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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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und reichte ihn Meiser.
    »Wann haben Sie den denn bekommen?«, fragte der Mann, nachdem er ihn herausgezogen und einen Blick auf die beiden Sätze geworfen hatte. »Die Zeichen stehen auf Sturm. Sehen Sie sich vor.«
    »Vor ein paar Tagen.«
    Auf Meisers Stirn wuchs eine Falte so tief wie ein Graben und er atmete hörbar ein, hielt die Luft an und atmete langsam wieder aus. Ich vermutete, es handelte sich um eine Art Stressbewältigungsatem, sonst hätte er mich wohl angebrüllt.
    »Und können Sie mir mal sagen, weshalb Sie nicht in der Lage waren, mich anzurufen und darüber zu informieren? Ich meine, wozu haben Sie mich engagiert, wenn Ihnen meine Hilfe wurscht ist?«
    »Sie ist mir nicht wurscht«, schluchzte ich erneut. »Aber selbst meine Sekretärin glaubte, dass es sich lediglich um einen harmlosen Jux handelt.«
    »Ich nehme den jetzt mit und dann gucken ihn sich mal ein paar Experten an. Ich meine, nach dieser Geschichte mit der Baerenbaum sollten Sie vielleicht ein wenig aufmerksamer und vorsichtiger sein.«
    Ich wischte mir erneut im Gesicht herum. Ich wusste schon, dass ich gerade meine Wimperntusche verschmiert, außerdem knallrote Augen und eine verquollene Heulnase hatte. Hingucker von der Sorte, auf die man besser verzichtete, wenn einem das Gegenüber etwas bedeutete.
    Meiser bedeutete mir als Mann jedoch nichts und konnte mich sehen, wie er wollte. War mir doch egal.
    Für Meiser schlug ich nicht einmal meine Beine übereinander. Dabei hatten die bisher noch jeden in Bann gezogen, ob Gärtner, Bankangestellte, Steuerberater oder Arzte. Lang, schlank, mit schmalen Fesseln und einem hohen Spann waren meine Beine nach wie vor so ziemlich das Beste an mir und kamen immer dann zum Einsatz, wenn mir die Argumente ausgingen oder Männer nicht so auf mich reagierten, wie ich es mir in den Kopf gesetzt hatte.
    Verständlich, oder? Immerhin hat jeder so seine kleinen Tricks und die Nummer mit den Beinen war eben meiner. Wirkung garantiert. Na ja, nicht immer, aber meistens.
    Während ich vor mich hin schluchzte, schlug ich meine Beine schließlich doch übereinander. Mitunter hilft ein wenig Bewunderung, um sich aus dem Tal der Tränen hinauszumanövrieren.
    Meiser schaute jedoch nicht auf meinen Spann, auf die Fesseln oder auf meine eleganten Waden. Er stand auf, ging zu Lisa ins Vorzimmer und kehrte mit einer Kanne frisch gebrühtem Kaffee zurück.
    Es mag Menschen geben, die sein Verhalten diskret genannt hätten. Ich nannte es ignorant.
    Enttäuscht von seiner Missachtung und noch immer schluchzend, fuhr ich die Beine wieder ein, nahm mir jedoch vor, gelegentlich im Spiegel zu überprüfen, ob sie Anlass gaben, sich ihrer zu schämen. Vielleicht war mir entgangen, dass zu Dellen neigende Orangenhaut, schwabbelnde Fettbeulen, Krampfadern oder ähnliche unästhetische Erscheinungen ihre Attraktivität inzwischen erheblich eingeschränkt hatten.
    Ich schluchzte ein letztes Mal auf und bedankte mich für das Taschentuch und den Kaffee, den er mir gerade eingeschenkt hatte.
    »Ich kümmere mich um den Brief. Versprochen. Und nur mal so nebenbei: Manchmal sind Männer wirklich schlimme Idioten«, begann er, setzte sich mir wieder gegenüber und lächelte mich mit freundlichen Augen aufmunternd an.
    Wie Recht er hatte, dachte ich, sagte aber: »Und Sie sind die Ausnahme?«
    »Hypnotisiert mich der Anblick Ihrer Beine? Oder habe ich neulich die Situation Ihrer Freundin Lizzie ausgenutzt?«
    »Ahm ...« Ich stotterte und fühlte mich ertappt. »Hören Sie auf mit diesen dämlichen Gegenfragen«, fing ich mich schließlich wieder. »Und Lizzie brauchen Sie gar nicht erst anzuführen. Von der habe ich schon die ganze Zeit nichts mehr gehört.«
    »Ist das normal?«
    »Manchmal. Aber sind Sie jetzt wegen Lizzie oder meinetwegen hier?«
    Ich hatte mir bei der Frage nichts weiter gedacht. Doch Meiser reagierte mit einem kaum wahrnehmbaren, nervösen Lidschlag, hob dann abwehrend die großen Hände und lachte schließlich. »Eine interessante Frau, dennoch bin ich Ihretwegen hier.«
    »Dann hören Sie auf mit den Ablenkungsmanövern. Das durchschaue ich nämlich ganz gut.«
    »Deshalb haben Sie ja auch gestottert, nicht wahr?« Meiser lachte immer noch und wippte vor Vergnügen auf seinem Stuhl hin und her. Die Lachfalten an den äußeren Augenwinkeln wippten rhythmisch mit.
    »Wie wäre es, wenn Sie sich wieder einkriegten?« Ich zickte ein wenig rum.
    »Okay«, gluckste er gut gelaunt. »Wissen Sie, mal im Ernst,

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