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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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provoziert hättest.«
    »Ach, nun bin ich wieder schuld. Das ist ja typisch.«
    »Ist aber so.«
    »Kinder«, schaltete sich meine Mutter genervt ein, »jetzt benehmt euch doch bitte nicht wie Vierzehnjährige. Ich dachte, ich sollte euch beantworten, wie das damals mit Großmama war.«
    Martin und ich nickten.
    »Na ja, also wie ihr ja nun wisst, hatte sie einen Liebhaber, wenn euer Großvater auf Reisen war. Der hieß Bertram und war sechs Jahre jünger als meine Mutter.«
    »Also war er Ende dreißig, als ihr ihn begraben habt.«
    Meine Mutter starrte zu mir. Der Blick genügte.
    »Ich sag nichts mehr. Ehrlich. War das letzte Mal.« Ich hob beschwichtigend die Hände.
    »Na gut. Bertram war sehr gut situiert. Er besaß eine alteingesessene Schiffsagentur, die ihm seine Eltern hinterlassen hatten. Ich glaube, das war damals acht, neun Jahre her. Finanziell hätte er es also mit meinem Vater sehr wohl aufnehmen können. Und er wollte ja auch, dass eure Großmama sich scheiden lässt. Aber die dachte gar nicht daran.«
    »Und woher weißt du das alles?«, fragte Martin.
    »Du hast gesehen, wie Großmama den Typen erledigt hat?«, fragte ich.
    »Deine Großmutter erzählte es mir und Herbert an dem Abend des Unglücks. Wir waren praktisch Zeugen,« antwortete er.
    »Nun ja. Herbert nicht. Nein, der nicht. Ich, na ja, wir waren in meinem Zimmer...«, erwiderte meine Mutter an mich gewandt.
    »... und habt rumgeknutscht«, half ich ihr erneut.
    »Nein, Claire, wir haben nicht rumgeknutscht, wie du es nennst. Herbert half mir, ein Referat für die Schwesternschule über hygienische Maßnahmen bei einer Notoperation im Freien vorzubereiten.«
    »Ach, so nannte man das also.«
    »Es stimmt aber. Wir waren viel zu gut erzogen, um die Gelegenheit auszunutzen. Man vertraute uns, deine Großmama gestattete, dass Herbert mir bei den Schulaufgaben half. Kannst du das nicht verstehen?« Meine Mutter machte eine kurze Pause und ich erinnerte mich, dass meine Großmutter über die Jahre hinweg keine Gelegenheit ausgelassen hatte, zu betonen, wie verliebt meine Mutter und mein Vater gewesen seien. Und wie sehr sie einander geähnelt hätten. Es hatte meiner Großmutter eine Zeit lang Sorgen bereitet, dass meine Mutter und mein Vater einander wie Geschwister ähnelten. Sie befürchtete, dass die beiden, die zumal Einzelkinder waren, einen ungesunden Narzissmus ausleben könnten. Vielleicht hatten sie es sogar getan. Wer weiß das schon? Für mich war immer nur eines ersichtlich gewesen: Meine Mama und mein Vater mochten sich streiten, meine Mutter mochte auch tagelang kein Wort mit meinem Vater sprechen, wenn sie befand, dass er sich danebenbenommen hatte. Doch wenn es darauf ankam, wenn also der Rest der Welt, sei es das Finanzamt oder seien es bösartige Angestellte oder missliebige Lehrer ein Familienmitglied bedrohten, dann hielten die beiden zusammen wie Pech und Schwefel.
    Ja, seltsam, als meine Mutter nun die Tasse aufnahm, um einen Schluck des sicherlich längst kalt gewordenen Kaffees zu trinken, erinnerte mich die Geste, mit der sie das tat, an meinen Vater. Selbst die Art, wie sie mit der einen Hand den Henkel hielt und mit der anderen Hand die Tasse umfasste, als wolle sie sie schützen, glich der meines Papas.
    »Nein, natürlich kannst du das nicht verstehen«, murmelte sie in ihre Tasse. »Jedenfalls«, fuhr sie in normaler Tonlage fort, »waren wir an jenem Abend fast fertig, als wir eine lautstarke Auseinandersetzung hörten. Wir dachten erst, es sei vielleicht das Personal, aber dann erkannte ich die Stimme meiner Mutter, die sich offensichtlich mit einem mir unbekannten Mann stritt. Jedenfalls konnte ich nicht sagen, wessen Stimme es war. Und das überraschte mich. Ich fand es erstaunlich, dass zu so später Stunde ein Fremder im Haus war. Vor allem wussten weder ich noch Herbert, wie er unbemerkt hereingekommen war. Später wurde es uns natürlich klar.«
    »Und wie?«, fragte ich.
    »Er kann nur durch die Garage in den Vorratsraum neben der Küche und dann ins Haus gelangt sein. Ich glaube, wenn ich mich nach all den Jahren richtig erinnere, sagte deine Großmama damals auch so etwas. Sie ließ wohl immer die Garagentür angelehnt, wenn sie wusste, dass er kam. Fragt mich nicht. Ich vermute, außer deinem Vater und mir hat es jeder im Haus gewusst. Der Gärtner, die Köchin und natürlich Hilde, die damals den Haushalt führte, jetzt aber schon seit Jahren tot ist.«
    »Und was geschah an dem Abend weiter?«,

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