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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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Menge Fragen, die wir Ihnen nicht beantworten können.«
    In Wirklichkeit konnte Matze es kaum erwarten, seine Beute in Sicherheit zu bringen, bevor Unger begriff, dass er seine Familiengeschichte morgen ganz groß im Berliner Express lesen würde.

    Unger und seine Frau begleiteten Matze und Basti zur Tür. Sie wirkten wie in Trance.
    Wortlos gingen Basti und Matze zum Auto. Erst als sie im Wagen saßen, fand Basti seine Sprache wieder. »Alter Schwede! Was für ein Scheißjob! So geschämt habe ich mich noch nie.«

    Matze zuckte mit den Achseln. »Na ja, in den Journalistenhimmel kommen wir nicht mehr«, antwortete er ungerührt und ließ den Motor an.

    Basti schüttelte den Kopf. Er war weiß Gott nie ein Engel gewesen. Er konnte gar nicht mehr zählen, wie oft er schon benebelt vom Alkohol bei Angehörigen geklingelt und ihnen Fotos von Mordopfern abgeschwatzt hatte. Aber es war ihm noch nie passiert, dass er vor der Polizei da gewesen war und Angehörigen die Todesnachricht überbracht hatte – und das auch noch in nüchternem Zustand.

    »Wir haben den Mann nicht gezwungen, uns ins Haus zu lassen«, nahm Matze den Faden wieder auf. »Und wir können ja nichts dafür, dass wir schneller waren als die Polizei.«

    Basti stöhnte auf.

    Matze redete sich in Rage: »Drei Tote, darunter zwei Mordopfer – die Öffentlichkeit hat schlicht ein Recht zu erfahren, wie es zu dieser Tat kommen konnte. Und glaubst du wirklich, Unger macht einen besseren Job? Der stiftet seine Vertreter dazu an, alten Omas Versicherungen aufzuschwatzen. Bezirksdirektor, wenn ich das schon höre. Chef einer Drückerkolonne ist der werte Herr Unger.«

    Basti hatte keine Lust auf diese Diskussion. Matze war einfach nicht in der Lage zu verstehen, was ihn quälte.

    Während der Fotograf den Wagen über den Schleichweg zurück in die Stadt lenkte, sprachen sie kein Wort miteinander. Jeder hing seinen Gedanken nach. Basti war bedrückt, malte sich aus, was seine Eltern wohl zu diesem Artikel sagen würden. Vielleicht würden sie auch nur vielsagend schweigen.

    Nicht mal der Gedanke, dass er in Kristinas Achtung steigen würde, weil seine kleine Maus ihn für jede Silbe bewunderte, konnte ihn aufrichten.

    Matze dagegen summte leise vor sich hin: »So ein Tag, so wunderschön wie heute …«

    *

    Die Frau, die mir die Tür öffnete, war eine Greisin. Nicht, dass sie wirklich alt gewesen wäre, aber der Kummer hatte ihr so sehr zugesetzt, dass sie um Jahre gealtert schien. Antonias Mutter war, das wusste ich aus der Zeitung, Mitte fünfzig. Nichts erinnerte mehr an die Frau, die am Abend nach Antonias Verschwinden im Fernsehen mit bebender Stimme an den Entführer appelliert hatte, ihr Kind laufen zu lassen. Damals war Klara Schreyer eine attraktive Frau gewesen. Brünett, mit hochgestecktem Haar, dezent geschminkt, schimmernde Perlen an den Ohrläppchen. Die Frau, die vor mir stand, war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ihr Haar stumpf, von grauen Fäden durchzogen, hing strähnig vom Kopf herunter, so als wäre es tagelang nicht gewaschen worden. Die Haut war aschfahl, tiefe Furchen hatten sich in die Mundpartie gegraben, unter den Augen lagen dunkle Schatten, ihr Blick war ohne Leben und Glanz.

    Frau Schreyer trug einen beigefarbenen Jogginganzug, der fleckig war und einen schmuddeligen Grauschleier angenommen hatte, so als trüge sie ihn Tag und Nacht.

    Am liebsten wäre ich weggerannt, doch nun gab es kein Zurück mehr. Antonias Mutter sagte kein Wort. Sie starrte mich aus toten Augen an und hielt den Hund, einen schwarzen Mittelschnauzer, am Halsband. Ihr Blick schnitt mir ins Herz. Der Schnauzer bleckte seine Zähne und knurrte.

    »Ich, äh, ich, äh, könnte ich Sie mal sprechen?«, brachte ich schließlich heraus.

    Frau Schreyer trat einen Schritt zurück, ließ mich schweigend ins Haus. Kaum hatte sie die Tür hinter mir geschlossen, ließ sie den Hund los, der an mir hochsprang und nun, da ich gewissermaßen von seiner Herrin akzeptiert worden war, zur Begrüßung mit dem Schwanz wedelte.

    Antonias Mutter ging in die Küche, die sich gleich rechts neben der Haustür befand. Ich folgte ihr, blieb jedoch im Türrahmen stehen, wartete darauf, dass Frau Schreyer mir einen Platz anbieten würde. Die Küche bildete einen eigenwilligen Kontrast zu der Fassade der Villa. Die Schranktüren der Küchenzeile bestanden aus babyblauem Kunststoff. Die silbernen Plastikringe, die als Griffe dienten, verrieten, dass die Einbauküche

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