine Lilienblüte in seine großen Hände, bog die Blüte zu sich hoch und sog den Blumenduft genüsslich, ja fast gierig ein.
    »Wunderbar«, erklärte er. »Und so selten, dass Schnittblumen noch duften.«
    »Ist doch klar, die werden heute nur noch auf Wuchsschnelligkeit gezüchtet und nicht mehr auf Duft oder Langlebigkeit.«
    »Ja, schade eigentlich. Diese ganzen wunderbaren Düfte von Primeln, Rosen oder Hyazinthen - alles weggezüchtet. Heute kann man doch glatt von Glück sprechen, wenn man noch einmal eine Pflanze erwischt, die ihren arteigenen Geruch über die Generationen der Veredlung und Züchtung behalten hat.«
    Während wir uns angeregt über die neuesten Blumenzüchtungen unterhielten, servierte Lisa den Tee mit Milch, ein paar Kekse, dunklen Waldhonig und braunen Zucker.
    »Oh, danke vielmals. Sehr aufmerksam, dass Sie Honig servieren. Ich süße Tee grundsätzlich nur mit Honig.«
    Lisa knallte Meiser ein »Das tun viele Klienten Ihres Alters« an den Kopf, verdrehte ob ihrer Dreistigkeit selbst erstaunt die Augen und legte einen extrem schnellen Abgang hin.
    Meiser flößte ihr einen Heidenrespekt ein. Der Mann lächelte, ich lächelte zurück. Meiser nahm die Lilie erneut in die großen Hände und beugte seinen Kopf zu den weißer Blüte hinunter. Sein dichtes mittelbraunes Haar fiel in die Stirn und verbarg eine dicke Ader, die gerade anschwoll wie ein Gebirgsbach bei der Schneeschmelze. Er roch an der Blüte, sah zu mir hoch und erklärte:
    »Ich habe einen neuen Auftrag erhalten. Vielmehr meine Firma. Einen Überwachungsauftrag und eine Anfrage oder...«, Meister stutzte kurz und dachte nach, »... so eine Art Gesuch.«
    »Und weshalb erzählen Sie mir das? Schwingt da ein tieferer Grund mit?«, fragte ich noch ziemlich gelassen.
    »Ich denke schon«, grinste Meiser und erzählte mir in den folgenden zehn Minuten, worum es ging. Ich verlor zunehmend die Fassung, und als Meiser endete, war ich ein Nervenbündel.
    Knut Meisers Firma war beauftragt worden, mich und eine weitere Frau zu

Weitere Kostenlose Bücher