Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
mehr gegessen und die Mittagshitze grillte mir gemeinsam mit dem achtzigprozentigen Rum den Verstand.
»Tut Ihnen der Herzanfall Ihrer Mutter nicht wenigstens ein - bisschen Leid?«, fragte ich, während ich mich zurücklehnte.
»Nein. Meine Mutter mag mich nicht und ich mag sie nicht. Weshalb sollte es mir Leid tun? Sie liegt ja nicht im Sterben. Und von mir aus kann sie im Krankenhaus bleiben, solange sie will. Mir fehlt ja nichts. Nur ein passender Mann.«
»Den werden wir für Sie schon finden«, ermunterte ich die Baerenbaum mit professionellem Charme. Die Frau schien sich ihrer Sache mit meinem Mann doch nicht gänzlich sicher zu sein. War eigentlich auch logisch, sonst würde sie weder Laura noch mich überwachen lassen.
»Das will ich auch hoffen, schließlich bezahle ich Sie dafür«, erwiderte Sarah Baerenbaum mit einer Süffisanz in der Stimme, die mir erst jetzt auffiel. Vielleicht, weil ich um ihre Absichten wusste.
Am liebsten hätte ich sie gefragt, ob sie mich so generös entlohnte, weil sie scharf auf meinen Mann war, verkniff mir die Frage aber selbstverständlich. Meiser hatte Recht: Die Frau durfte nicht wissen, was ich wusste.
Bevor sie mich heute früh abgeholt hatte, hatte ich noch auf die Schnelle in meiner Datei nach ein paar passenden Herren für Sarah Baerenbaum gesucht. Während wir also an der Binnenalster saßen, offerierte ich ihr einen geschiedenen Unternehmer mit besten Referenzen und einen Witwer, der durch das Vermögen seiner verstorbenen Frau nie wieder arbeiten musste.
»Wenn es Ihnen recht ist, faxe ich Ihnen später das Profil der beiden und Sie können dann zu Hause in Ruhe entscheiden, ob Sie beide Herren treffen wollen oder vielleicht nur einen.«
Sarah Baerenbaum nickte ihr Einverständnis zu mir herüber, schlug dabei elegant die Beine übereinander und blinzelte zu einem Herrn hoch, der gerade blicklos an uns vorübereilen wollte, dann aber doch mit den Augen an ihren Beinen hängen blieb, bis er ihr schließlich ins Gesicht sah und zurückblinzelte.
Ich dachte, mich tritt ein Pferd.
Als ich diese Geschichte am späten Abend Knut Meiser auf meiner Terrasse bei einem Wein erzählte, schüttete der sich aus vor Lachen.
»Da hat Ihnen aber mal jemand gezeigt, was eine Harke ist. Vielleicht verstehen Sie jetzt ein wenig besser, was Ihr Mann an der Frau findet.«
»Nein, das verstehe ich nicht. Nicht wirklich. Aber vielleicht können Sie es mir erklären«, erwiderte ich, ganz die Zicke, die ich mitunter sein konnte.
Meiser ignorierte meinen Tonfall. »Die Frau ist ein Chamäleon, jemand, der sich ständig neu erfindet, und immer, wenn Sie glauben, Sie hätten sie durchschaut, ist sie wieder jemand ganz anderes. Männer macht es entweder komplett gaga oder es turnt sie an. Ihren Martin ...«
»Hören Sie auf!«, unterbrach ich Meiser. Ich wollte jetzt nichts mehr davon hören.
Meiser prostete mir zu.
»Vernünftige Entscheidung. Sie zerfleischen sich selbst, das wissen Sie, nicht wahr?«
Ich prostete zurück. »Sie Schlaumeier. Ja, ich weiß es. Ich kann es nur nicht von heute auf morgen abstellen. Irgendwie finde ich den Schalter nicht.«
»Würde es sie trösten, wenn ich Ihnen erzähle, dass wir ein wenig recherchiert haben?«
Augenblicklich saß ich kerzengerade in meinem Sessel, mit durchgedrücktem Rücken, den Kopf erhoben, die Ellenbogen akkurat nebeneinander auf den Tisch gelegt, die Hände neben dem halb ausgetrunkenen Weißweinglas gefaltet.
Meiser übte eine eigentümliche Wirkung auf mich aus. Seine Gegenwart beruhigte mich und ließ meine Widerborstigkeit schwinden. Ich wurde weich und formbar, von gelegentlichen Ausfällen mal abgesehen.
Hätte meine Mutter gewusst, dass jemand einen derartig manipulierenden Einfluss auf mich ausübte, wäre sie im Dreieck gesprungen, da sie an ihrer Erziehungsarbeit hätte zweifeln müssen. Formbar hatte in einer Beziehung - egal, wie die aussah nämlich nur einer zu sein: der Mann. Glaubte meine Mama jedenfalls. Und manchmal hatte die alte Dame eben Recht.
»Fangen Sie an«, bat ich und hob bittend die Hände.
Meiser griff in seine Brusttasche, holte ein Zigarrenröhrchen hervor, entnahm ihm mit genüsslichem Grinsen eine schlanke Zigarre, drehte sie in den Händen, zog sie sich einmal schnüffelnd und schmatzend über die Oberlippe, nahm einen Zigarrenschneider und entfernte die Spitze.
»Was haben Sie denn nun herausbekommen?«, insistierte ich, da mir diese Prozedur bei weitem zu lange dauerte.
Ich
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