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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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kochen?«
    Meine Mutter und Martin winkten ab. Für mich allein mochte ich keinen Kaffee kochen, und so blieb ich sitzen. »Bloß gut, dass Papa tot ist. Den würde ich so was von zusammenfalten! Warum musste der sich dauernd in das Leben anderer Leute einmischen?«
    »Nun lass Vater mal in Frieden. Er hat doch nichts getan. Nur ein wenig geholfen.«
    »Rumgepfuscht hat er! Woher soll ich denn wissen, ob mein Mann mich liebt, wenn ich davon ausgehen muss, dass da wahrscheinlich irgendwelche dämlichen Verträge bei irgendwelchen gerissenen Advokaten rumliegen, die genau festschreiben, wie sich mein Mann zu verhalten hat, damit er das Geld nicht zurückzahlen muss-«
    »Ich muss bei einer Scheidung nicht viel zurückzahlen«, erklärte Martin- »Dein Vater wollte nicht, dass das Geschäft etwas mit unserer Ehe zu tun hat.«
    »Verdammt clever. Dennoch muss die Sache einen Haken haben. Mein Vater tat nichts umsonst.«
    »Umsonst hat er es auch nicht getan. Immerhin verdient ihr durch seine Beteiligungen, die auf eure Mutter übergegangen sind, an dem Geschäft mit. Und zwar ziemlich gut.«
    Das schien mir immerhin ganz unser Papa zu sein. Trotzdem war ich sauer auf ihn. »Und außerdem...«, setzte Martin an, doch meine Mutter unterbrach ihn.
    »Ja, aber wir wollen jetzt mal klarstellen, dass dein Vater seit sechzehn Jahren tot ist. Und der Gerechtigkeit halber muss vielleicht gesagt werden, dass Martin seitdem ziemlich erfolgreich war. Und du ja auch, Claire. Du wärst doch weder auf dein Erbe noch auf Martin angewiesen, um dir das Leben angenehm zu gestalten.«
    Ich nickte. Wo meine Mama Recht hatte, hatte sie eben Recht.
    Ich beruhigte mich. Ein Stachel blieb dennoch.

5
    Ich hatte von Samstag auf Sonntag schlecht geschlafen. Gegen vier Uhr früh war ich aufgewacht, neben meinem tief schlummernden Gatten. Als ich mich um fünf Uhr immer noch ruhelos in meinem Bett umherwälzte, stand ich resigniert auf und tastete in der hintersten Ecke des begehbaren Kleiderschranks vorsichtig nach meinem aprikotfarbenen Fleece-Morgenmantel. Ein urgemütlicher, wenngleich wenig erotischer Kuschelmantel, den ich in dem morgendlichen Halbdunkel mühsam unter einem Berg schmutziger Wäsche ertastete, wohin er immer dann verschwand, wenn ich gerade einen Liebhaber im Haus hatte, und wo er seit Gregors Auftauchen unberührt gelegen hatte.
    Ich wickelte mich in den kuschelweichen Stoff, tappte schlaftrunken hinab in die Küche und wollte mir einen aufgeschäumten Milchkaffee kochen, verschüttete jedoch die Hälfte des Espressos, als ich ihn von der Kaffeemühle in den runden Metallfilter klickte. Das Zusammenwischen gestaltete sich ebenso misslich. Der Espresso landete auf dem Küchenfußboden statt in meiner zu einer Mulde geformten Hand.
    Ich war nervös, übermüdet, unkonzentriert.
    Dagegen konnte ich im Moment nichts tun, so gern ich das auch wollte, weshalb ich den Espresso Espresso sein ließ und mir lieber einen ganz normalen Kaffee in einer ganz normalen Maschine kochte. Die gab es nämlich auch noch und der Durchmesser der Filtertüten erwies sich in meiner Situation als geradezu komfortabel.
    Meine Hände zitterten, die Nerven flatterten und mein Herz raste im Galopp durch die frühmorgendliche Stunde. Nun hatte ich zwar gestern auch schon gezittert, jedoch geglaubt, eine Nacht Schlaf würde reichen, das hochnervöse Dilemma zu beenden.
    Ein paar Stunden unruhigen Schlafes hatten jedoch gar nichts beendet.
    Darüber hinaus befürchtete ich, zu einer echten Xanthippe zu verkommen, was ich weder entschuldigen noch tolerieren wollte.
    Immerhin hatte ich mir ein Leben lang zugute gehalten, nicht hysterisch zu werden wie irgendwelche Billigweiber, die ihren Ärger lauthals durch die Straßen keiften und denen egal war, wer ihnen zuhörte.
    Inzwischen gebärdete ich mich weit schlimmer. Ich hatte nicht nur rumgekeift, bis mir die Stimme versagte - ich hatte meinen Mann tätlich angegriffen.
    Mit anderen Worten: Ich führte mich auf, als sei ich reif für die Psychiatrie. Und wer war schuld? Na? Raten Sie mal? Schuld war dieser Kerl, dieses Arschloch. Und wenn diese plumpe Schuldzuweisung nicht ins Bild tiefenpsychologischer Theorien passte, derzufolge Frauen ihre Aggressivität zuvorderst gegen sich selbst richten, sollte man das Bild vielleicht am Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts revidieren.
    Auf jeden Fall war gerade meine heile Welt zusammengebrochen. Jahrelang hatte ich mich in der Sicherheit einer Ehe gewähnt, die

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