Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten
glücklich und hätte mein Leben im Griff. Dabei hatte ich gar nichts im Griff. Vielleicht Hedwig, Lisa und meine verflossenen Liebhaber. Das war es dann aber auch schon. Und selbst so einen Typen wie Gregor hatte ich nicht wirklich im Griff gehabt. Sonst wäre der mir nicht in meinem eigenen Badezimmer an einer Überdosis Drogen krepiert. Oder?
Darüber hinaus kam ich mir auch noch bescheuert vor. Diese verhuschte Person, diese Sarah Baerenbaum, wandte sich sofort an Knut Meiser? An meinen Knut Meiser? An den einzigen Privatdetektiv, den ich kannte? Das ging einen Schritt zu weit.
Inzwischen hechelte ich in etwa so wie ein Hund bei akuter sommerlicher Hitze, kratzte mir mit der einen Hand panikgeschüttelt die Stirn, während die Finger der anderen nervös auf dem Tisch nach Krümeln fahndeten, die es dort nicht gab. Weder Meiser noch ich hatten einen von Lisas Keksen gegessen.
»Wenn die Frau mitbekommt, dass Sie mich kennen! Nicht auszudenken! Dann ordert die doch postwendend einen neuen Killer. Wie furchtbar. Meine Leben ist in Gefahr, verpfuscht, vielleicht verwirkt«, nuschelte ich vor mich hin. »Und dabei können die zwei sich um meinen Mann streiten bis zum Jüngsten Tag. Wenn der aus dem Krankenhaus kommt, will ich den hier in meinem Haus sowieso nicht mehr haben.«
Ich schüttelte den Kopf, während ich Meiser aus der Gewohnheit heraus, eine aufmerksame Gastgeberin zu sein, Tee nachschenkte. Hand und Kanne zitterten.
Meiser legte seine Hand beruhigend auf meine und ich staunte erneut über die Länge seiner Finger und die Breite der Handwurzel.
Ich war geplättet, nervös, mit den Nerven am Ende. Jemand hatte angeordnet, mich zu observieren, überlegte gar in diesem Moment, ob er mich umbringen lassen wollte. Dieser Jemand war eine Frau. Noch dazu eine aus meiner eigenen Klientenkartei.
Und das alles nur, weil sie scharf auf meinen Mann war.
Wie besessen muss man da eigentlich von einem Kerl sein? Ich kannte meinen Mann und ich hatte ihn geheiratet, weil ich ihn liebte. Doch über eines war ich mir im Klaren: Einen Mord war der Mann bestimmt nicht wert. Kein Mann war das wert.
»Mensch, wissen Sie eigentlich, wie pervers die Sache ist?«
Ich sah Meiser an, der fragend die Schultern in die Höhe zog.
»Wenn mein Mann aus dem Koma erwacht und nach Hause darf, werde ich gleichzeitig beide Frauen hierher bestellen. Mein Mann wird wohl ein paar Wochen im Rollstuhl sitzen müssen, wie mir der Arzt bei einem meiner Telefonate mitteilte, weil Hedwig eine Sehne durchtrennt hat. Sie werden ihn dann vor dem Haus im Rollstuhl mitsamt einer notwendigen Grundausrüstung an Klamotten und einem Zettel finden und können ihn mit zu sich nach Hause nehmen und gesund pflegen. Dazu bin ich mir nämlich zu schade.«
Meiser lachte schallend auf. »Sie wollen Ihren Mann auf der Straße im Rollstuhl abstellen - und die zwei Frauen sollen sich zanken, wer ihn mit nach Hause nimmt und pflegt?«
»Ja.«
»Welch kuriose Idee.« Meiser wackelte grinsend mit dem Kopf hin und her. »Zumindest aber dürfte diese Aktion die Baerenbaum veranlassen, Sie nicht weiter beobachten zu lassen.«
»Trotzdem weiß man nicht, wie diese Frau reagiert«, warf ich ein.
Sarah Baerenbaum war hinterhältig, perfide, abgewichst, grottenkalt und berechnend. Als ich das dergestalt verinnerlicht hatte, dass nicht nur mein Kopf, sondern endlich auch mein Bauch glaubte, ja wusste, wie Recht ich hatte, da wurde mir übel, speiübel. In mir tobte die Wut wie ein Sturm. Einer von der unberechenbaren Sorte. Einer, der ständig die Richtung änderte und weder vorhersehbar noch kalkulierbar war.
»Ich will, dass diese Frau bezahlt.«
»Hey!« Knut Meiser grinste mich an. »Kommen Sie runter. Sie wird schon bezahlen. Aber schauen Sie, solche Anfragen bekommen wir immer mal wieder. Vor allem erhalten wir sie, wenn wir zum Beispiel einen Ehemann observieren und der Ehefrau dann Beweise für sein Fremdgehen liefern. Die eine oder andere ist dann im Affekt durchaus willens, ihren Gatten umbringen zu lassen. Allerdings wirklich nur im ersten Moment. Zwei, drei Tage später hat sich das meistens wieder gelegt. Ich denke, bei der Baerenbaum wird es ähnlich laufen. Die ist doch nicht blöd.«
»Und wenn doch?«, fragte ich in Meisers Monolog hinein. »Wenn sie mich nun doch umbringen lassen will?«
»Also, erstens glaube ich es nicht. Zweitens wird Sie Ihre Aktion davon abbringen. Und drittens werden meine Kollegen und ich das zu verhindern wissen.
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