Mein Mann der Moerder
steht?«
»Aber klar doch.« Basti holte sein Portemonnaie aus der Hosentasche, zückte seine Visitenkarte und reichte sie Kristina. Das heißt, er gab ihr die Visitenkarte mit der Verlagsanschrift, unter die er mit der Hand seinen Namen und seine Handynummer geschrieben hatte. Alle Freien bekamen solche entwürdigenden Visitenkarten, die sofort verrieten, dass sie nicht richtig zum Verlag gehörten und jederzeit ersetzbar waren.
Doch Kristina sah ihn an, als sei Basti John Grisham persönlich, der ihr gerade ein Autogramm gegeben und sie zum Abendessen eingeladen hatte.
Seither trafen sie sich. Schon am ersten Abend, drei Tage nachdem er Kristina kennengelernt hatte, war es zur Sache gegangen. Sie hatten zwei Flaschen Rotwein getrunken und waren übereinander hergefallen wie zwei Ausgehungerte. Basti hatte davor das letzte Mal mit einer Prostituierten geschlafen. Und dieses bezahlte Schäferstündchen lag schon über zwei Jahre zurück. Kristina hatte eine Reihe unbefriedigender Affären mit verheirateten Männern hinter sich. Nun hatten sie sich gefunden und hielten es kaum bis zu Bastis Feierabend aus. Ihre Sehnsucht war so stark, dass Basti sich sogar fast in jeder Mittagspause loseiste, um schnell zu Kristina zu fahren. Dass ihre Zeit knapp war, weil Basti zurück in die Redaktion musste und Matze unten im Auto auf ihn wartete, gab ihrem Tête-à-Tête am Mittag einen besonderen Reiz.
Meist schrieb Basti Kristina eine SMS: Bin gleich bei dir .
Kann es kaum erwarten , blinkte es zurück.
»Kristina wartet«, sagte er dann zu Matze und die gute Seele fuhr ihn stets kommentarlos zu Kristinas Adresse und blieb allein im Wagen vor der Tür zurück.
Schon während Basti die Treppe hinauflief, zwei Stufen auf einmal nehmend, spürte er, wie sein Glied in seiner engen Jeans pulsierte. Kristina stand meist schon oben an der Tür und erwartete ihn. Sie trug nur ein kurzes Kleidchen und keinen Slip. Atemlos zog er sie mit beiden Händen zu sich heran. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Während sie sich küssten, gab er der Wohnungstür mit dem Fuß einen heftigen Stoß, sodass sie ins Schloss fiel. Einmal waren sie ineinandergekeilt zu Boden gegangen, hatten gelacht und auf dem Holzparkett gevögelt. Kristina war nicht zimperlich, stöhnte laut auf, schien jeden Stoß auf dem harten Boden zu genießen. Meistens jedoch trieben sie es auf Kristinas Schreibtisch, wie ein lustiger Abgesang auf ihre gescheiterten Schriftstellerkarrieren. Über ihre Romanversuche hatten sie nie geredet.
Das Ganze dauerte meist nur wenige Minuten. Hastig zog Basti den Reißverschluss seiner Hose hoch. »Schatz, ich muss wieder los«, sagte er.
Kristina hielt ihn am Gürtel fest. »Ich lasse dich nur gehen, wenn du mir versprichst, dass du wiederkommst.«
»Worauf du dich verlassen kannst«, lachte er.
»Warte mal, ich hab was für dich«, sagte sie dann, sprang vom Schreibtisch, knuffte ihn in die Seite und lief in die Küche. Kurz darauf kam sie mit einer Tupperdose zurück. »Hier, ein Lunchpaket – wenn du schon keine Zeit hast, mit mir zu essen.«
Basti nahm die Dose und drückte Kristina einen Kuss auf die Stirn. Diese Frau würde er heiraten, so viel stand fest.
Welch ein Glück, dass aus Kristina keine Journalistin geworden war. Sonst wäre sie heute womöglich eine dieser zickigen Redaktionshexen, denen er jeden Tag im Verlag ausgeliefert war. Alles gut aussehende Frauen zwischen dreißig und vierzig mit Gucci-Brillen im Haar und Prada-Täschchen über der Schulter. Bestens ausgebildet. Gut verdienend. Unglücklich. Einem Mann die Tupperdose für unterwegs zu bestücken, wäre für sie wahrscheinlich ein Akt politischer Unterdrückung gewesen. Allein schon, wie sie mittags in der Kantine zum Salatbüfett stöckelten und zu ihren Kolleginnen Sätze sagten wie: »Ab fünfzehn Uhr darf ich keine Stärke mehr zu mir nehmen.«
Zum Abgewöhnen, diese Weiber. Der Umgang mit ihnen glich einem Gang über vermintes Gelände. Zickig, immer auf Kriegspfad, jedes Wort ein Schuss. Kein falsches Wort, kein sexistischer Witz, sonst drohten sie mit dem Betriebsrat, der Frauenbeauftragten, Amnesty International oder dem Menschenrechtsrat der UNO.
Sie gaben jedem Mann das Gefühl, ohne ihn auszukommen, und wunderten sich, dass sie keinen abkriegten, diese vertrockneten Pflaumen. Benahmen sich wie Königinnen, die Hof hielten. Kein Mann war ihnen gut genug. Sie glaubten an den Märchenprinzen, wie einst ihre Großmütter. So
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