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Mein Mann der Moerder

Mein Mann der Moerder

Titel: Mein Mann der Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind
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kärgliches Dasein. In jeder Etage waren die Fenster gekippt, sodass der Wind durchs Haus pfiff. Oben im siebten Stock – Basti und Matze waren im Gegensatz zu den Polizisten völlig außer Atem – blieb Becker einen Moment vor einer Wohnung stehen. Er hielt sein Ohr an die Tür und lauschte.

    Matze spürte ein behagliches Kribbeln in der Magengegend. Er war überzeugt davon, dass hier ein ganz großes Ding am Kochen war. Vielleicht wickelten in dieser Wohnung gerade ein paar Drogendealer ihre Geschäfte ab, die nun gleich auf frischer Tat ertappt würden. Und er war auserwählt, die Fotos von der Festnahme zu schießen. Geile Geschichte. Je nachdem wie dick die Fische waren, die den Bullen ins Netz gingen, könnte er die Bilder an überregionale Zeitungen oder Illustrierte verkaufen. Dass sich die Bullen ausgerechnet für sie entschieden hatten, kam natürlich nicht von ungefähr. Da war sich Matze ganz sicher. Sie hatten sich eben durch ihre Arbeit Respekt verschafft. Und das zahlte sich jetzt aus.

    Becker zwinkerte Basti und Matze zu. Leise drehte er den Schlüssel im Schloss um, stieß die Wohnungstür jedoch noch nicht auf. Stattdessen winkte der Kommissar die Reporter zu sich heran. Gleichzeitig drängten die Bullen von hinten nach, obwohl der Flur eigentlich genug Platz bot. Plötzlich gab Becker der Tür einen Stoß, sodass sie aufflog. Ein bestialischer Gestank schlug ihnen entgegen. In der Wohnung war es stockdunkel, wahrscheinlich waren die Vorhänge zugezogen. Dann ging alles blitzschnell. Ehe Matze und Basti begriffen, was geschah, schubsten die Bullen sie von hinten ins Dunkle. Basti stolperte hinter Matze, der fast seine Kamera fallen gelassen hätte, in die Diele. Hinter ihnen schlug die Tür wieder zu. Sie hörten das metallische Geräusch des Schlüssels. Sie waren eingesperrt.

    Die Bullen lachten. Becker, dieser Mistkerl, wieherte am lautesten.

    Der Gestank verschlug Basti und Matze den Atem. Es roch nach … Aas, Fäulnis. Der üble Geruch besetzte ihre Nasen, fand den Weg in ihre Münder, wo er sich auf ihren Zungen breitmachte und in einen pelzigen, widerwärtigen Geschmack verwandelte. Basti und Matze hielten sich die Hände vor den Mund und würgten.

    Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Und dann sahen sie die Quelle des Gestanks: Am Ende des Flurs lag eine Leiche auf dem Fußboden. Der Körper war aufgebläht, die Haut schwarz, so als sei sie verkohlt. Das Blut war nach dem Tod schwarz geronnen. Eine Szene wie aus einem Horrorfilm. Ob Mann oder Frau war nicht zu erkennen.

    Matze stierte auf den Körper. Seine Augen waren weit aufgerissen. Ihm war übel wie nie zuvor in seinem Leben.

    Draußen vor der Tür hallte das Gelächter der Bullen durchs Treppenhaus.

    Bastis Magen zog sich ruckartig zusammen. Er musste sich schwer beherrschen, um nicht zu kotzen. Diesen Gefallen würde er den Bullen nicht tun. Also hielt er die Luft an. Irgendwo musste es hier doch ein Fenster geben. Er brauchte frische Luft. Doch die Leiche lag quer im Flur, versperrte den Weg zu den Zimmern. Basti nahm seinen Mut zusammen, bezwang seinen Ekel und stieg über die Leiche. Zum Glück drückte der Tote sein Gesicht in den Boden, sodass Basti ihm nicht in die Augen sehen musste. Der Körper, auf dem ein speckiger Glanz lag, war übersät mit Bläschen, aus denen eine stinkende Flüssigkeit in den Teppich suppte. Dies war ohne Übertreibung die größte Herausforderung seines bisherigen Polizeireporterlebens.

    Basti schlug sich nach rechts in das erste Zimmer. Schemenhaft erkannte er die Einrichtung, ein Sofa, davor einen Tisch. Und die verdunkelten Fenster. Durch die oberen Lamellen der Jalousien fiel ein schmaler Lichtstreifen. Auch hier, ein paar Meter von der Leiche entfernt, war der Gestank gleichbleibend penetrant. Basti tastete in der Dunkelheit mit der Hand nach der Zugschnur, mit der er die Jalousie hochziehen konnte. Doch seine Fingerkuppen tasteten nur über grobe Raufaser.

    »Andere Seite«, hörte er die erstickte Stimme von Matze, der ihm gefolgt war. Mit einem lauten Ratschen schnellte die Jalousie hoch. Licht durchflutete das Zimmer. In Windeseile riss Matze das Fenster auf. Frische Luft strömte in die Wohnung.

    Die Reporter schoben ihre Oberkörper weit über die Brüstung nach draußen und japsten nach Luft. Der Leichengeschmack im Mund ließ sich allerdings nicht vertreiben.

    Matze inhalierte tief, konzentrierte sich auf seine Atemzüge. Basti fand als Erster seine

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