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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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wie ich mein Ohr auf die Brust des Mannes legte. Er ist tot, sagte sie nur. Gib dir keine Mühe. Wir müssen ihn beerdigen. Herbert stand neben ihr und sah ebenfalls zu mir hinunter. Er war paralysiert, wie es nur Männer sein können. Er starrte immer wieder von meiner Mutter zu mir und zurück.
    Na, um es kurz zu machen: Eure Großmutter drehte sich irgendwann achselzuckend um und ging in ihr Zimmer zurück, als sei nichts geschehen. Einzig der rote Fleck auf ihrer Wange und eine gelöste Haarsträhne verrieten, dass etwas passiert war. Herbert und mir blieb nichts anderes übrig, als den Toten zu begraben. Unter dem Flieder. In derselben Nacht. Ja. Hilde sah uns dabei. Und nicht nur das, sie reinigte noch in derselben Nacht die gesamte Treppe und die Halle. Sie verlor dabei kein Wort. Sie fragte nicht und hat über die ganze Affäre nie gesprochen.
    Immerhin brachte es ihr bei der Testamentseröffnung einen Betrag von fünfhunderttausend Mark ein. Erinnerst du dich, Claire? Die alte Dame, die du da zum ersten Mal gesehen hast?« Ich nickte.
    »Die mit dem Jägerhütchen und der dicken Feder.« Ich erinnerte mich sehr genau, saß ich doch bei der Testamentseröffnung eine Reihe hinter ihr und spielte mit der langen, bunten Feder, bis sie mich anzischte, es zu unterlassen.
    »Ja, das war Hilde. Sie hätte Großmama schwer schaden können, aber sie tat es nicht. Sie war zu loyal. Ich glaube, so etwas gibt es heute gar nicht mehr.« Meine Mutter schüttelte gedankenverloren den Kopf.
    »Hedwig?«, fragte ich.
    »Na ja, Hedwig. Sicherlich Hedwig auch. Aber auch Hedwig ist ja schon über siebzig und weiß, dass sie nicht leer ausgehen wird, wenn ich mal sterbe.«
    »Sie erbt?« Martin war sichtlich überrascht. Ich hatte es mir längst gedacht, bei den vielen Jahren, die sie nun schon für unsere Familie arbeitete.
    »Ja, aber mach dir keine Sorgen. Es ist genug Geld da. Es sei denn, ihr stellt euch sehr, sehr dumm an.« Meine Mutter lächelte. »Aber das kann ich mir nicht denken. Du wirst schon aufpassen, Martin.«
    »Was soll das denn heißen?« Martins Stimme schwang aggressiv durch den Raum.
    »Ja, das würde ich auch gerne wissen«, schaltete ich mich ein.
    »Was das heißen soll? Was meinst du wohl, Claire? Martins Geschäft war fast pleite, als du ihn vier Jahre vor deiner Hochzeit kennen gelernt hast. Stimmt doch, oder, Martin?« Meine Mutter blickte erwartungsvoll auf meinen Mann.
    »Und woher willst du das wissen?« Martins Stimme klang angespannt.
    »Weil dein zukünftiger Schwiegervater sich Einsicht in deine Bücher verschafft hat. Und weil das, was er da sah, nicht sonderlich rosig aussah.«
    Mein Mann kroch in sich zusammen.
    »Wie hat er denn das gemacht?« Ich wollte es genau wissen.
    »Daran erinnere ich mich nicht. Ich weiß nur, dass er als stiller Teilhaber bei Martin einstieg und ihn so vor dem Schlimmsten bewahrte.«
    »Das ist doch alles Unsinn. Ich hätte es auch ohne ihn geschafft«, konterte Martin, doch er klang resigniert, was mir zu denken gab - und mich wütend werden ließ.
    »Willst du sagen, dass Martin mich nur geheiratet hat, weil Papa ihn finanziell sanierte? Willst du das, Mama?« Ich schnappte nach Luft. Das fehlte mir an diesem Tag noch. Nicht genug damit, dass sich mein Mann längst anderen Frauen zugewandt hatte, nein, gerade wurde mir erläutert, er hätte mich geheiratet, weil mein Papa seine Firma saniert hatte.
    »Beruhige dich, um Gottes willen, Claire. Natürlich will ich das nicht sagen. Und natürlich wäre es auch gelogen.«
    »Und eine Unverschämtheit.« Martin hatte sich offensichtlich wieder in der Gewalt und sah meine Mutter herausfordernd an.
    »Ich sagte doch, es wäre die Unwahrheit.« Meine Mutter musterte meinen Mann. »Ich wäre dennoch vorsichtiger, mein lieber Martin.«
    »Und kann mir mal jemand erklären, weshalb ich davon bis heute keine Ahnung hatte?« Ich funkelte Martin an. Das war ja wohl das Hinterletzte. Ließ sich von meiner Familie sanieren und sprach darüber nicht mal mit der eigenen Frau.
    »Claire, ich musste deinem Vater versprechen, dass du es von mir niemals erfährst.«
    »Na, das ist ja mal wieder typisch«, erwiderte ich genervt. »Die Kerle klüngeln vor sich hin. Und die Frauen bleiben draußen.« Ich griff mit fahriger Bewegung nach meiner Kaffeetasse, die längst leer war. Ich bemerkte es erst, als ich sie an die Lippen führte und ein schlürfendes Geräusch verursachte. »Will noch jemand einen Kaffee? Soll ich noch einen

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