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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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versuchen Sie auch noch, über Zäune zu klettern, um bessere Fotos zu schießen. Unerhört ist das!«

    Zustimmendes Gemurmel. Zum Glück waren sie hier in Zehlendorf. In Kreuzberg wären die Leute nicht so zurückhaltend gewesen und wahrscheinlich mit Fäusten auf Matze losgegangen.

    Matze ließ sich nicht aus der Reserve locken. »Meine sehr verehrten Damen und Herren«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Ich mache nur meinen Job. Ein Mord ist keine Privatsache. Und wenn Sie nicht neugierig wären, was hier passiert ist, würden Sie ja wohl selbst nicht auf der Straße stehen und die Polizei bei ihrer Arbeit behindern. Oder?« Mit diesen Worten bahnte sich Matze den Weg durch die Menge.

    Basti winkte seinem Kumpel zu. Eines musste man ihm lassen: Er war Profi.

    »Alter Schwede, sind die aufgeregt«, schnaufte Matze. »Das Haus hab ich. Die Spurensicherung auch. Leider bin ich dabei erwischt worden, als ich mich durch die Gärten hinter das Haus schleichen wollte. Wo warst du denn so lange?« Matzes Ton verriet, dass er sich ein bisschen im Stich gelassen fühlte.

    »Bei einer gut informierten Nachbarin. Ich habe sogar ein Foto von den Opfern. Lass uns einfach abhauen. Hier gewinnen wir eh keinen Blumentopf mehr«, schlug Basti vor.

    Matze pfiff durch die Zähne. Diese Nachrichten versöhnten ihn. »Ein Foto von den Opfern. Sehr geil. Dann ist der Tag ja gerettet.«

    »Hast du eigentlich Witte und Herrmann schon irgendwo gesehen?«

    Matze schüttelte den Kopf.

    »Merkwürdig«, überlegte Basti. »Die sind doch sonst immer die Ersten.«

    Matze zuckte mit den Achseln. Sie gingen zurück zum Wagen, stiegen ein. Der Fotograf schaltete den Scanner an. Es rauschte und knackte.

    »Spree von 2712.« Ein anderer Streifenwagen rief die Einsatzleitstelle. »2712 kommen.«

    Matze drehte den Ton lauter.

    »Wir haben das Fluchtfahrzeug gefunden. Daimler Benz, blau. Kennzeichen Berta, Anton, zwo, fünneff, sieben, drei, fünneff. Auf dem Fahrersitz eine Person. Ex. Wahrscheinlich der Täter. Fahrzeug steht Gemarkung Berlin-Buch, Zepernicker Straße, achthundert Meter hinter dem Klinikum auf einer Wiese.«

    Basti und Matze sahen sich an. Thorsten Unger, der Sohn, der seinen Stiefvater und seine Mutter erschossen hatte, war tot. Wahrscheinlich hatte er sich selbst eine Kugel in den Kopf gejagt.

    »Verstanden. Ich schicke das K 11«, antwortete die Leitstelle.

    Nun würde die Mordkommission anrücken. Basti überlegte einen Moment. Es war sinnlos, jetzt nach Buch rauszufahren. Die Polizei würde das Gelände weiträumig absperren, sodass Matze höchstens mit einem Teleobjektiv eine Chance hätte, Fotos zu bekommen. Vielleicht war es dagegen einen Versuch wert, Winfried Unger, dem leiblichen Vater des Täters, einen Besuch abzustatten. Basti zückte sein Handy und wählte die Nummer der Auskunft. Tatsächlich stand Winfried Unger im Telefonbuch, und zwar mit voller Adresse, er arbeitete als Versicherungsfritze, schmückte sich mit dem protzigen Titel ›Bezirksdirektor‹.

    »Reinickendorf. Winfried Unger?«, wiederholte Matze, der Bastis Telefonat mit angehört hatte. »Wer ist denn das?«

    »Der leibliche Vater des Täters«, antwortete Basti.

    Matze nickte anerkennend. »Ganze Arbeit, Alter. Das muss man dir lassen.« Er tippte die Adresse ins Navigationsgerät, machte einen Schleichweg aus, der sie am morgendlichen Berufsverkehr vorbei nach Reinickendorf schleusen würde, und gab Gas. Jetzt mussten sie ein weiteres Mal schneller sein als die Konkurrenz, dann war ihre Geschichte perfekt. Matze fuhr, als ginge es um Leben und Tod, und sie erreichten in Rekordzeit ihr Ziel.

    Winfried Unger wohnte in einer ruhigen Seitenstraße. Im Carport vor dem Haus, einem schmucklosen Bungalow aus den Siebzigern, stand ein roter VW Passat. Unger war offenbar zu Hause.

    Ilse und Winfried Unger, las Basti und klingelte. Gleich darauf waren im Hausflur Schritte zu hören. Basti und Matze setzten ernste Mienen auf. Winfried Unger öffnete die Tür.

    »Guten Morgen, Herr Unger. Mein Name ist Sebastian Schellenberger, das ist mein Kollege Matthias Grothe. Wir kommen vom Berliner Express. Tut uns leid, dass wir Sie in dieser schweren Stunde stören. Herzliches Beileid erst mal.«

    Unger, ein bulliger Typ um die sechzig mit Halbglatze und einer unvorteilhaften Hornbrille, sah die beiden Besucher durch seine dicken Gläser verständnislos an.

    »Beileid? Wovon reden Sie?«

    Basti schnappte nach Luft. Damit hatte er nicht gerechnet.

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