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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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observieren. Außerdem sollte sich einer von Meisers Angestellten nach St. Petersburg begeben, um einen gewissen Martin Hillger ausfindig zu machen.
    Die zweite zu beobachtende Person war Laura Hesselbach, Geliebte und Sekretärin meines Mannes.
    Auftraggeberin war eine Sarah Baerenbaum.
    »Wie bitte?«, war alles, was mir einfiel.
    Meiser sah mich an und fuhr fort, derweil er meinen Blick mit dem seinen quasi festnagelte.
    »Es tut mir Leid, Frau Hillger«, begann Meiser schließlich einen längeren Monolog. »Ich bin hier, weil ich Sie nach reiflicher Überlegung davon in Kenntnis setzen wollte, dass Sie ein Problem haben. Und wir, also meine Firma. Normalerweise unterliegen wir der absoluten Schweigepflicht. Eine Art Ehrenkodex wie bei Ärzten, Priestern und so fort. Sonst wären wir auch längst erledigt. In Ihrem besonderen Fall aber habe ich nach Rücksprache mit meinem Geschäftspartner entschieden, dass wir Sie über den Auftrag von Frau Baerenbaum informieren. Allerdings gibt es ein paar Fakten, die Sie wissen sollten.
    Frau Baerenbaum ist um Ihren herzigen Herrn Hillger äußerst besorgt. Bis vor kurzem hatte er sie nämlich täglich angerufen, zuletzt mehrfach aus St. Petersburg. Aber in der letzten Zeit hat er es wohl gelassen und auch alle ihre Anrufe und Nachrichten auf dem Anrufbeantworter ignoriert. Dieses Verhalten irritiert sie sehr und sie verstand es auch nicht. Sarah Baerenbaum ist seit drei Jahren mit Ihrem Mann liiert, er hat ihr erst vor kurzem einen Heiratsantrag gemacht - und nun meldet er sich nicht mehr.«
    »Noch einen Heiratsantrag?« Ich starrte Knut Meiser an und konnte nicht fassen, was ich da hörte. »Bin ich mit einem Heiratsschwindler verheiratet? Auf jemanden abgefahren, der Frauen nur benutzte? Mich inklusive?« Meine Stimme erhob sich in hysterisch helle Gefilde.
    Meiser guckte bei der Satzkanonade ziemlich blöd aus der Wäsche, zuckte überfordert mit den Schultern und kratzte sich hektisch hinter dem linken Ohrläppchen. Dann fummelte er ein Päckchen Kaugummi aus der Jackentasche - wahrscheinlich nur, um etwas zu tun zu haben - und bot mir einen Streifen an. Ich lehnte verstört ab. Er steckte sich ein Kaugummi in den Mund und augenblicklich hoben die Kiefer an, monoton zu mahlen.
    »Davon verstehe ich leider gar nichts. Ich meine, ich bin Privatdetektiv, ich bin kein Psychologe oder Eheberater. Also, mit so was können Sie mir einfach nicht kommen. Aber so, wie es aussieht, hatte ihr Mann ´ne ganze Menge Eisen im Feuer«, nuschelte Meiser, nunmehr durch das Kaugummikauen in der Aussprache behindert.
    »Wieso eine ganze Menge?«, fragte ich irritiert.
    Meiser beförderte das Kaugummi in die linke Wangentasche.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Laura Hesselbach und Sarah Baerenbaum die einzigen Frauen in seinem Leben sind oder waren, die er mit falschen Versprechungen geködert hat.«
    »Wieso nennen Sie das falsche Versprechungen?«, hakte ich irritiert nach. »Vielleicht ist er ja nur nicht mehr dazu gekommen, sich von mir zu trennen?«
    »Ach, kommen Sie! Das glauben Sie doch selbst nicht. Der Mann trifft sich mit zwei Frauen. Beide glauben, wie Sie ja auch bestätigten, sie bedeuteten ihm mehr als seine eigene. Mit anderen Worten, sie glauben felsenfest, sie seien etwas anderes als eine Affäre. Beide sind es aber nicht, denn für beide hat er sich von Ihnen nicht getrennt und dafür wird er seine Gründe haben.«
    Als Meiser das sagte, schossen mir die Tränen in die Augen. Eine Art sentimentaler Reflex. Meiser guckte mich zunächst hilflos an, als ich zu weinen begann, um schließlich gänzlich ungerührt fortzufahren: »Wissen Sie, Frau Hillger, ich bin mir ganz sicher, dass wir noch ein paar Verflossene im Leben Ihres Mannes finden werden, sollten wir uns die Mühe machen, danach zu suchen.«
    Ich schluchzte noch lauter auf. Es war schockierend, sich von einem Wildfremden erklären zu lassen, dass der Mann, dem man sein halbes Erwachsenenleben lang getraut hatte, in Wahrheit ein Arschloch war. Meiser reichte mir ein Tempotaschentuch, ich schnäuzte mich und wischte mir die Tränen ab.
    »Es gibt da einen Brief«, schluchzte ich. »Sozusagen einen Drohbrief. Auf Büttenpapier. Lavendelfarbenes.
    »Und das sagen Sie erst jetzt? Zeigen Sie mal her.«
    Während Meiser zornig auf seinem Sessel herumrutschte, suchte ich in meiner Schreibtischschublade nach dem Umschlag mit dem anonymen Brief. Er lag unter einem Schälchen mit Briefmarken. Ich fischte ihn hervor

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