Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
Vom Netzwerk:
zehn erschien Hedwig, die Augen noch verquollen, als sei sie nach einer viel zu kurzen Nacht gerade aus dem Bett gestiegen.
    War sie auch.
    Und sie hatte tatsächlich mit Hannes Larentius telefoniert. Bis gegen zwei Uhr. Larentius hatte ihr erzählt, dass Konrad Schuhriegel, der Dorfpolizist, langsam, aber sicher durchdrehte. Der dickliche Möchtegern-Columbo hatte in der Zwischenzeit alle möglichen Nachbarn nach uns befragt und war ziemlich sauer, weil er keine Anhaltspunkte dafür fand, dass wir etwas mit dem Leichenfund zu tun hätten. Trotzdem rannte er durch das Dorf und erzählte jedem, dass er genau dieses glaubte.
    Hedwig hatte sich darüber ziemlich aufgeregt, doch Larentius hatte versprochen, noch einmal mit Schuhriegel zu reden. Denn das, was Schuhriegel da im Dorf über uns verbreitete, kam einer Verleumdung gleich. Sagte Larentius. Jedenfalls war Hedwig nach diesem Telefonat so aufgewühlt gewesen, dass sie erst gegen halb vier Uhr eingeschlafen war, weshalb sie heute früh verschlafen hatte.
    Ich sah es ihr nach.
    Kaum hatte ich das Gespräch mit Hedwig beendet, kam Lisa ins Büro, kochte als Erstes eine Kanne Kaffee und erledigte irgendwelche privaten Anrufe. Klang nach einem Makler. Sie brauchte eine neue Wohnung. Schließlich konnte sie nicht auf Dauer bei ihrer Freundin wohnen.
    Als sie schließlich auflegte, bat ich sie, sich im Krankenhaus nach Martins Zustand zu erkundigen. Ich hatte auf dieses Telefonat keine Lust, sondern verkroch mich in mein Büro und wartete auf Sarah Baerenbaum, derweil Lisa erfuhr, dass Martin drei Stunden zuvor aus dem Koma erwacht, aber noch etwas orientierungslos war. Die Schwester bat, ich solle doch am Nachmittag vorbeischauen. Lisa versprach, es mir auszurichten.
    Ich stellte mir vor, wie ich meinen Mann genüsslich abservieren würde, und grinste in mich hinein. Allerdings sollte ich vor meiner Aktion Knut Meiser informieren, sonst rastete der womöglich aus.
    Zehn Minuten später klingelte Sarah Baerenbaum an der Tür. Die ahnungslose Lisa öffnete und führte sie guter Dinge und fröhlich über das Wetter plaudernd in mein Büro.
    Im Gegensatz zur Laune meiner Angestellten war meine in Erwartung der Geliebten meines Mannes eher gedämpft bis beschissen, obgleich ich mir vorgenommen hatte, vor dem Betreten meines Büros meine Gefühle abzulegen wie meine Kunden ihren Mantel. Das war leichter gedacht als getan. Gefühle abzustreifen war etwas komplizierter, als ein Kleidungsstück auszuziehen.
    Immerhin bekam ich ein Lächeln hin. Zwar nur ein kleines, das die Mundwinkel nach oben zog und die Augen aussparte, doch ungeschulten Menschen würde kaum auffallen, dass mein Lächeln nicht aus dem Herzen kam und unter ihm Enttäuschung, Unmut, Ohnmacht und Zorn lauerten.
    Sarah Baerenbaum trug ein knieumspielendes hellgraues Leinenkleid, dessen leicht taillierte Silhouette in Kombination mit dem runden Halsausschnitt und den kurzen Ärmeln einerseits langweilig war, andererseits ihre grazile Figur betonte, während das Grau einen wunderbaren Kontrast zu ihren kupfergoldenen Locken bildete.
    Die blöde Kuh Sarah Baerenbaum wusste recht gut um Stil, Ausstrahlung und Wirkung.
    Sie hatte mich schlicht auf den Arm genommen.
    Am liebsten hätte ich ihr den zarten Hals umgedreht. Danach stand mir mehr der Sinn, als mich in ihr Mercedes Cabrio zu setzen und Richtung Jungfernstieg zum Shoppen zu fahren.
    Sarah Baerenbaum fuhr schweigend und konzentriert, während ich meinen Gedanken nachhing und so tat, als würde ich nicht von Neid, Eifersucht und Neugierde zerfressen und ihr nicht am liebsten zehntausend Fragen über meinen Mann stellen. Wie oft sie sich gesehen und so getrieben hatten und vor allem, ob sie nichts von Laura geahnt hatte.
    Ich hörte ihren Ausführungen nur halbherzig zu und bekam zunächst nicht mit, dass sie von ihrer Mutter sprach.
    »Habe ich Ihnen eigentlich schon gesagt, dass meine Mutter heute früh mit einem Herzanfall ins Krankenhaus gekommen ist und auf der Intensivstation liegt?«, fragte Sarah Baerenbaum gerade.
    »Meine Güte, nein. Natürlich nicht. Wann denn auch?« Ich sah sie von der Seite an. Sie wirkte weder traurig noch beunruhigt. Ich suchte nach nahe liegenden Beileidssätzen, doch mir fiel keiner ein.
    Sarah schwieg, ich schwieg. In der unangenehmen Pause gelang es mir schließlich, eine Frage aus dem Brei meiner Gedanken zu kondensieren: Wann ihre Mutter den Anfall denn gehabt hätte.
    »Heute früh. Ich sagte es doch schon.«
    »Wie?

Weitere Kostenlose Bücher