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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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Heute früh?« Ich dachte, ich hätte etwas missverstanden, mich verhört oder dergleichen.
    »Heute früh eben. So gegen halb acht.«
    »Aber Sie können doch unmöglich mit mir zu einem Einkaufsbummel aufbrechen, wenn Ihre Mutter zwei Stunden vorher auf die Intensivstation gekommen ist. Ich meine, Sie sollten vielleicht bei ihr sein.«
    »Und wozu? Ich könnte doch sowieso nichts für sie tun. Und außerdem hatte ich es eilig. Und meine Mutter läuft bestimmt nicht weg. Das war noch nie ihre Art.«
    Ihre Kälte erschreckte mich. Instinktiv rückte ich auf meinem Autositz von ihr ab zum Fenster hin und ergriff den Türöffner. Sie beobachtete meine Reaktion aus dem Augenwinkel und lächelte.
    »Sind Sie geschockt?«, fragte mich die Baerenbaum grinsend von der Seite her, ohne die Augen von der Straße zu nehmen.
    »Ehrlich gesagt...«, ich stotterte wie eine Idiotin, »... ich weiß nicht recht.«
    »Mein Gott. Meine Mutter hatte einen Herzinfarkt, den dritten oder vierten. Sie hat bislang jeden überlebt. Dabei haben uns die Ärzte schon beim letzten prophezeit, den könnte sie keinesfalls überstehen. Jedenfalls nicht bei klarem Verstand.« Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung, während sie mich weiterhin mit ihren grüngelben Katzenaugen anlächelte. Aufmerksam, neugierig, siegesgewiss. Als läge in ihnen ein uralter Jagdinstinkt auf der Lauer, der von Zeit zu Zeit die Iris durchbrach und sie mit Hunderten kleiner gelber Funken versah. »Wir machen jetzt einen Einkaufsbummel. Danach bleibt immer noch Zeit, auf die Intensivstation zu fahren und gegebenenfalls Händchen zu halten.«
    Das sollte wohl komisch sein, doch mir fehlte der Sinn für ihren Humor. Meinen Nacken durchzog ein Spannungsschmerz. »Was halten Sie eigentlich von Lavendelfarbe?«, wechselte ich das Thema, wusste aber schon beim ersten Satz, dass mir dadurch auch nicht wohler werden würde.
    »Wie bitte?« Sarah Baerenbaum schaute mich an, als sei ich das Christkind. »Wie kommen Sie denn da drauf? Ich meine, schauen Sie mich an. Die Farbe würde mir nicht stehen, wenn Sie das meinen.«
    »Und würden Sie sie als Briefpapier wählen?«
    »Was soll das denn jetzt?«, fragte Sarah Baerenbaum und schaute erneut zu mir herüber. »Ich bezahle Sie doch nicht, damit wir zusammen Briefpapier kaufen. Außerdem besitze ich genügend Briefpapier, wenn auch nicht in dieser Farbe. Aber so genau weiß ich es nicht. Man bekommt ja immer mal wieder welches geschenkt, nicht wahr?«
    Sie besaß also doch Briefpapier in dieser Farbe oder wie sollte ich das verstehen?
    Ich schüttelte mich. Ein Jucken breitete sich auf meinem Unterarmen aus, wie es öfter geschah, wenn ich nervös wurde. Ich konnte mich nicht kratzen. Meine rechte Hand verharrte wie festgenagelt auf dem Türgriff, bereit, ihn sofort zu öffnen, sobald wir an einer Ampel zum Stehen kämen. Archaisches Fluchtverhalten würden Psychologen diese Reaktion nennen.
    Ich brauchte dringend eine Pause. Einen Erholungsurlaub, eine Ayurvedakur oder einen Drink. Ein guter Cognac würde allemal am schnellsten helfen, allerdings wäre ich danach zu nichts mehr zu gebrauchen.
    Ich wischte weitere Überlegungen beiseite und kehrte zum eigentlichen Anlass unserer Ausfahrt zurück. Ich war ein Profi und ich sollte mich wie einer benehmen.
    Wir benötigten drei Stunden für unsere Einkaufstour. Sarah hatte sehr wohl Geschmack, wie sie eher unbeabsichtigt demonstrierte. Und sie eroberte die Läden mit so viel Verve - und Geld natürlich -, dass die Verkäuferinnen sich fast überschlugen, sie zu bedienen.
    Kurz vor zwei Uhr hatten wir ein paar Verkäuferinnen glücklich gemacht und fürs Erste alles zusammen, was man als ansehnliche Grundgarderobe benötigte. Die Frau hatte gerade fast fünfzehntausend Euro auf den Kopf gehauen. Machte nichts, wie sie lächelnd erklärte, als ich unsere Einkäufe noch einmal Revue passieren ließ.
    Sarah Baerenbaum schlug vor, zum Abschluss der Einkaufsorgie einen Drink zu nehmen.
    Ich konnte ihren Vorschlag kaum ablehnen und so fuhren wir zu einem der Cafés am Jungfemstieg mit Blick auf die Binnenalster. Hatte ich in den letzten drei Stunden fast verdrängt, dass Sarah Baerenbaum die Geliebte meines Mannes war und Meiser mit einer mehr als merkwürdigen Anfrage behelligt hatte, kochte die ganze Geschichte hoch, kaum dass ich die würzige Rum-Limetten-Schärfe des Caipirinha gerochen hatte.
    Nach ein paar Schlucken fühlte ich mich angetrunken. Ich hatte seit dem Frühstück nichts

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