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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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Schließlich überwachen wir die Baerenbaum seit heute, so dass sie Ihnen gar nichts antun könnte. Angst brauchen Sie jedenfalls nicht zu haben. Und wenn sie jemand anderes anheuert, würden wir auch das erfahren, das verspreche ich Ihnen. Zuvor werden wir aber Sarah Baerenbaum in der Sicherheit wiegen, dass wir Sie und diese Laura überwachen und Martin Hillger in St. Petersburg suchen.« Ich nickte brav zu Meisers Sätzen und er fuhr fort: »Schauen Sie, Sarah Baerenbaum soll getrost glauben, dass Ihr Mann in Petersburg ist, Sie hier brav das Eheweib geben und sie nach wie vor Ihre von Ihnen bedauerte Klientin ist. Darauf kommt es vor allem an. Sie muss glauben, dass Sie keine Ahnung von der Sache haben. Okay?
    Also gehen Sie mit ihr shoppen, so, wie Sie es mir vorhin erzählt haben.«
    Ich nickte wieder.
    In Meisers Anwesenheit mutierte ich zum folgsamen Weib, wie ich erstaunt wahrnahm. Kein Widerspruch, kein Einwand, kein rhetorisches Gegenangesabbel.
    »Unsere Aktion kostet natürlich etwas«, sagte Knut Meiser und sah mich mit seinen braunen Augen treu an. »Allerdings weniger, als wir gemeinhin berechnen, da Sarah Baerenbaum ja - unfreiwillig, aber immerhin - einen Teil des Honorars übernimmt. Aber einen Teil müssen auch Sie begleichen.«
    »Mann, Meiser, jetzt hören Sie auf!«, warf ich genervt ein. »Und hören Sie auf, diesen Dackelblick aufzusetzen, wenn Sie über Ihr Honorar reden. Geld war noch nie mein Problem.«
    »Vielleicht fand das Ihr Mann ja so anziehend an Ihnen.«
    Für diese taktlose Bemerkung hätte ich Meiser am liebsten eine geknallt, zeigte ihm aber lediglich den Mittelfinger. Was Lisa und Hedwig sich erlaubten, gestattete ich mir schon lange.
    »Sagen Sie mal«, hob ich an, »haben Sie Sarah Baerenbaum jemals gesehen?«
    »Ja, vorgestern. Sie verließ Jonnys Büro. Das ist mein Kompagnon. Der, den sie ursprünglich angeheuert hat.«
    »Machte sie auf Sie den Eindruck, als wüsste sie sich nicht zu kleiden oder als hätte sie bemerkenswerte Minderwertigkeitskomplexe?«
    Meiser runzelte die Stirn, griff in den Mund, holte den Kaugummi heraus und drehte ihn gedankenverloren zwischen Daumen und Zeigefinger zu einer Kugel, die er in den Gästeaschenbecher vor sich auf den Tisch schnippte.
    »Sind Sie noch ganz dicht?«, fauchte ich ihn an, »wo haben Sie denn Ihre Kinderstube gehabt?«
    »In Mühlheim an der Ruhr«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    »Na, das merkt man ja wohl auch.« Ich grinste.
    »Jetzt werden Sie mal nicht unverschämt.«
    »Und Sie nicht überheblich.«
    Ich schlug mir auf den Mund. Da war mir mal wieder etwas unbeabsichtigt entfleucht.
    »Tut mir Leid«, entschuldigte ich mich, doch Meiser grinste nur, holte ein Taschentuch aus seiner Jackentasche, nahm den Kaugummi aus dem Aschenbecher, rollte ihn sorgfältig in das Taschentuch - und drückte es mir in die Hand.
    »Sie wissen sicherlich besser als ich, wo das Zeug entsorgt werden kann.«
    Überrumpelt nickte ich und warf das Taschentuch in den Papierkorb unter meinem Schreibtisch, während Meiser noch über meine Frage nachzudenken schien. »Wissen Sie, ich verstehe nicht besonders viel von Stil, aber ich würde behaupten, sie weiß sich zu kleiden.«
    »Echt?«
    »Ja, ich denke schon. Und sie hat auch keine besonderen Komplexe.«
    »Aber mir gegenüber tat sie immer so.«
    »Na ja, vielleicht, damit Sie sich ihr besonders zuwenden. Vielleicht wollte sie Sie besser studieren, herausbekommen, was Ihren Mann an Ihnen so reizte, dass er sie heiratete.«
    »Und ich bin drauf reingefallen?«
    »Was soll‘s. Tun Sie auch weiter so, als würden Sie Ihr die Masche mit der bedürftigen grauen Maus abnehmen, und dann sehen wir weiter. Wann treffen Sie sie eigentlich wieder?«
    »Ich habe mit ihr abgemacht, dass ich sie anrufe, wenn es mir nach meiner Magen-Darm-Grippe besser geht.«
    »Okay. Rufen Sie sie noch heute an. Dann ist sie beschäftigt. Das schadet nie. Fühlen Sie sich dem gewachsen?«
    Ich fühlte mich dem nicht gewachsen. Mich überkam das ganz und gar infantile Bedürfnis, heim in Mutters Schoß zu kriechen. Ein bemerkenswertes Gefühl, das mir als Frau in den besten Jahren kaum zustand und meine Frau Mama sowieso nur zu einem Brechreiz verleiten würde, wenn sie darum wüsste.
    Meine Mutter hielt nämlich nichts von den so genannten schwachen Momenten im Leben einer Frau. Konsequent hatte sie ihre weibliche Stärke bereits zu einer Zeit kultiviert, als das Wort Emanzipation noch lange nicht zum

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